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Leadership-Interview-Transkript - Sozialpsychologie - Goethe ...

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Rolf van Dick: Wer hat Sie denn persönlich inspiriert? Haben Sie mal Menschen innerhalb<br />

und ausserhalb des Ordens kennen gelernt, die Sie als Menschen begeistert haben?<br />

Bruder Paulus: Also für mich ist sicherlich eine Führungsperson Johannes Paul II, weil er<br />

eine integrierte…integrative Persönlichkeit war, auch mit seinen Herkünften und<br />

theologischen Schlagseiten, das kann ja alles sein. Aber er hatte das, er war das. Und Pabst<br />

Benedikt halte ich für eine moralische Führungspersönlichkeit, der als echter deutscher<br />

Dichter und Denker noch einmal deutlich macht, dass der Vorrang der Vernunft sehr wichtig<br />

ist und dass wir uns nicht in die Emotionalität so abgleiten lassen dürfen. Dann habe ich als<br />

geschichtliche Gestalt Franz von Assisi vor Augen, selbstverständlich. Und es gibt aber auch<br />

Mitbrüder, wo man das Gefühl hat, wenn die was gesagt haben, das hat einem eine Welt<br />

erschlossen und man hat sich gerne von diesen Brüdern anleiten lassen ein paar Schritte nach<br />

vorne zu gehen. Ich habe auch eine alte Dame vor Augen, die in ihrem Umfeld eine Leader-<br />

Persönlichkeit war, in ihrer Familie dafür gesorgt hat, dass die Familie irgendwie<br />

zusammengeblieben ist- das ist ja auch Führung und das ist ja auch gar nicht so einfach. Und<br />

das hängt dann nicht nur am Gänsebraten am Heiligen Abend, sondern an Telefonaten mit<br />

den Enkeln und die Streitereien zwischen den Nichten und Neffen, Kindern und Enkeln und<br />

die Schwiegertöchter. Bis man das alles unter einem Hut hat! – Das finde ich, ist eine<br />

wahnsinnige Führungstätigkeit, für die ja auch keiner ausgebildet wird, ehrlich gesagt.<br />

Rolf van Dick: Können Frauen so was besser als Männer? Das was Sie jetzt gesagt haben?<br />

Bruder Paulus: Frauen können das irgendwie anders. Also ich finde, dass beides dazu<br />

gehört: Die weiblichen und männlichen Elemente im Führungsgeschehen. Ich glaube aberich<br />

habe erst kürzlich wieder mit einem Schauspieler gesprochen, der ein wunderbares<br />

Beispiel erzählt hat, nämlich, dass er in seiner Schauspielausbildung mal Telefonieren<br />

nachstellen sollte und sein Ausbilder ihn gefragt hat, wie er sich gefühlt habe, bis er sich dann<br />

endlich getraut habe zu sagen: „Ja, ich habe so telefoniert, wie ich glaube, dass die Zuschauer<br />

sehen wollen, wie einer ist, der telefoniert.“ Und das ist glaube ich das Leiden von vielen<br />

Frauen, dass sie eine Vorstellung haben, wie andere sie gerne sehen würden wie sie führen<br />

und dann gar nicht mehr bei sich sind. Und bei Männern ist das genau so. Also wir leiden<br />

glaube ich unter falschen Bildern. Ich muss sagen, dass ich es schade finde, wenn ich mal so<br />

ganz deutlich werden will, natürlich, chauvi-mäßig bin ich ja auch drauf, wie viele Frauen in<br />

den Banken aussehen wie Männer! Wundert mich nicht, dass die keinen Mann mit kriegen.<br />

Unattraktiv bis zum geht nicht mehr! Statt ihre Reize auszuspielen! Und so richtig mal das zu<br />

tun, was eine Frau kann! Das kann die! Die kann uns Männer zu Männern machen! Und wir<br />

Männer können Frauen zu Frauen machen! Frauen können sich nicht zu Frauen machen, das<br />

hat der Liebe Gott nicht so gewollt, er hat die Paarigkeit gewollt und darum glaube ich auch,<br />

dass in einem Team Frauen und Männer gut zusammenarbeiten, wenn alle um ihre Vorzüge<br />

wissen. Und wenn man sich gegenseitig anstachelt und wenn man nicht sozusagen ein müdes<br />

Lächeln übrig hat, wenn eine Frau mal Plätzchen mitbringt- das trauen sich ja manche Frauen<br />

schon gar nicht mehr! Man muss ja da mit Tablets und allem Möglichen rumlaufen, damit sie<br />

ja nicht sich verhalten, wie eine Frau sich verhält. Finde ich schade, eigentlich. Von daher<br />

glaube ich, dass Frauen anders führen und schlimm wird es, wenn Frauen wie Männer führen.<br />

Und auch, wenn Männer wie Frauen führen. Man könnte mich natürlich fragen, wie würde<br />

ich das beschreiben? Dann käme ich auf so alte Bilder, wie, das eine wäre, man glaubt<br />

eigentlich an so Raster; das ist die männliche Seite, und das andere ist, man glaubt an<br />

Charismen und das Durcheinanderschnattern, das Durcheinanderschnattern kann sehr<br />

produktiv sein, wie in dem afrikanischen Gral, aber es kann das andere auch mal positiv sein,<br />

dass man mal sagt: „1,2,3. A,b,c.“. Geht natürlich auch. Das gehört irgendwie zum Leben.

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