Leadership-Interview-Transkript - Sozialpsychologie - Goethe ...
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Jürgen Heraeus<br />
Kurzbiografie<br />
Jürgen Heraeus wurde 1936 in Hanau geboren, studierte in Freiburg und München<br />
Betriebswirtschaft und promovierte in München. 1964 trat er in das Familienunternehmen<br />
Heraeus ein, wurde dort Finanzvorstand, ab 1983 Vorstandsvorsitzender und ist seit 2000<br />
Vorsitzender des Aufsichtsrates.<br />
Jürgen Heraeus ist Präsidiumsmitglied des BDI, Vorsitzender von UNICEF Deutschland und<br />
im Hochschulrat der TU Darmstadt.<br />
<strong>Interview</strong> geführt am 6. September 2012 in Frankfurt<br />
Rolf van Dick: Herr Heraeus, vielen Dank für Ihre Unterstützung. Sie sind 1936 geboren,<br />
hier in Hanau, haben Betriebswirtschaft studiert in Freiburg und in München, haben dort auch<br />
promoviert und sind 1964 in den Konzern eingetreten, in den ´70er Jahren dann Finanzchef<br />
geworden. 1983 haben Sie den Vorsitz des Vorstandes übernommen und dann fast 20 Jahre<br />
lang inne gehabt und seit 2000 sind Sie Aufsichtsratsvorsitzender. Heraeus gibt es seit über<br />
160 Jahren, hat mittlerweile 13.000 Mitarbeiter in 120 Ländergesellschaften. Sie haben sich<br />
spezialisiert auf viele Nischenprodukte, in denen Sie Weltmarktführer sind: Edelmetalle,<br />
Dentalprodukte, Spezialquarze, Glasfasern; Golddrähte für die Computerherstellung, die<br />
Spitzen für Füller werden von Heraeus mit speziellen Edelmetalllegierungen hergestellt.<br />
Heraeus hat in den vergangenen Jahren noch mal mit 26 Milliarden seinen Umsatz vergrößern<br />
können, wobei man sagen muss, Dreiviertel oder Vierfünftel des Umsatzes kommt durch den<br />
Edelmetallhandel…<br />
Jürgen Heraeus: Das muss man abziehen, ein bisschen, ja.<br />
Rolf van Dick: Sie haben einen Gewinn nach Steuern im vergangen Jahr von etwas über 300<br />
Millionen und Sie haben eine Struktur von Gesellschaftern, fast 200 Familienmitglieder, die<br />
als Gesellschafter partizipieren. Sie haben sich ein Leitbild gegeben, ein Konzernleitbild, vor<br />
einigen Jahren, in dem auch die Gesellschafter mal definiert haben, was sie eigentlich wollen<br />
und Sie engagieren sich auch vielfältig industriepolitisch als Mitglied des Präsidiums des BDI<br />
und auch sozial, zum Beispiel im Hochschulrat der TU Darmstadt oder als Vorsitzender vom<br />
Kinderhilfswerk von UNICEF in Deutschland. Sie haben in diesen vielen Funktionen ja ganz<br />
unterschiedliche Führungsaufgaben, auch früher gehabt als Vorstand, dann heute als<br />
Aufsichtsratschef, aber auch bei UNICEF müssen Sie vermutlich Leute führen oder im<br />
Hochschulrat haben Sie auch Führungsrollen…<br />
Jürgen Heraues: Ja, das ist am Schwersten.<br />
Rolf van Dick: Und uns interessiert heute, wie Sie persönlich mit Führung umgehen, wie Sie<br />
Führung definieren. Und die erste Frage, die ich immer stelle und je nach Gesprächspartner<br />
variiere, ist, ob wir überhaupt Führung brauchen. Und meine Frage an Sie wäre, als Sie es an<br />
die Spitze geschafft haben, zum Beispiel bei Heraeus, wer führt Sie dann noch und haben Sie<br />
dann noch Führung gebraucht?<br />
Jürgen Heraeus: Also, Führung ist unabdingbar. Da, wo es keine Führung gibt, ist Chaos, ist<br />
Beliebigkeit, ist auch am Ende keine Zufriedenheit. Als ich dann im Unternehmen aufwuchs -