Leadership-Interview-Transkript - Sozialpsychologie - Goethe ...
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herangebracht hat, mit dem sie, naja, fast 40 Jahre nur theoretisch konfrontiert war und das<br />
war Gefallene und Verwundete, nicht. Und das alles parallel laufen zu lassen, das erfordert<br />
hohe Kommunikations- und Führungskunst und da muss man sich große Mühe geben.<br />
Einfach das individuell zu erklären, das ist außerordentlich schwierig und das passiert<br />
natürlich genau in einer Zeit, in der die Streitkräfte etwas übernehmen, was in der<br />
Gesamtgesellschaft auch Gang und Gebe ist und das heißt Führen mit Computer und EDV<br />
und IT, nicht. Das ist ja alles parallel. Was hier abgeht ist eben, verlangt genau eine Führung,<br />
die man nicht mit Datenverarbeitung mehr leisten kann. Das glaube ich ist die größte<br />
Herausforderung, die man jetzt hat. Nun weiß man, man kann nicht jedem alles individuell<br />
erklären, aber manchmal reicht es schon, wenn die Menschen das Gefühl haben, dass man<br />
sich wirklich darum bemüht, es zu tun und nicht einfach sagt das kann man euch jetzt nicht<br />
alles erklären, das haben wir doch alles in die Dateien eingestellt, das könnt ihr doch abrufen.<br />
Da kann man sie jetzt nicht einfach alleine lassen, weil es eine fundamentale Frage ist und<br />
dabei hat man vielleicht zu viel, zu schnell und zu ungeduldig angepackt. Nun kann man zu<br />
meinem Naturell als Schwaben sagen ihr seid immer so furchtbar geduldig und euch geht’s<br />
immer zu schnell, wenn man so was nicht mit dem Schafott macht, dann dauern die Prozesse<br />
zu lange, weil sie dann auch zerredet werden können. Naja, das mag schon stimmen, aber es<br />
gibt einfach so ein Zwischending und da mutet man jetzt denen einiges zu, nicht. Das geht bis<br />
hin zur Frage der persönlichen Sicherheit. Ich meine es muss ja kein Berufssoldat Angst um<br />
seinen Arbeitsplatz haben und die Frage, die sich die Führung stellen muss, ist, warum haben<br />
die aber trotzdem solche Sorgen, die sie eigentlich gar nicht haben müssten, weil es wird ja<br />
keiner rausgeschmissen. Es ist ja anders, wenn Opel umstrukturiert in Rüsselsheim. Also die,<br />
die jetzt weg sind, das waren ja eh nur die Zwangsverpflichteten zunächst einmal, ja und die<br />
anderen, es muss kein Unteroffizier und kein Offizier die Angst um seinen Arbeitsplatz im<br />
Augenblick haben, aber trotzdem ist diese Sorge herübergeschwappt von der<br />
gesamtgesellschaftlichen Entwicklung, wo das ja auch ein Thema ist und da scheint mir<br />
einfach klar zu werden, dass wir Kommunikationsprobleme haben.<br />
Rolf van Dick: Wahrscheinlich auch mit, ich nenne sie jetzt mal Stakeholder, die man vorher<br />
gar nicht auf dem Radar hat, wie zum Beispiel die Bürgermeister der Städte, in deren Nähe<br />
Standorte geschlossen werden sollen und wo Gerüchte auch vielleicht mehr Probleme<br />
beschaffen als wenn man die Fakten von Anfang an auf den Tisch legen würde.<br />
Wolfgang Schneiderhan: Also ich glaube, das hat man gut gemacht. Ich habe ja zwei solche<br />
Reformen mitgestalten dürfen, einmal unter Minister Scharping und einmal unter Minister<br />
Struck, wo wir ja auch eingegriffen haben und auch Standorte aufgelöst haben. Da ist eine<br />
Frage, ich meine, wenn Sie nach den Bürgermeistern gehen, dann kriegen Sie nichts hin,<br />
nicht. Die wollen alle ihre Standorte behalten und das geht präzise nach dem Floriansprinzip.<br />
Das geht natürlich auch nicht, aber man muss es sorgfältig kommunizieren und man muss vor<br />
Allem vielleicht auch jemanden haben, der die Perspektive darstellt, also das Ziel zunächst<br />
einmal beschreibt, das so lohnend, so gut ist, dass man sagt die Schritte dahin sind lohnend,<br />
ja, das heißt erst mal die Beschreibung dessen, wo wir hin wollen. Ich glaube da braucht man<br />
einfach Zeit dazu und das war ja nicht ganz so klar, wenn ich es mal so locker sagen darf. Da<br />
hat man sicher in der Zieldefinition hat man das ein oder andere Defizit aufgelassen und dann<br />
werden die Menschen einfach verunsichert und das in einer Gesellschaft, die an dieser Stelle<br />
eh ein bisschen durcheinander geraten ist mit all den Verwerfungen in der Industrie und all<br />
das Arme und das kommt ja alles da oben drauf für den Menschen. Gut, das ist eine Frage,<br />
wie man so was aufzieht und wie man da die Kommunikation baut und da ist die Welt, in der<br />
wir leben und aus der wir nicht mehr rauskommen mit IT ist nicht unbedingt die richtige<br />
Kommunikationswelt für solche Probleme. Aber auch das würde ich sagen ist nicht<br />
bundeswehrspezifisch, das gilt für andere Menschen auch. Die Arbeiter bei Opel in