Leadership-Interview-Transkript - Sozialpsychologie - Goethe ...
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ich habe ja nicht gleich Führung bekommen - hatte ich Vorbilder, hatte ich einen sehr guten<br />
Aufsichtsrat, einen exzellenten Aufsichtsratsvorsitzenden, Herr Doktor Sassmannshausen, ein<br />
ungewöhnlicher Mann mit hohen Werten, mit großer Nähe, mit… Das war jemand, zu dem<br />
ich aufgeschaut habe und der mir auch manchmal gesagt hat „Mein Lieber, welchen Hut<br />
haben Sie jetzt gerade auf? Sind Sie jetzt nur der Eigentümer oder sind Sie jetzt Vorsitzender<br />
der Geschäftsführung und hören auch mal zu?“, das war auch gut. Man sucht das vielleicht<br />
nicht immer und am Schwierigsten war die Führung als Vorsitzender des Hochschulrates in<br />
Darmstadt, weil die Professoren glauben, dass sie eigentlich eine eigene Generis sind, die<br />
durch das Grundgesetz geschützt werden und da Freiheit von Wissenschaft und Lehre, was sie<br />
so interpretieren, dass sie also auch keine Führung, überhaupt keine Vorschriften brauchen.<br />
Rolf van Dick: Hat aber, glaube ich, auch etwas… Ich sehe es ja auch im Frankfurter Senat,<br />
in dem Herr Breuer als Hochschulratsvorsitzender immer sitzt und ich habe ihn schon mal<br />
gefragt, wie er das eigentlich aushält, diese ständigen, langen Diskussionen und ich glaube,<br />
das ist einfach ein Unterschied: Demokratie per Hochschulverfassung in der Universität und<br />
die Entscheidungsfindung, wie sie in Konzernen und Unternehmen normalerweise<br />
funktioniert.<br />
Jürgen Heraeus: Die Diskussionen sind ja nicht schlimm, aber sie müssen dann auch zu<br />
einem Ergebnis führen und es muss am Ende eine Entscheidung getroffen werden. Das ist ja,<br />
das Vermeintliche der Freiheit ist, dass man endlos diskutiert, unentwegt mehr Informationen<br />
will und am Ende daraus nichts macht und nicht eine Entscheidung trifft.<br />
Rolf van Dick: Noch mal zu der Frage, Sie haben gerade gesagt, Sie haben sich auch was<br />
sagen lassen, wenn es begründet war, von Herr Sassmannshausen. Ist das nicht eine Gefahr,<br />
wenn man in einem Familienunternehmen Chef ist, dass einem die Leute sich vielleicht gar<br />
nicht trauen etwas zu sagen, obwohl es nötig wäre?<br />
Jürgen Heraeus: Ja, das ist natürlich bei einer Aktiengesellschaft noch viel größer, denn die<br />
Aktionäre sind alle unbekannt und die paar Radaumacher, die dann auf der<br />
Hauptversammlung sind, die sind nicht ernst zu nehmen, weil sie sich eigentlich bezahlen<br />
lassen dafür, dass sie keinen Radau machen, sodass, sag ich jetzt mal, man die Gesellschafter<br />
in der Familie viel ernster nehmen muss und sie, ich sage jetzt mal, ihnen zu vermitteln, dass<br />
das Unternehmen gut geführt ist und dass man da eine Vertrauensschiene bildet. Das ist sehr<br />
schwer in einer Aktiengesellschaft. Also, wir hatten neulich - ich bin ja auch<br />
Aufsichtsratsvorsitzender bei der GEA, einem großen Unternehmen mit über 20.000<br />
Mitarbeitern - und da ging es dann um das Vorstandsvergütungsgesetz, eine ganz schwierige<br />
Geschichte und dann musste man auch erläutern. Es kam dann auch zur Abstimmung und es<br />
kamen dann auch alle möglichen Fragen und Einwände und so weiter und dann hat einer der<br />
Schutzvereinigungsleiter sich dann gemeldet und hat gesagt, er würde jetzt wünschen, dass<br />
die Diskussion beendet ist, wenn der Herr Doktor Heraeus das vorschlägt und geprüft hat und<br />
erkennt eben und er ist sparsam und gibt da nicht Dings, dann wird es seiner Meinung nach<br />
die Diskussion erübrigen und dann war auch Schluss. Das ist eigentlich das, sagen wir mal,<br />
von denen die sonst nur kritisch sind und so weiter, wenn man das erreicht hat und das auch<br />
in einem Familienunternehmen und man dieses Vertrauen hat, die sagen, wenn er das macht,<br />
dann wird es schon richtig sein. Deswegen haben wir auch diesen Familienkodex gegeben,<br />
dass das auch - was immer gelebt wurde, was immer so war, was mein Vater so gemacht hat,<br />
mein Onkel, was ich so gemacht habe - wenn dann mal hinterfragt wurde warum ist das denn<br />
so, ja, das sagt der Jürgen oder das ist so und jetzt haben wir es niedergelegt, zum Beispiel<br />
wer im Unternehmen arbeiten darf beziehungsweise nicht und so. Und da haben alle<br />
zugestimmt, das haben die auch mit erarbeitet und das ist jetzt nicht geschrieben worden,