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Leadership-Interview-Transkript - Sozialpsychologie - Goethe ...

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erleben, ist immer das Leck zwischen faktischer Komplexität und Fähigkeit, die Komplexität<br />

mit Bewusstsein zu überspringen. Wenn das zu weit auseinander geht, dann entsteht Stress,<br />

Angst, Depressionen.<br />

Rolf van Dick: Und das ist ja das, was, wenn wir um uns blicken, überall erkennen, Burnout,<br />

Fehltage sind so hoch wie nie ...<br />

Götz Werner: Richtig, wir sind alle überfordert. Man könnte auch sagen, wir sind heute in<br />

der Situation – wieder <strong>Goethe</strong> – des Zauberlehrlings. Wir setzen Dinge, wir rufen Geister, die<br />

wir nicht mehr losbekommen, das ist die Situation, das können Sie überall beobachten.<br />

Rolf van Dick: Meine letzte Frage und vielleicht ist das auch ein bisschen eine Antwort<br />

darauf: Welche Rolle spielen Werte in Ihrem Unternehmen, in unserer Gesellschaft?<br />

Götz Werner: Es wird ja oft gesagt ... ich tue den Begriff „Werte“ nicht gerne benutzen,<br />

sondern ich sage immer anders, also diese Frage: Wie führe ich mit Bewusstsein? Ganz, ganz<br />

wichtig in dem Unternehmen ist, dass das Unternehmen sich Begriffe bildet.<br />

Rolf van Dick: Im Sinne von Leitfäden oder ...?<br />

Götz Werner: Nein, einfach wie man die Dinge benennt. Also Begriffe heißt ja Begriffe,<br />

weil man mit den Begriffen die Welt begreift. Und wenn man jetzt für die Welt die falschen<br />

Begriffe verwendet, dann ist es so als wenn Sie das falsche Werkzeug verwenden, dann<br />

greifen Sie eben daneben. Dann begreift man nicht zutreffend die Welt.<br />

Rolf van Dick: Haben Sie ein Beispiel für?<br />

Götz Werner: Ja, ich komme schon, ich kriege die Kurve. Aber die Idee, dies zu haben, ich<br />

muss drauf achten in einer Gemeinschaft, was werden in der Gemeinschaft für Begriffe<br />

verwendet und was wird unter den Begriffen verstanden, sonst entstehen – siehe Altes<br />

Testament – sonst entstehen babylonische Verhältnisse. Was große Unternehmen zerstört,<br />

sind babylonische Verhältnisse, dass dann jeder was anderes versteht unter dem, was gemacht<br />

werden soll. Man hat zwar die gleichen Ziele, die werden dann irgendwo groß hingehangen,<br />

aber sozusagen das Verständlich ist ein unterschiedliches. Und das kommt durch eine<br />

Begriffsbildung zustande. Also z. B. dass man sich fragt: Wie ist das mit der Frage des<br />

Gewinns? Gewinn ist so ein schöner Begriff. Was verstehen wir unter Gewinn? Ist schon<br />

wichtig. Verstehen wir unter Gewinn eine Zielsetzung – so ist es in den meisten Unternehmen<br />

und das ist schlicht und ergreifend falsch, weil Gewinn kann nie Ziel sein, sondern Gewinn ist<br />

eine Bedingung in einem Unternehmen. Und wenn ich ein Ziel habe, kann ich sagen: Das<br />

machen wir heute so und morgen so. Aber ein Unternehmen kann nicht sagen: Jetzt machen<br />

wir mal Gewinn und dann machen wir kein Gewinn. Das geht nicht. Also was für das<br />

Unternehmen der Gewinn ist, ist für den Menschen das Atmen. Und wenn Sie nicht<br />

regelmäßig ein- und ausatmen und das nicht in einen gewissen Rhythmus tun und nicht in<br />

einem angemessenen Verhältnis, dann werden Sie krank. Und wenn ein Unternehmen nicht in<br />

einer gewissen Weise Gewinn generiert, dann verliert es die Lebensfähigkeit. Dann wird es<br />

entweder kaputtgehen oder es hebt ab. Wenn sie zu viel Gewinn machen, heben sie ab, wenn<br />

sie zu wenig Gewinn machen, dann vertrocknen sie. Der Gewinnbegriff, der muss im<br />

Unternehmen gelebt werden. Und dann wird einem klar, das ist nicht das Ziel, sondern immer<br />

die Bedingung. Und wie die Bedingung erfüllt wird, können wir erkennen, wie wir unsere<br />

Ziele erreichen. Und die Ziele sind dann Kundenorientierung, Qualität, also all die vielen<br />

hunderttausend Sachen, die notwendig sind, dass die ...

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