Leadership-Interview-Transkript - Sozialpsychologie - Goethe ...
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ein Lehrer nicht richtig informierte oder mich nicht zur richtigen Zeit informierte und sich<br />
dann wunderte, dass wir alle empört waren, wenn man eine Informationen zwei Wochen<br />
später bekommt, die man eigentlich schon viel früher hätte haben und sich darauf einrichten<br />
können. Oder eben auch in Gremien, gerade wenn sie Willi Daume ansprechen, der unendlich<br />
viel für den deutschen Sport getan hat, der in manchen Bereichen wirklich ein Visionär war,<br />
gerade die Vorbereitung und Durchführung der Olympischen Spiele in München mit der<br />
Verbindung zur Kultur und dem hohen Anspruch, den er da auch hatte, von der Architektur<br />
über Nebenveranstaltungen im kulturellen Bereich, finde ich alles toll. Aber ich habe im<br />
Gremium mit ihm gesessen bei der Deutschen Olympischen Gesellschaft, wo er Präsident war<br />
und ich junges Gremium-Mitglied, wo er dann immer, das ist ziemlich oft bei<br />
Sportfunktionären so, so der Väterliche war: „Ach junges Mädchen, schön, dass du da bist.<br />
Darfst auch mal etwas sagen, aber störe mich nicht.“. Und von mir kam dann schon<br />
manchmal eine Störung, also dass ich sagte: „ Das finde ich, ist jetzt der falsche Weg.<br />
Könnten wir es nicht so und so machen? Und ich habe da eine neue oder andere Idee.“. Und<br />
das hat ihn dann manchmal irritiert. Er hatte da seine Vorstellung und dann kam man gar<br />
nicht zur Diskussion. Das sind dann schon so Punkte, wo ich mir gesagt habe: „Nein, das<br />
muss er doch wenigstens diskutieren. Sie können mich ja dann nachher überstimmen, aber<br />
einfach so wegwischen, das kann es eigentlich nicht so sein.“ Insofern ist meine Orientierung<br />
wahrscheinlich an Situationen gewachsen, die ich selber erlebt habe, wo ich sagte: „So kann<br />
man es eigentlich nicht machen. Da fühle ich mich nicht ernst genommen. Und eigentlich hat<br />
doch dann jeder in so einem Gremium oder auch ein untergeordneter Mitarbeiter oder<br />
Mitarbeiterin den Anspruch, zumindest mit den eigenen Vorstellungen ernst genommen zu<br />
werden.“<br />
Rolf van Dick: Sie haben gerade die Olympiade von 1972 nochmal angesprochen: Wie war<br />
das damals mit dem schrecklichen Attentat auf die israelischen Sportler? Wie haben Sie das<br />
erlebt? Gab es da gute Führung, sag ich mal, des Delegationsleiters des deutschen Teams oder<br />
ich weiß nicht, welche unterschiedlichen Menschen es da gab, die in Verantwortung waren?<br />
Sie waren da ja noch jung, Sie waren…<br />
Sylvia Schenk: Zwanzig<br />
Rolf van Dick: Zwanzig Jahre. Haben Sie da im Nachhinein, wenn Sie versuchen jetzt sich<br />
zu erinnern, das Gefühl gehabt, das waren Leute, die sind gut damit umgegangen und haben<br />
uns auch gut betreut, so dass es irgendwie weitergehen konnte, was ja auch nicht<br />
selbstverständlich war, dass es überhaupt weitergegangen ist.<br />
Sylvia Schenk: So unter dem Begriff Führung habe ich da noch nie darüber nachgedacht. Es<br />
war ja so eine Extrem- und Schocksituation für alle Beteiligten, dass man von vornherein in<br />
der konkreten Situation eigentlich an niemanden zu hohe Ansprüche stellen darf, weil man da<br />
teilweise nur als Ehrenamtlicher mit im Team ist und die Olympia-Mannschaft führen soll<br />
und dann passiert so etwas oder man als Hauptamtlicher im Komitee für sonst etwas<br />
zuständig war, das war für alle extrem. Deswegen würde ich unterscheiden wollen zwischen<br />
der konkreten Situation und dann dem späteren Ablauf. In der konkreten Situation war die<br />
Führung der Olympia-Mannschaft - Willi Daume und andere waren ja nur damit beschäftigt<br />
zu sehen, wie sie versuchen die Geiseln zu retten, so dass sie mit der Betreuung ja gar nichts<br />
mehr zu tun hatten in dem Moment in dem Team selber. Ich bin mit dem Heinz Fallak<br />
damals nachmittags – morgens war der Überfall – im Olympischen Dorf unterwegs gewesen.<br />
Heinz Fallack war – Was war der denn? – Delegationsleiter, ich glaube im Bereich<br />
Leichtathletik, also er war schon da auch in einer Führungsposition. Aber auch das habe ich<br />
so in Erinnerung, dass er so wie ich - jeder in seinem unterschiedlichen Alter,