Leadership-Interview-Transkript - Sozialpsychologie - Goethe ...
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und in der Diskussion so lange nicht nachgebe, bis man doch mal darüber nachdenkt, ob das<br />
nicht vielleicht auch ein Weg sein könnte.<br />
Rolf van Dick: Sie haben vorhin gesagt, Sie waren Professor in Kaiserslautern. Sie waren<br />
auch Dekan. Ich kenne das auch, an der <strong>Goethe</strong> Uni. Im Lehrstuhl hat man ja größtmögliche<br />
Autonomie, als Dekan kann man sich die Mitarbeiter aber nicht unbedingt aussuchen. Wie<br />
war das, haben Sie da ein Beispiel wo Sie sagen, das habe ich besonders gut hinbekommen,<br />
oder auch nicht?<br />
Albert Speer: Also ob ich das besonders – die Dekanate in Kaiserslautern sind immer zwei<br />
Jahre. Das habe ich zweimal gemacht im Laufe meiner 25 Jahre, dann war ich noch im<br />
Universitätsparlament und in Berufungsgremien, und in verschiedensten anderen Gremien.<br />
Ich weiß nicht, ob ich das sehr viel anders gemacht habe, als ich es hier auch mache.<br />
Rolf van Dick: Aber diese Erfahrung haben ja viele Professoren gar nicht, wie ich zum<br />
Beispiel. Wir sind ja hauptberuflich Hochschullehrer und haben nicht „nebenbei“ ein Büro,<br />
was wir leiten. Glauben Sie dass es da gute Übersprünge gegeben hat?<br />
Albert Speer: Also es ist ja so. Zur Führung als Dekan gehört natürlich, dass man Sitzungen<br />
– Fachbereichssitzungen, Senatssitzungen, und was weiß ich was – konsequent vorbereitet.<br />
Das mache ich hier auch, aber da ist das natürlich ganz wesentlich, und da geht es auch ganz<br />
schnell ums Geld, und es geh um Stellen, und es geht um Posten, und es geht um Prestige,<br />
und so. Und da ist eben mein Führungsstil der, dass ich versuche, möglichst viele von meinen<br />
potentiellen Partnern oder auch potentiellen Gegnern in Vorgesprächen in solche Geschichten<br />
mit einzubeziehen. Das man nicht auf Konfrontation in den Sitzungen geht, sondern versucht<br />
das vorher schon über Gespräche oder Telefonate oder Gerüchte... Also, da gibt es ja viele<br />
Möglichkeiten zu beeinflussen. Das ist für mich auch ein Teil von Führung.<br />
Rolf van Dick: Wenn Sie mal an die Führungskräfte denken, mit denen Sie zu tun hatten –<br />
ich glaube Oberbürgermeister großer Städte, Bundeskanzler die Sie auf Auslandsreisen<br />
begleitet haben, oder auch Staatsmänner und –frauen im Ausland. Wer hat Sie inspiriert, wo<br />
würden Sie sagen, da hab ich mal gespürt, da ist jemand ganz besonders befähigt?<br />
Albert Speer: Mir fällt sofort spontan ein: Herr Töpfer, mit dem ich in China war. Da war er<br />
Bundesbauminister, und er hat es verstanden, die Chinesen sehr gut mit ins Boot zu<br />
bekommen und auch, die deutschen Delegationen – wir hatten zu dem Zeitpunkt die ersten<br />
kleinen Schrittchen gemacht in China, hatten aber große Vorstellungen über eine ökologische<br />
Stadt in China – das hat er sofort aufgegriffen und mit in die Diskussion gegeben...<br />
Rolf van Dick: ...wurde ja dann auch gebaut.<br />
Albert Speer: Genau. Da beeindruckt mich auch Offenheit. Da beeindruckt auch das Reden<br />
auf gleicher Augenhöhe. Das gilt auch viel im Ausland. Wir haben ja seit 35 oder 40 Jahren in<br />
Saudi-Arabien gearbeitet. Auf der einen Seite ist das eine sehr, sehr geschlossene<br />
Gesellschaft, die – bei den Chinesen ist das nicht viel anders, aber bei den Saudis noch<br />
ausgeprägter – die uns als notwendige Berater betrachten, die in Entscheidungsprozesse<br />
eigentlich nicht eingebunden sind. Da hab ich das auch erlebt, mit einem damals jungen<br />
Mann, genauso jung wie ich, oder sogar etwas jünger, der es dann in mehreren Funktionen in<br />
Saudi-Arabien zum Minister gebracht hat und heute retired ist. Das es da ganz stark auch um<br />
Persönlichkeit geht, um Ausstrahlung geht, um zuhören können geht. Der war offizieller<br />
Auftraggeber, aber um große Entscheidungen in unserer Diplomatenstadt zu kriegen, mussten