18.07.2014 Aufrufe

Leadership-Interview-Transkript - Sozialpsychologie - Goethe ...

Leadership-Interview-Transkript - Sozialpsychologie - Goethe ...

Leadership-Interview-Transkript - Sozialpsychologie - Goethe ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

mit Ihnen durchgängig ein Thema. Dass Werte wichtig sind, werden Sie natürlich nicht<br />

bestreiten. Aber wo können Sie dazu beitragen, dass Werte ganz konkret auch erlebt werden?<br />

Johannes zu Eltz: Ich glaube, dass wir einen ganz spezifischen Beitrag in dieser<br />

Wertedebatte haben. Ich weiß nur nicht, ob er im Gespräch deutlich genug herauskommt.<br />

Werte sind Derivate und keine Primärprodukte. Unser primäres Angebot sind nicht Werte, die<br />

wir produzieren würden. Das sind ja nur sich verfestigende Haltungen, die einen Untergrund<br />

haben. Bei uns kann man den Untergrund bloß liegen sehen, das ist Glaube. Also vollzogener<br />

Glaube ist der Vorgang, aus dem sich, wenn es viele Leute über lange Zeit tun, Werthaltungen<br />

stabilisieren. Und deswegen dürfen wir nicht zu schnell in die Dienstleistung für die<br />

Gesellschaft herein; dass wir was zu bieten haben mit unseren Schulen und Krankenhäusern<br />

und Caritasverbänden und Einrichtungen. Sondern wir müssen immer wieder auf unseren<br />

Grundvollzug zurück und das heißt, der Mensch, der Gott erkennt, sich von ihm berufen weiß<br />

und sich auf ihn ausrichtet, also Vollzug von Glaube. Das ist unser eigentlicher Beitrag zur<br />

Gesellschaft. Auch und gerade denen zugunsten und zugute, die das für ihre eigene Person<br />

selbst nicht nachvollziehen können.<br />

Rolf van Dick: Wir forschen in den letzten Jahren zu etwas, das nennen wir Unwerte oder<br />

Gegenwerte. Werte werden in der Regel definiert als etwas, wonach man streben sollte. Das<br />

ist das Ideal, dort wollen wir hin. Und wir finden in wirtschaftlichen Kontexten, dass zum<br />

Beispiel Führungskräfte dann besonders effektiv sind, wenn sie zusätzlich auch sagen, wofür<br />

sie nicht stehen, was sie nicht wollen, was sie nicht repräsentieren. Wo finden wir so etwas in<br />

der Kirche?<br />

Johannes zu Eltz: Also Herrenmenschentum, das, was andere Menschen aus der Gattung<br />

heraus definiert und über andere wie über Sachen verfügen kann, egal unter welchem Prätext,<br />

ist absolut No-Go, ist mit uns nicht verhandelbar, darüber reden wir auch nicht. Also es ist<br />

außerhalb des Diskurses. Das taucht neu auf. Und es ist am stärksten im theoretisch<br />

unterlegten Rechtsradikalismus, da kriegt das wieder einen neuen Zug. Das ist eines.<br />

Rolf van Dick: Dort engagieren Sie sich. In Frankfurt sind Sie auch Mitglied in einer<br />

Vereinigung gegen Rechtsextremismus.<br />

Johannes zu Eltz: Römerberg-Bündnis. Das ist ein sich ganz schnell findender<br />

Zusammenschluss von großen Einrichtungen hier in der Stadt, die dann Schulter schließen<br />

würden, um einfach die Aufführungsfläche klein zu halten. Ein anderes, was mir wichtig ist.<br />

Es gibt einen Zusammenhang zwischen Kommunion – das ist unser Kerngeschäft – und<br />

Kommunikation. Also dort wo mit Angst geherrscht wird und wo Leute, die Angst haben,<br />

anderen Angst machen und dann Schweigespiralen einsetzen, da müssen wir dagegen. Also<br />

man muss in der Kirche nicht die ganze Zeit quasseln, aber einen offenen, freien Diskurs, wo<br />

Dinge gesagt werden können, ohne Angst vor Sanktionen, daran muss man uns erkennen. Da<br />

haben die Katholiken, würde ich sagen, geschichtlichen Nachholbedarf, aber den müssen wir<br />

ein bisschen abarbeiten.<br />

Rolf van Dick: Herr zu Eltz, ich danke Ihnen ganz herzlich!<br />

Johannes zu Eltz: Gerne.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!