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Leadership-Interview-Transkript - Sozialpsychologie - Goethe ...

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Johannes zu Eltz<br />

Kurzbiografie<br />

Johannes zu Eltz wurde 1957 in Eltville geboren und wuchs im Rheingau auf. Nach<br />

Abschluss seines Jurastudiums mit Promotion an der Universität Mainz studierte er<br />

Philosophie und Theologie an den Hochschulen St. Georgen in Frankfurt und am Athenaeum<br />

Sant‘ Anselmo in Rom.1991 wurde er zum Priester geweiht. Von 1999 bis 2010 war zu Eltz<br />

Leiter des kirchlichen Gerichts. Er war vier Jahre Stadtdekan von Wiesbaden und ist seit<br />

August 2010 Stadtdekan von Frankfurt. Er ist damit für rund 145 000 Frankfurter Katholiken<br />

zuständig. Johannes zu Eltz ist außerdem Pfarrer der Domgemeinde St. Bartholomäus und der<br />

Pfarreien St. Bernhard im Nordend und Allerheiligen im Ostend. Außerdem ist er<br />

Vorsitzender des Caritasverbandes Frankfurt e.V.<br />

<strong>Interview</strong> geführt in Frankfurt am 14. Mai 2012<br />

Rolf van Dick: Herr zu Eltz, ich danke Ihnen ganz herzlich, dass Sie uns unterstützen wollen.<br />

Sie sind zuständig für fast 150 000 Katholiken hier in Frankfurt, fast 70 Gemeinden, davon<br />

über 20 muttersprachliche Gemeinden. Sie sind auch Vorsitzender des Caritasverbandes.<br />

Insofern haben Sie ganz viel zu führen. Sie haben mit Führung zu tun, sowohl von oben als<br />

auch nach unten. Und uns interessieren Ihre ganz private Sicht und Ihre persönlichen<br />

Erfahrungen mit Führung.<br />

Die erste Frage, die ich immer stelle ist: Brauchen wir überhaupt Führung? Und in Ihrem Fall<br />

würde ich das so formulieren: Brauchen wir einen anderen Menschen, der uns führt, wenn wir<br />

die Bibel haben, das göttliche Wort? Wenn wir den Glauben haben, an dem wir uns<br />

orientieren können? Wenn alle Menschen nach den zehn Geboten leben würden, bräuchten<br />

wir dann noch Führung?<br />

Johannes zu Eltz: Also wenn wir die Prämissen noch ein bisschen weiter ausbauen und<br />

sagen allein: „Und wenn wir schon im Himmel angekommen wären, bräuchten wir dann noch<br />

Führung?“, heißt die Antwort: „Brauchen wir nicht mehr“. Dann bedarf es überhaupt keiner<br />

Sicherung von Prozessen und Ergebnissen mehr, sondern da geht alles im besten Sinne von<br />

selbst. Wir sind aber erst auf dem Weg dorthin und deswegen ist Führung erforderlich und sie<br />

wird auch, wenn sie gut geleistet wird, aktiv nachgefragt.<br />

Rolf van Dick: Das wäre meine nächste Frage. Was ist gute Führung? Wie definieren Sie<br />

gute Führung und wo beobachten Sie gute Führung in den Kontexten, in denen Sie sich<br />

bewegen?<br />

Johannes zu Eltz: Mein Kontext ist dadurch charakterisiert, dass ich es mit Leuten zu tun<br />

habe, die gläubige, glaubende Christen sind. Was heißt, die für sich in Anspruch nehmen<br />

können, dass sie Gottes geliebte und von ihm auch mit Kommunikation privilegierte Kinder<br />

sind, genauso wie ich, mir im Wesentlichen in nichts nachstehen. Deswegen kann ich meinen<br />

Schäfchen gegenüber kein ontologisches Prä behaupten, dass ich etwas Besseres bin oder<br />

etwas grundsätzlich besser weiß als sie. Wenn das klar ist – und das in Frankfurt klar zu<br />

machen, wo es ein demokratisches Grundempfinden gibt hilft besonders viel – das ist die<br />

Voraussetzung für eine Führung, die auch angenommen wird, weil dann brauche ich ihnen<br />

nicht zu sagen, was Gottes Wille für sie ist. Das können sie selbst herausbekommen. Sondern<br />

ich kann ihnen helfen, ihren kirchlichen Alltag besser zu bewältigen, zur Erkenntnis und zum

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