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Leadership-Interview-Transkript - Sozialpsychologie - Goethe ...

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Menschen, die über viele Jahre gute Leitungen erbracht haben ab einem bestimmten<br />

Zeitpunkt schlecht behandle. Sei es, dass ich sie in ein Einzelzimmer setzte und ihnen keine<br />

Aufgabe mehr gebe. Das wird ja oft gemacht. Da wird sein Türschild etwas größer gemacht<br />

und ihm wird täglich sein Kaffee gebracht, aber er ist kalt gestellt. Das sind wirklich die<br />

absoluten Brutstädten für Unfrieden und Unzufriedenheit. Dann ist es besser zu diesen Leuten<br />

zu sagen, passen Sie auf, das macht jetzt keinen Sinn mehr, Sie kommen mit uns nicht klar,<br />

wir kommen mit Ihnen nicht klar, warum auch immer es ist jetzt so, lassen Sie uns in Ruhe<br />

auseinender gehen. Eben nicht, dass er da zehn Jahre in diesem Zimmer sitzt und vielleicht<br />

Abends nicht auch noch seiner Familie erzählt, was er für tolle Sachen gemacht hat, weil er<br />

gesichtswahrend in seiner Familie auftreten will. Das habe ich von Professor Schwaberg,<br />

meinem ehemaligen Chef bei IBM Deutschland gelernt, genauso wie dass er mir beigebracht<br />

hat, wenn man den Pförtner und die Reinigungskräfte nicht mehr sieht darf man nicht oben<br />

ankommen. Der ist morgens am Pförtner vorbei und hat gesagt guten Morgen Herr Schneider.<br />

Das habe ich dann auch für mich verinnerlicht. Ich habe ja eine patchwork Karriere, auch<br />

bedingt dadurch, dass mein Mann öfters versetzt wurde und ich dann im Zeittakt immer<br />

nachgerückt bin. Ich war immer Seiteneinsteiger, das ist kraftaufwändig, aber hoch interessant<br />

und wenn sie sich sozusagen abfedern über das Wachpersonal, wenn Sie da Fragen stellen,<br />

wenn Sie da abends aus dem Büro gehen, Sie ein langes Meeting gehabt haben und es sind<br />

noch zehn Schnittchen übrig, die gebe ich beim Pförtner ab und sage die schmeißen wir nicht<br />

weg, sie haben heute Nacht bestimmt noch Spaß daran die zu essen, dann haben sie eine<br />

Fundierung, sie haben eine Basis. Die sagen ihnen dann plötzlich auch mal, haben sie<br />

irgendwie festgestellt, dass der und der krank ist oder irgendwer ist gestorben. Es gibt ja<br />

Menschen die das nicht rauslassen, da müssen sie es über andere Ecken drehen. Das habe ich<br />

immer als sehr wertvoll erachtet.<br />

Rolf van Dick: Warum funktioniert das aber so oft nicht? Das sind ja einfache Rezepte, das<br />

ist ja im Grunde auch gesunder Menschenverstand, aber es passiert so selten. Sind das eher<br />

Persönlichkeitsdefizite oder sind das eher die Strukturen, gerade in den großen Firmen, die<br />

das manchmal verhindern?<br />

Gabriele Eick: Also ich wage mal die These, kleinere Teams haben den Vorteil, dass sie so<br />

direkt sind, dass sie sich nicht verstecken können. In den großen Organisationen versteckt<br />

sich viel und sie können auch ganz bewusst Dinge verstecken. Ich bin heute sicherlich<br />

untauglich geworden in einem Großunternehmen, weil ich mit diesen Mechanismen nicht<br />

mehr zurechtkommen würde. Allein die Tatsache, dass das berühmte Empowerment, also das<br />

können sie ja in Zutrauen übersetzen, ist ja kein großartiges Wort, immer weniger wird. Es ist<br />

so viel mit Regeln und Vorschriften zugekleistert. Wir sind ja ein Dienstleistungsland wo wir<br />

gelernt haben freundlich nein zu sagen. Früher haben die Leute gesagt nein. Heute sagen sie,<br />

ich verstehe Sie aber wissen Sie, wir können es nicht anders machen. Das ändert an der<br />

Tatsache nicht, das nein wird einfach freundlicher gesagt. Es hat aber damit zu tun, dass sich<br />

jeder absichert. Das merken Sie schon im E-Mail Verkehr in großen Unternehmen. In vielen<br />

Unternehmen, es gibt natürlich auch viele andere Beispiele, aber wenn Sie fragen wo geht es<br />

schief kommt das meiner Meinung daher, dass Menschen immer weniger<br />

Entscheidungsmacht gegeben wird. Die Hierarchie wird immer länger, und die Leute werden<br />

limitiert auf Dinge die sie tun und die sie nicht tun dürfen. Deswegen wird Ihnen ein<br />

Deutscher, Mitarbeiter oder Chef, wenn etwas schief gegangen ist den Prozess erklären<br />

warum es nicht funktioniert. Er könnte die gleiche Zeit um zu sagen wie fixe ich das Problem.<br />

Daran sehen Sie dass wir uns hier in Deutschland, vielleicht auch mit diesem Wohlstand, wie<br />

wir aus Untersuchungen wissen, den Zustand behalten wie er ist. Nichts abgeben. Wir<br />

machen uns ja auch ein bisschen zu gegenüber den was jetzt in Europa passiert, also wir<br />

gehalten unsere kleine Insel, die wir immer weiter ausweiten im Sinne von Sozialgaben, die

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