Leadership-Interview-Transkript - Sozialpsychologie - Goethe ...
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Bruder Paulus<br />
Kurzbiografie<br />
Paulus Terwitte wurde 1959 geboren und trat kurz nach dem Abitur in den Kapuzinerorden<br />
ein. Er studierten in Münster und Graz Philosophie und Katholische Theologie. 1984 wurde er<br />
zum Diakon und 1985 zum Priester geweiht.<br />
Ab 1989 leitete Bruder Paulus das Kloster zum Mitleben in Stühlingen, war danach einige<br />
Jahre in Gera in der Krankenhausseelsorge tätig.<br />
1998 berief Ordensleitung der Kapuziner Paulus Terwitte als Guardian in das<br />
Kapuzinerkloster Liebfrauen in Frankfurt am Main, wo er neben der Tätigkeit als Beicht- und<br />
Gesprächsseelsorger durch die katholische Fernseharbeit bekannt wurde.<br />
Von 2006 bis 2009 leitete Bruder Paukus das Kapuzinerkloster Dieburg bei Darmstadt und<br />
war danach bis 2010 Beauftragter für Berufungspastoral der Kapuziner im Kapuzinerkloster,<br />
d.h. für die Gewinnung von Nachwuchsmitgliedern des Ordens. Seit November 2010 ist er<br />
wieder Guardian des Kapuzinerklosters Liebfrauen.<br />
Im Jahr 2004 sendete das ZDF im Rahmen der Reportage „Die Manager Gottes“einen Beitrag<br />
über das Leben von Paulus Terwitte als Großstadtseelsorger. Als Gast tritt er regelmäßig in<br />
Talkshows bei Anne Will, Maybrit Illner, oder Frank Plassberg auf. Auf HR4 moderiert er<br />
eine Radiosendung und er hat eine eigene Fernsehsendung auf Sat 1.<br />
Bruder Paulus hat eine Reihe von Büchern geschrieben, in denen er den Menschen Anleitung<br />
und damit Führung gibt.<br />
<strong>Interview</strong> geführt am 3. Dezember 2012 in Frankfurt<br />
Rolf van Dick: Sie schreiben viele Bücher, sind publizistisch tätig, und in diesen geben Sie ja<br />
auch in gewisser Weise Anleitung für Andere. Vermutlich ist das auch Ihre Rolle im Kloster,<br />
dass Sie in der ein oder anderen Weise Führung ausüben. Und Sie werden natürlich auch<br />
geführt, im Sinne des Ordens und vermutlich auch durch Ihren Glauben. Das interessiert uns<br />
heute. Und die erste Frage, die ich immer stelle, ist die Frage, ob man Führung überhaupt<br />
braucht. Und bei Ihnen bietet sich an zu fragen: Brauche Sie Menschen, die Sie führen oder<br />
bekommen Sie Ihre Führung ausschließlich aus dem Wort Gottes?<br />
Bruder Paulus: Ich glaube, dass jeder Mensch Führung braucht, weil der Mensch natürlich<br />
viele Möglichkeiten hat, er kann dies und jenes tun oder er kann dies und jenes auch lassen,<br />
und darum braucht er eine innere Führung, einen inneren Kompass. Das sind ja die Werte, die<br />
im Herzen des Menschen grundgelegt sind, die eben sagen: Was soll ich tun? Was muss ich<br />
tun? Was soll ich lassen? Wozu bin ich verpflichtet? Ohne diese Führung und ohne den<br />
inneren Gehorsam diesen Werten gegenüber kann auch von außen her keine Führung<br />
passieren- dann können wir sofort einen Schweinestall bauen. Also Führung ist eigentlich ja<br />
eine herzliche Angelegenheit, man muss Herzen berühren, man selber im Herzen berührt sein,<br />
Visionen entwickeln, die mit anderen gemeinsam dann angestrebt werden und die zu<br />
verwirklichen.<br />
Rolf van Dick: Das hört sich jetzt an, wie eine Lehrbuchdefinition „Was ist gute Führung?“ –<br />
Man braucht Visionen, um andere anzustoßen und diese Visionen dann auch umzuwandeln.<br />
Aber das klappt ja offensichtlich nicht immer, also nicht bei jedem.