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Leadership-Interview-Transkript - Sozialpsychologie - Goethe ...

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Vereinen oder sonst etwas, denn meinen Sportlern sagen: „Ihr müsst euch ethisch<br />

einwandfrei verhalten. Ihr müsst Bitteschön die Regeln einhalten, wenn ich nicht selbst mit<br />

gutem Beispiel vorangehe und dafür sorge, dass konsequent auch in meinem Gremium alle<br />

sich an die Vorgaben halten und eben nicht, mal hier und mal da nebenbei Geld kassieren<br />

oder anderes? Also insofern hängt die Frage „good governance“ im Sinne von guter Führung<br />

ganz eng zusammen mit konkreten Problemen, die der Sport auch in der Praxis, sprich<br />

Doping, Spielmanipulation und anderem, heute hat. Und das gute Beispiel an der Spitze wird<br />

natürlich nicht alleine ausreichen, um für sauberen Sport zu sorgen, aber das ist eine<br />

notwendige Bedingung. Und man braucht dann natürlich ein ganzes Bündel von<br />

Präventionsmaßnahmen, Aufklärungsmaßnahmen, von einer klaren Null-Toleranz-Haltung<br />

auch gegen jede Abweichung. Wenn eher weggeschaut wird, wenn man es nicht so genau<br />

wissen will, wenn selbst ehemalige Doper dann noch hofiert werden, dann ist das natürlich<br />

problematisch. Und man sieht ja am Fall Armstrong, dass mindestens weggeschaut wurde.<br />

Alles, was bisher an Fakten unbestritten auf dem Tisch liegt, zeigt, dass so gute Führung<br />

eigentlich nicht aussehen kann, wenn ich konsequent gegen Doping vorgehen will.<br />

Rolf van Dick: Ich komme jetzt eigentlich schon zu meiner letzten Frage und das passt sehr<br />

schön eigentlich dazu: Welche Rolle spielen Werte in unserer Gesellschaft, im Sport? Und<br />

vielleicht zeigen diese Beispiele ja, dass die Werte eine zu geringe Rolle gespielt haben. Aber<br />

was können wir konkret tun, damit Werte wieder wichtiger werden und auch akzeptiert<br />

werden und nach ihnen gelebt wird.<br />

Sylvia Schenk: Also wir haben ja zunehmend eine Werte-Debatte in der Gesellschaft, nicht<br />

nur in Deutschland, sondern auch international. Oder auch über Wirtschaftethik zum Beispiel,<br />

da hat es ja auch an den Hochschulen in Deutschland, aber auch wiederum international, eine<br />

Entwicklung gegeben, dass eben Lehrstühle für Wirtschaftsethik neu eingerichtet wurden und<br />

dass das eine größere Rolle mittlerweile bekommen hat. Das ist ja erst einmal ein gutes<br />

Zeichen. Bei den Werten ist es so, das wird im Sport besonders deutlich, also darüber zu<br />

reden und zu sagen: „Das sind unsere Werte. Sport ist Fairplay und wir haben ein positives<br />

Image.“, das ist wohlfeil. Und das machen alle sehr gerne. Aber zu sehen, dass diese Werte<br />

auch einen Rahmen brauchen, damit sie überhaupt gelebt werden und verwirklicht werden, da<br />

fehlt es bei ganz ganz vielen noch. Und da ist, wie gesagt, gerade der Sport und die<br />

Sportorganisationen ein gutes Beispiel, die lange Zeit, und im weiten Teil noch bis heute,<br />

denken: „Also wir sind Sport und damit sind wir gut. Und wie sind Ehrenamtliche und damit<br />

sind wir gut.“ Mir ist es auf internationaler Ebene vor einem knappen Jahr passiert, da ging es<br />

um das Thema „good governance“, ein Verband, der ein Bauprojekt vorstellte, und ich dann<br />

sagte: „Naja, wenn es hier um `good governance`geht, schönes Bauprojekt. Was habt ihr für<br />

Maßnahmen für Korruptionsvermeidung, das ist ja immer ein Risikobereich beim Bauen,<br />

getroffen um dieses Bauprojekt auch wirklich verantwortlich durchzuführen?“ Und da guckte<br />

mich der Vertreter ganz erstaunt an und sagte: „Wir sind alles Ehrenamtliche. Wir brauchen<br />

das nicht.“ So als ob ich in dem Moment, in dem ich Ehrenamtlicher bin, kein<br />

Korruptionsrisiko habe. Also das ist eine völlige Verkennung der Tatsachen. Und nur Fairplay<br />

zu predigen und zu meinen, dann kommt das alles von selber, ist ein Irrglaube. Auch Fairplay<br />

braucht einen Rahmen, so wie wir es in der Wirtschaft inzwischen haben, dass wir über<br />

Compliance Vorgaben geben, wie zum Beispiel mit einem Ethikcode „Was sind die Werte?<br />

Was sind die wesentlichen Grundlagen der Firmenkultur?“ Und dann mit Richtlinien den<br />

Beschäftigten einen Rahmen vorgeben, dass sie eine Orientierung haben, dass sie wieder<br />

Führung haben durch Vorgaben zum Orientieren: „Was wird von mir erwartet?“ Nicht<br />

bürokratisch, manche haben es auch übertrieben inzwischen mit Compliance, dass da alles im<br />

Detail vorgegeben wird. Das irritiert mehr, als dass es orientiert und führt dazu, dass alle<br />

gelähmt sind, sondern dass es wirklich in die Selbstverantwortung der Einzelnen gegeben

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