Leadership-Interview-Transkript - Sozialpsychologie - Goethe ...
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eine Gesellschaft als eingetragener Verein, der sich mit dem Erbe Stauffenbergs nicht nur in<br />
den Streitkräften, aber vor allem auch in den Streitkräften beschäftigt und im Augenblick das<br />
Thema hat, dass es der Bundeswehr gelungen ist die einzige Stauffenberg Kaserne zu<br />
schließen, die sie hatte, in Sigmaringen, und so von Bildern und dem aktuellen Geschäft. Das<br />
war was Besonderes mit dieser Familie, diesem Name, dieser Geschichte, das ist ja eine ganz<br />
zentrale Geschichte in der deutschen Militärgeschichte, aber auch wie stellt man sich selber<br />
zu den Grenzen von Befehl und Gehorsam und den Grenzen vor allem des Rechtes zu<br />
befehlen. Vielleicht ist das noch wichtiger als die Grenzen der Pflicht zu gehorchen, darüber<br />
mag man streiten, aber es ist ein hochinteressantes Thema und da habe ich jetzt auch das<br />
Glück, dass ich da ein paar Mal bei der ein oder anderen Schule mitwirke, dann in der<br />
Oberstufe, sofern die das Thema in Leistungskursen machen und da ist es noch mal ganz<br />
interessant eben über diese Zeit zu reden. Dann nehme ich also Stauffenberg jetzt mal ein<br />
bisschen raus. Daneben hatte ich gute Vorgesetzte. Mir fallen ganz wenige ein, wo ich sagen<br />
würde na ja, so auf die hätte ich auch verzichten können mit meinem Erfahrungsschatz, aber<br />
die Masse war einfach überzeugende Menschen mit ihren Ecken und Kanten wie wir alle,<br />
aber alle dem System doch wahrhaftig verwurzelt, dem wir dienen. Also ich habe Gott sei<br />
Dank ganz wenige kennengelernt, von denen ich sagen würde da ist das Bekenntnis zu diesen<br />
neuen Streitkräften, der politischen Kontrolle, der inneren Führung eher Lippenbekenntnis,<br />
die wollen eigentlich, die haben noch einen anderen Soldaten im Kopf als ich das habe, aber<br />
das ist eine Minderheit, mit der kann man in einem so großen Betrieb umgehen.<br />
Rolf van Dick: Von denen, von denen Sie sagen, da hätten Sie auch drauf verzichten können,<br />
haben Sie da trotzdem auch von gelernt im Sinne von so will ich es nicht machen?<br />
Wolfgang Schneiderhan: Ja, habe ich gelernt, aber das ist der schwierigste Lernprozess,<br />
nicht, wenn man mit einem Negativbeispiel, es an einem Negativbeispiel sich aufstellen muss.<br />
Und beim Militär ist es ja so, dass Vorgesetzte immer noch relativ viel Macht haben und<br />
insofern ist es dann eine Frage des Arrangements der von mir aus gesehen eher Ablehnung,<br />
die aber nicht so sein darf, dass man daraus dann die Repressalien auf sich zieht. Also es ist<br />
auch ein Stück natürlich Anpassung damit verbunden.<br />
Rolf van Dick: Taktik. Wie war das als Sie in den neuen Bundesländern Offizier waren? Ist<br />
es nicht ungeheuer schwierig Vertrauen zu haben zu Offizieren, die bis kurz vorher noch dem<br />
feindlichen System dienten?<br />
Wolfgang Schneiderhan: Also das war… Ich bin da ja nach Erfurt gekommen, allerdings<br />
nicht gleich zu Beginn muss ich jetzt fairerweise sagen. Das war erst ´94, da waren so die<br />
ersten, ja, Ebnungsarbeiten waren schon geleistet von meinen Vorgängern. Aber es hat mich<br />
natürlich umgetrieben, weil du guckst nicht in die Herzen hinein, du hörst nur was sie sagen<br />
und ich bin natürlich auch so sozialisiert worden, nicht, wie die auf der anderen Seite<br />
natürlich auch. Jetzt kam zunächst mal das Einfache und das ist, dass das Soldatenhandwerk<br />
im Grunde, wenn man einmal die ethischen Normen für eine kurze Zeit weglässt und einfach<br />
Führungs- und Organisations- und Managementthemen setzt, auf der ganzen Welt ähnlich<br />
funktioniert, da gab es also keine fundamentalen Unterschiede. Die Unterschiede lagen eben<br />
im Menschenbild, wie man Führungsverantwortung wahrnimmt und da hat mich schon die<br />
Frage umgetrieben, wenn wir jetzt vom Staatsbürger in Uniform reden, meinen wir da schon<br />
das Gleiche oder müssten wir uns da mal sehr vertieft drüber unterhalten, was eigentlich so<br />
die ethischen, moralischen Grundlagen des Soldatenberufes nach unserer Auffassung ist?<br />
Rolf van Dick: Bis hin aber auch, ich meine im konkreten Handeln waren die<br />
Wehrpflichtigen in der damaligen Bundesrepublik tatsächlich freiwillig. Also diejenigen, die