Leadership-Interview-Transkript - Sozialpsychologie - Goethe ...
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Andreas Leonhardt<br />
Kurzbiografie<br />
Andreas Leonhardt ist 1970 geboren und ist ausgebildeter Volljurist. Er hat seit über zehn<br />
Jahren Erfahrung im Bankensektor, unter anderem Abteilungsleiter der Finanzen bei der<br />
Mainfirst Bank AG in Frankfurt, wo er auch fünf Jahre Group Compliance Officer und<br />
Vorsitzender des Aufsichtsrates einer Luxemburger Fondsgesellschaft war. Danach arbeitete<br />
er als Berater bei KPMG. Seit Mitte letzten Jahres ist er Vorstandsmitglied als CFO bei der<br />
Bankhaus Main AG. Dort ist er verantwortlich für Finanzen und die Entwicklung des<br />
Gesamtkonzerns.<br />
<strong>Interview</strong> geführt in Frankfurt am 25. Juni 2012<br />
Rolf van Dick: Brauchst du selber auch noch Führung? Wen hast du, der dir sagt, wann du<br />
morgens aufstehen musst und wie dein Tagesprogramm ist? Verlernt man es irgendwann,<br />
Führung zu brauchen?<br />
Andreas Leonhardt: Nein, ich denke nicht. Ich glaube, dass wir alle, egal welche Position<br />
wir ausüben, vom Sacharbeiter bis zum Bundespräsident, eine gewisse Art von Führung<br />
brauchen und auch bekommen. Weniger, wann ich morgens aufstehe oder wann wir im Büro<br />
erscheinen, sondern eher der Umstand, dass keiner von uns auf allen Ebenen und in allen<br />
Bereichen so perfekt sein kann, dass er auf Führung verzichten kann. Ich bekomme zum einen<br />
die Führung von meinem Aufsichtsrat, das ist eine gesetzlich vorgeschriebene Führung, aber<br />
ich bekomme auch ganz viel Führung von meinem Umfeld. Ich habe Leute, die mir<br />
Ratschläge geben, wir sagen ja ganz gerne es ist keine Führung die wir bekommen, sondern<br />
ein Ratschlag, aber im Endeffekt lassen wir uns von diesen Leuten doch führen. Auf der<br />
fachlichen Ebene sind das die Mitarbeiter, mit denen ich mich umgebe, die ich genau dafür<br />
hole, dass sie mir in bestimmten Bereichen einen Support geben. Darüber hinaus geht es aber<br />
auch in den privaten Bereich hinein, wo ich Freunde und Familie habe, die wenn ich mit<br />
ihnen über gewissen Themen diskutiere mir neue Sichtweisen vermitteln und mich wieder<br />
erden. Dadurch geben sie mir den gesunden Menschenverstand wieder, den man verliert,<br />
wenn man wie ein Hamster im Hamsterrad läuft. Dieser sagt einem dann: „Jetzt mach mal<br />
langsam, da und da stößt du an deine Grenzen.“<br />
Rolf van Dick: Die Beziehung zwischen Vorstand und Aufsichtsrat würde mich interessieren.<br />
Findet dort auch Führung im klassischen Sinne der Menschenführung statt? Gibt es so etwas<br />
da?<br />
Andreas Leonhardt: Ich weiß nicht, ob es der Regelfall ist, aber bei meinen bisherigen<br />
Arbeitgebern war es tatsächlich so. Dort saßen Aufsichtsräte, die aus dem Metier kommen<br />
und somit wissen, wovon der Vorstand spricht. Deshalb haben sie keine Führung<br />
weitergegeben, die nur aus Vorschriften besteht, sondern es wurden Themen ausdiskutiert und<br />
dem Vorstand wurden Ratschläge gegeben, wie mit bestimmten Situationen zu verfahren ist.<br />
Von daher findet eine Führung im klassischen Sinne statt.<br />
Rolf van Dick: Wenn du mal vergleichst, nicht nur Aufsichtsräte, sondern auch<br />
Vorstandskollegen und so weiter, was ist gute Führung? Was hast du als gute Führung erlebt?