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Leadership-Interview-Transkript - Sozialpsychologie - Goethe ...

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Bruder Paulus: Naja, das klappt natürlich in dem Bereich, in dem ich tätig bin, besonders<br />

leicht, weil hier natürlich Männer zusammenleben, die haben auf Eigentum verzichtet, wollen<br />

nie etwas besitzen, leben in keuscher Ehelosigkeit und Gehorsam, leben eine<br />

Unabsichtlichkeit des Lebens, wir brauchen nichts zu verdienen, wir brauchen nichts<br />

einheimsen, wir müssen kein Kapital bilden, wir sind in der glücklichen Lage, von dem zu<br />

leben, was Menschen uns ermöglichen und schenken. Das Haus hier gehört uns nicht und uns<br />

wird Kapital überlassen, damit wir damit Gutes tun und ich hab manchmal den Eindruck,<br />

damit wir damit Gutes tun, was nicht in die Rechenmaschinen dieser Welt rein passt. Und das<br />

tun wir dann auch mit Freude.<br />

Rolf van Dick: Sie haben Ziele und Visionen, wie im konkreten Leben zum Beispiel Armen<br />

helfen oder Obdachlosen Unterkunft und Verpflegung geben, aber wenn man mal über die<br />

katholische Kirche im ganzen redet, dann gibt es ja auch dort Priester, Bischöfe und Päpste,<br />

denen offensichtlich die Führung etwas besser gelingt und andere, denen sie nicht so gut<br />

gelingt, also die häufiger kritisiert werden, auch für ihren Führungsstil, obwohl doch alle<br />

sozusagen das selbe Fundament haben sollten.<br />

Bruder Paulus: Im Unterschied zu Bischöfen und Priestern, die nicht besitzlos leben und die<br />

so durchaus auch eigene Lebensstile haben, sind wir ja durch unsere Profession in die<br />

franziskanische Gemeinschaft hinein verpflichtet und leben hier eine Vision von<br />

Gemeinsamkeit, Machtlosigkeit, gemeinsamen Ideen. Wenn wir auf die katholische Kirche<br />

als ganze schauen, dann sieht man natürlich sehr unterschiedliche Führungsfiguren. Ich würde<br />

sie mal unterteilen in zwei Gruppen: Die eine Gruppe sind diejenigen, die sagen, das Herz ist<br />

das Wichtigste, das ist das Zentrum und wir wollen vom Herzen her führen. Das sind dann<br />

diejenigen, die die Organisation außer Acht lassen und am Ende ein Chaos hervorrufen, weil<br />

sie nicht führen, aber super liebevoll sind. Also ich kenn da Bischofsgestalten, die sind<br />

menschlich bekannt, wenn man dann aber deren Mitarbeiter fragt, dann geht denen das<br />

manchmal so, dass man mir schon mal gesagt hat „Mein lieber Bruder Paulus, Du bist<br />

spontan und wir müssen dafür büßen.“ Also das ist die eine Seite und die andere Seite ist<br />

natürlich eine Form von Führung, die das Herz sozusagen fast vergisst und die sich eine<br />

Vorstellung macht, wie es so zu sein hat und da haben wir jetzt gerade so eine Phase, dass<br />

sehr viele Bilder aus der Vergangenheit wieder wachgerufen werden, so die Kirche als die<br />

ideale Institution und die müssen wir jetzt alle wieder so dazu hinbringen und dann beginnt so<br />

was, das würde ich jetzt mal eine Ideologie nennen, also da hat jemand eine<br />

Führungsvorstellung und auch eine Vorstellung, wie es zu sein hat und dann müssen<br />

irgendwie alle dahin gebracht werden. Das kommt in allen Organisationen vor eigentlich, also<br />

kommt es auch in der Kirche vor und ich bin sehr froh darüber, dass die Kirche ja so<br />

unorganisierbar ist und so unführbar, dass der heilige Geist als letzter die große<br />

Führungspersönlichkeit in der Kirche ist und dann plötzlich einen Roger Schutz hervorbringt<br />

und alle müssen über Roger Schutz reden, plötzliche eine Mutter Theresa hervorbringt und<br />

dann führt Mutter Theresa. Oder die evangelische Kirche hat jetzt das große Problem, dass<br />

alle von Frau Käsmann reden, die eigentlich die evangelische Kirche immer noch führt und<br />

damit hat man aber gewählt, einen Ratspräsidenten, der soll ja auch was zu sagen haben,<br />

wenn Frau Käsmann öffentlich sagen würde „Dies und jenes finde ich nicht in Ordnung.“ - da<br />

sieht man schon, dass sie da wieder die Führung übernimmt und da kann sie selber nichts für,<br />

das ist offensichtlich so, dass wir Menschen nicht nur gewählte Führer wollen. Wir wollen<br />

auch charismatische Führer und das sieht man jetzt auch an Herrn Gauck sehr schön einen<br />

Führer, der mit seiner Lebensgefährtin durch die Welt reist, das macht schon vielen<br />

Staatsbürgern Mühe, der im Grunde genommen die Heiligkeit der Ehe mit Füßen tritt und mal

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