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Leadership-Interview-Transkript - Sozialpsychologie - Goethe ...

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sondern ein Kreis von 20 Gesellschaftern hat diskutiert, fünf Tage lang, also in fünf<br />

Abschnitten und dann haben es alle diskutiert und dann haben es alle unterschrieben. Das ist<br />

schön.<br />

Rolf van Dick: Vertrauen haben Sie gerade angesprochen. Das ist glaube ich ein Thema, was<br />

Sie begleitet, was Sie versucht haben auch zu vermitteln, dass das ein ganz wesentlicher<br />

Bestandteil von Führung ist. Wie haben Sie… Was sind andere Bestandteile von Führung<br />

oder vielleicht anders gefragt: Wie führen Sie selber, sodass Ihre Mitarbeiter erkennen, dass<br />

Vertrauen wichtig ist?<br />

Jürgen Heraeus: Ja, zum Einen muss man das vorleben, was man von den anderen erwartet.<br />

Das geht bei der Flugklasse los und geht über die ganze Compliance-Schiene, geht über die<br />

Spesenabrechnung. Alles Dinge, die im Unternehmen bekannt sind mehr oder weniger und<br />

wenn die total anders gehandhabt wird als das, was man von den Mitarbeitern erwartet, dann<br />

wird es schon schwer zu führen. Also, der weiß ja gar nicht wie eng es da in der Economy ist,<br />

der sitzt immer ganz vorne und uns mutet er das zu und, und, und. Also, das sind kleine<br />

Sachen, die aber enorm wichtig sind. Und das andere ist sicher, dass man eine klare Strategie<br />

erarbeitet, die auch durchhält. Das Dritte ist, dass man nicht sorglos die Strategien wechselt,<br />

dass man auch in der Lage ist mal in schwierigen Zeiten eine Sache durchzuhalten. Das ist<br />

eine Fülle von Punkten und ich denke mal, ich glaube nicht an Größe. Also wir hatten vorhin<br />

das Wachstum, den Umsatz als er sehr inflationiert ist durch die hohen Edelmetallpreise,<br />

wobei die Mengen ziemlich gleich geblieben sind und auf einmal sind sechs, sieben<br />

Milliarden mehr Handelsumsatz bei gleicher Menge. Ich denke mal, dass ein Unternehmen<br />

wie, meiner Zeit waren wir zwischen drei- und neuntausend Mitarbeitern, jetzt sind es mehr,<br />

da kennt man, zumindest mal die ersten 100 kennt man ganz genau, das sind die Wichtigen<br />

und viele Mitarbeiter kennen einen auch, die das verfolgen und nicht nur hier, sondern auch<br />

im Ausland, wenn man viel unterwegs ist. Das ist bei einem großen Unternehmen, ich sag<br />

jetzt mal Siemens, mit 400.000 Mitarbeitern natürlich nicht mehr möglich. Also, man sitzt da<br />

weit, weit oben natürlich und erreicht, auch die Nachrichten erreichen die Menschen unten<br />

nicht mehr, sodass sie fühlen, dass es notwendig ist.<br />

Rolf van Dick: Wie ist Ihr Verhältnis zum Vorstand? Also, führen Sie da als Aufsichtsrat<br />

auch noch mit den klassischen Führungsinstrumenten, das heißt führen Sie persönliche<br />

Gespräche, in denen Sie Ziele definieren, geben Sie Rückmeldungen?<br />

Jürgen Heraeus: Ja, wir haben, also ich halte mich hier sehr, das habe ich von meinem Vater<br />

gelernt, ich weiß, was mich gestört hat. Für mich sind die Gesprächspartner derzeit zwei<br />

Geschäftsführer der Holding, der Vorsitzende, der Stellvertreter, der mein Schwiegersohn ist<br />

und ich gehe nicht nach unten ohne, dass sie es wissen oder ohne, dass sie dabei sind oder so<br />

etwas. Ich gehe auch nicht über den Hof, um mal zu hören, was ich sonst nicht weiß und so<br />

weiter. Das heißt, ich habe das meiner Zeit gesehen, dass mein Onkel, der Aufsichtsrat war,<br />

mein Vater war der Vorsitzende, mein Onkel hat da immer Leute kommen lassen, hat sich<br />

von denen berichten lassen, hat dann mich geholt und wollte mal hören, ob ich dasselbe<br />

erzähle. Da habe ich gesagt hör mal so geht’s nicht. Wenn du was wissen willst, dann können<br />

wir ihn gerne dazu holen, aber so kann man nicht führen. Das habe ich gelernt und das wird<br />

auch… sonst kann eine Geschäftsführung nicht selbstständig werden. Das ist ein großer<br />

Fehler von vielen Familienunternehmern, dass sie nicht loslassen können und dann am Ende<br />

eigentlich immer noch die Nummer Eins im Unternehmen sind. Wir haben regelmäßige Jours<br />

Fixes mit Tagesordnung und Protokoll und so weiter. Wir essen, wenn wir da sind, sitzen wir<br />

gemeinsam am Tisch in der großen Kantine. Da kann man sich so austauschen oder da wird<br />

auch mal telefoniert, aber in das operative Geschäft greife ich nicht ein. Wenn ich etwas sehe

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