Leadership-Interview-Transkript - Sozialpsychologie - Goethe ...
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Rolf van Dick: Wege der Kunst, die sie geschaffen haben oder menschlich, weil sie<br />
irgendwas hatten?<br />
Wolfgang Niedecken: Also menschlich, Bob Dylan kenne ich nicht so nahe. Heinrich Böll<br />
habe ich besser kennengelernt. Heinrich Böll war auch vom Typ her, war ein unglaublich<br />
geduldiger Zuhörer, ein interessierter Mensch, uneitel. Ganz wenige Menschen sind uneitel.<br />
Ja interessiert, hab ich schon gesagt wahrscheinlich und sehr sehr gütig, sehr erfahren. Also<br />
den kennengelernt zuhaben, das wahr ein sehr großes Privileg, muss ich schon sagen!<br />
Rolf van Dick: Warum funktioniert Führung so oft nicht? Also wenn ich mal an die<br />
Arbeitswelt denke, wir sehen, dass Menschen ausbrennen, dass Menschen krank werden.<br />
Wenn ich mir BAP angucke, gab es da eben auch Phasen, wir haben schon drüber<br />
gesprochen, lief es nicht so gut und letztendlich hat es auch mehrere Umbrüche in der Band<br />
gegeben. Das waren sicher auch Zeiten, die nicht so schön waren. Wenn man könnte, würde<br />
man das sicherlich anders machen. Warum funktioniert es manchmal nicht?<br />
Wolfgang Niedecken: Ja, weil wir es ja immer mit Menschen zutun haben, die sind ja nicht<br />
immer alle gleich „gestrickt“ und da ergeben sich immer wieder neue Konstellation und man<br />
muss sich ab und zu hinterfragen „Passe ich noch dazu?“, „Geht das so noch?“ und ich hab<br />
bei BAP noch nie eine aus der Band geekelt, rausgeworfen oder irgendetwas.<br />
Rolf van Dick: Sie haben ein Mal auf der Bühne seine Papiere gegeben....<br />
Wolfgang Niedecken: Ja, da war einer...die Disziplinlosigkeit die hatte einen Punkt erreicht,<br />
war das berühmte dritte Mal, da hatte es einfach gereicht. Das war bei meinem ersten Solo<br />
Album, der Saxofonist, der dann vollkommen unzuverlässig war und das ganze Team damit<br />
ins Wanken brachte. Das habe ich grad‘ auf der Bühne getan, das war eine Spontanreaktion,<br />
weil der kam gerade in dem Moment, wo ich den vorstellte, der für ihn eingesprungen war<br />
und das passte grad. Das war eine wunderbare Pointe: „ Da ist er ja, übrigens entlassen“. Hat<br />
mir nachher auch ein bisschen leidgetan, aber in der Konsequenz war das schon richtig. Aber<br />
in dieser ganzen Besetzungshistorie von BAP, hat sich unheimlich vieles ergeben. Das ist ein<br />
ständiger Fluss, in den man nie zweimal springt.<br />
Rolf van Dick: Hätte es auch sein können, dass Sie rausgegangen wären? Also in dem Buch<br />
scheint ...<br />
Wolfgang Niedecken: Dann wär Ende gewesen.<br />
Rolf van Dick: ...es so ein bisschen so wie ein Zufall, dass der Major Sie anruft und sagt, er<br />
macht nicht mehr mit...<br />
Wolfgang Niedecken: Ja, das war eine Konsequenz.<br />
Rolf van Dick: ...ungefähr zum gleichen Zeitpunkt, als auch Sie darüber nachdenken,<br />
sozusagen.<br />
Wolfgang Niedecken: Ja, ich hatte nicht darüber nachgedacht, dass ich rausgehen würde. Ich<br />
würde heute noch mit dem Major zusammenspielen, wenn der diese Entscheidung nicht<br />
irgendwann getroffen hätte. Ich hätte immer weiter versucht das zusammen hinzukriegen,<br />
weil wir ihm sehr viel verdanken haben. Natürlich wäre zwischenzeitlich, jetzt innerhalb<br />
dieser zwölf Jahre danach, irgendwann der Punkt gekommen, wo einfach keine Ideen mehr