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Leadership-Interview-Transkript - Sozialpsychologie - Goethe ...

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haben wir – ich bleibe mal beim Museumsufer – dasMuseumsufer immer einstimmig im<br />

Magistrat und einstimmig auch im Parlament durchgesetzt. Und insofern kann jetzt nicht eine<br />

Partei sagen „das ist unser Museumsufer“, sondern das ist das Museumsufer des gesamten<br />

Kollegiums.<br />

Rolf van Dick: Sie haben gerade gesagt, diese Eigenschaften wie zum Beispiel 'Charme' oder<br />

man spricht ja auch von 'Charisma', die kann man nicht lernen. Aber alles, was sonst zur<br />

Führung gehört, glauben Sie, das meiste kann man lernen? Glauben Sie, dass jeder im Prinzip<br />

auch eine gute Führungspersönlichkeit werden kann?<br />

Hilmar Hoffmann: Sie müssen eigentlich immer besser sein, als die anderen, die ihnen<br />

folgen sollen. Oder aber sie müssen die Schwachstellen, die ja jeder hat – meine<br />

Schwachstelle war immer die Verwaltung – da müssen sie sich dann sie besten Leute holen,<br />

die ihre eigenen Defizite abdecken. Das ist auch eine Führungsqualität, das sich erstmals<br />

überhaupt sich selbst einzugestehen, dass man bestimmte Sachen nicht kann oder nicht gut<br />

kann und sich dann andere holt. Ich habe das zum Beispiel in Bochum als Dozent an der<br />

Universität, da habe ich über Eisenstein eine Vorlesung gehalten und dann am Schluss<br />

meldete sich einer und sagte – sie duzten mich - „Hilmar, also in einigen Punkten da muss ich<br />

dir leider widersprechen.“ Und da habe ich mir das angehört und festgestellt, er weiß mehr<br />

über Eisenstein als ich - heute ist das 'der' Eisenstein- Exeget in Deutschland - und dann habe<br />

ich gesagt „gut, dann mache du mal die nächste Folie!“. Und ich habe also auch vor den<br />

Studenten zu erkennen gegeben, dass da einer ist, der weiß mehr über Eisenstein als ich. Und<br />

das hat den Studenten imponiert, sie haben deswegen nicht gesagt „Naja, der taugt nichts“.<br />

Rolf van Dick: Aber das ist in Deutschland ja bei Managern oder Dozenten häufig eine<br />

Angst. Man denkt immer, man muss alles wissen, was das Publikum fragen könnte, was<br />

natürlich gar nicht so ist.<br />

Hilmar Hoffmann: Und das zeichnet eben – um auf Petra Roth zurückzukommen – Petra<br />

Roth aus, dass sie gerade auch in ihren Anfängen, in den ersten ein, zwei Jahren auch gesagt<br />

hat: „Das weiß ich nicht. Das habe ich nicht gelernt. Das muss ich mir jetzt noch einmal<br />

ausführlich zu Gemüte führen.“ - sie hat also immer eingestanden, etwas nicht zu wissen. Und<br />

so ist sie überhaupt in dem Duell mit Andreas von Schoeler – im entscheidenden Fernsehduell<br />

– auch über die Runden gekommen, weil der von Schoeler als Jurist brilliert hat mit seinen<br />

juristischen Kenntnissen, und dass er die letzten Details der Verwaltung kennt und auch im<br />

Griff hat. Und die Petra Roth hat gesagt: „Naja, also wenn ich solange Oberbürgermeisterin<br />

gewesen bin wie Sie, dann kann ich das auch.“<br />

Rolf van Dick: Sie haben jetzt schon über verschiedene Persönlichkeiten gesprochen, vor<br />

allem Petra Roth. Wer hat Sie insgesamt beeindruckt? Wo würden Sie sagen war eine Figur,<br />

die mich in ihrer Führungspersönlichkeit beeindruckt hat, die Sie sich vielleicht auch als<br />

Vorbild genommen haben? Gibt es da jemanden?<br />

Hilmar Hoffmann: Also für mich ist ein Vorbild Willy Brandt. Natürlich auch weil ich die<br />

Politik von Willy Brandt verfolgt und befolgt habe und der mich höchst selbst in die Partei<br />

aufgenommen hat, als ich einmal im Ruhrgebiet Wahlkampf für ihn gemacht habe. Aber der<br />

hatte eine Art, einem Dinge zu erklären, wo man das Gefühl hat, da kann man nur zustimmen<br />

– weil Sie vorhin von Charisma gesprochen hatten – hier stimmt der Begriff bei Willy Brandt.<br />

Während beim Helmut Schmidt – ich habe da meine Erfahrung, Helmut Schmidt spricht auch<br />

nicht mit mir, seitdem er gelesen hat, was ich über ihn in meinen Erinnerungen geschrieben<br />

habe – er hat drei Kulturdezernenten eingeladen, Dieter Sauberzweig, Hermann Glaser und

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