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Leadership-Interview-Transkript - Sozialpsychologie - Goethe ...

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komplette Abkehr davon wäre. Aber ich glaube schon, dass Banken und Privat Equity<br />

Strukturen, Hetchfonds, darf man auch nicht alles schwarz-weiß machen, durchaus einen<br />

Beitrag daran haben, dass die Situation heute kritischer ist, als sie vor einigen Jahren noch<br />

erschien. Also Frage, was sind Ideale und Vorbilder und ich glaube, dass das Stress dem einen<br />

oder anderen Mitarbeiter macht, wenn er diese Orientierungspunkte nicht mehr hat. Das<br />

Zweite ist, glaube ich, für Mitarbeiter Unsicherheit zu spüren, darüber wie es weitergeht. Das<br />

ist für die meisten Mitarbeiter ein erster Quell für negativen Stress und diese Unsicherheit<br />

entsteht nicht darüber, ob der Job unsicher ist, sondern er entsteht im Wesentlichen darüber,<br />

wenn unklar darüber kommuniziert ist, wie unsicher ein Job noch ist. Ich glaube man kann<br />

mit vielen Mitarbeitern, mit den aller meisten Mitarbeitern, auch durch wirklich schwere<br />

Zeiten gehen, wenn man das klar ausdrückt und wenn man auch sagt: „Wir sehen uns jetzt<br />

alle in einem Boot und geben jetzt alles. Es wird nicht nur Gewinner geben, aber wir tun das<br />

Beste dafür um das Beste aus der gegebenen Situation herauszuholen“, und das fehlt.<br />

Rolf van Dick: Warum macht die Führungskraft das dann nicht?<br />

Jan Rinnert: Vielleicht ist es angst vor dem Moment, indem man es ausspricht, wobei häufig<br />

wird es danach noch schlimmer, denn die Probleme werden eher größer, vielleicht<br />

mangelndes Training, mangelndes Bewusstsein über diese Rolle, mangelnde<br />

Auseinandersetzung auch mit der Frage, wie stellt sich das eigentlich für die andere Seite dar,<br />

also die Fragen von Empathie. Also da gibt es, glaube ich, eine ganze Reihe von Gründen<br />

dafür. Vielleicht auch die Hoffnung in drei Jahren sowieso eine neue Rolle zu haben und dann<br />

das ganze Problem hinter sich lassen zu können, auch das sind Phänomene in größeren<br />

Organisationen, glaube ich, findet. Also die Frage: „ Ist es eigentlich richtig, wenn ich mich<br />

fundamental mit dem Problem auseinandersetze, oder reicht es, wenn ich ein bisschen daran<br />

rumdoktere und dann meinen Weg eigentlich weitermache und da müssen Organisationen<br />

aufpassen, denn Mitarbeiter kriegen das sehr schnell mit.<br />

Rolf van Dick: Ein Thema, der letzten Frage, haben Sie eigentlich schon angesprochen.<br />

Welche Rollen spielen in der heutigen Arbeitswelt Vertrauen und Werte? Eigentlich haben<br />

Sie es implizit schon genannt, aber vielleicht kann ich die Frage noch konkretisieren. Glauben<br />

Sie, dass sich an der Stelle inwieweit Werte und letztlich Vertrauen auch gelebt wird,<br />

Familienunternehmen von Nicht- Familienunternehmen unterscheiden oder Mittelständer von<br />

den ganz Großen oder Geschäftsbereiche in denen es aufwärts oder abwärtsgeht.<br />

Jan Rinnert: Also alles, was mir aus der Literatur dazu bekannt wäre, hat gezeigt, dass es<br />

keine perfekte Eigentümerstruktur oder Rechtsform oder Ähnliches für das Unternehmen gibt.<br />

Ich glaube auch in den letzten Jahren haben einige Familienunternehmen gezeigt, dass man<br />

Familienunternehmen auch ganz schlecht führen kann. Also Familienunternehmen per se ist<br />

kein Garant für Erfolg und auch börsennotierte Unternehmen sindkein Garant für Misserfolg,<br />

ganz im Gegenteil. Ich glaube es gibt gut geführte Unternehmen und schlecht geführte<br />

Unternehmen und die finden sie in allen Rechtsformen und Eigentümerstrukturen. Ich glaube<br />

aber, dass ein Familienunternehmen eine Chance hat, wenn es gut geführt ist, besonders viel<br />

aus dem Umstand zu machen, das es ein Familienunternehmen ist und das hat sehr viel mit<br />

Kontinuität; Vertrauen auch Identifikation mit Personen und Strukturen zu tun und genau das<br />

ist, was ein Familienunternehmen eigentlich beitragen kann und da tun sich kleine<br />

mittelständische Strukturen noch ein bisschen leichter, als größere anonymere, weil sie über<br />

die Größe der Strukturen automatisch eine gewisse Distanzbildung haben zwischen<br />

handelnden Personen du vielleicht dem Großteil der Mitarbeiter und der Organisation. Also<br />

dieses anfassbar sein, dieses Gefühl von der Pieke auf, dieses Kennen der Situation des<br />

einzelnen Mitarbeiters, etwas was man in gut geführten Familienunternehmen den

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