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Leadership-Interview-Transkript - Sozialpsychologie - Goethe ...

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muss allerdings auch wachsen. Man kann nicht irgendwann beschließen „So jetzt werde ich<br />

beharrlich“, ist ja auch Unsinn.<br />

Rolf van Dick: Aber das wäre eine andere Frage. Sie haben jetzt so ein paar Sachen genannt,<br />

wo man sagen könnte: Das nennen Sie jetzt effektive Führung. Also man muss sich Respekt<br />

verdienen, man muss den Leuten vertrauen und die Leute müssen einem vertrauen,<br />

Beharrlichkeit. Sind das Sachen, die man Lernen kann oder würden Sie sagen....<br />

Wolfgang Niedecken: ...ist Erfahrung, alles Erfahrung.<br />

Rolf van Dick: ...und jeder kann die Erfahrung machen und wird irgendwann?<br />

Wolfgang Niedecken: Es kommt darauf an, was einer will. Wie sich einer sein Leben<br />

vorstellt. Sagen wir, ich fange an, mit 15 oder 16 darüber nachzudenken: O wie kann ich den<br />

möglichst reich werden? Dann geht natürlich wahrscheinlich anders, würde ich mal vermuten.<br />

Sonst sind da andere Parameter gesetzt, das ist die entscheidende Weggabelung, an der ich<br />

dann natürlich mich entschieden habe: Ne, ich will mein Leben so führen, dass ich meine<br />

Lebensqualität aus dem ziehe, was ich gerne tue und nicht aus dem, was ich an Geld verdiene<br />

und mir da erkaufe. Also ich komme mit ganz wenig aus, ich kann sehr sehr minimalistisch<br />

Leben, ich kann Vergnügen an Kleinigkeiten haben, ich kann monatelang durch die Welt<br />

ziehen und von Tomaten, Brot, Käse und Wein leben. Kein Thema!<br />

Rolf van Dick: Würden Sie sagen, Kunst ist auch so eine Nische, wo Leute, wie Sie gut<br />

reinpassen?<br />

Wolfgang Niedecken: Ich passe da gut rein, ja! Ich passe da wunderbar rein, aber andere<br />

passen da überhaupt nicht rein. Die haben eine andere Vorstellung und das würde ich auch<br />

keinem verübeln. Also wenn ich sage, wie einfach ich leben kann, dann heißt das nicht, dass<br />

ich denen, die das nicht können das verübele. Wenn jemand Ehrgeiz hat und denkt: Das<br />

Größte in der Welt wird sein, wenn ich mit 30 Millionär bin. Ok! Das ist ein anderer Plan,<br />

dem kann ich aber keine Tipps geben, dem kann ich überhaupt keine Ratschläge geben.<br />

Rolf van Dick: Wer hat Ihnen denn Ratschläge gegeben. Also eine Frage, die ich immer<br />

gerne Stelle ist: Wer hat Sie inspiriert? Jetzt vielleicht nicht als ganz junger Mensch, sondern<br />

eher im Erwachsenenleben. Sie haben Bundespräsidenten, Bundeskanzler, Nelson Mandela,<br />

Sie haben mit Heinrich Böll Gespräche geführt, mit Joseph Beuys einmal auf der Bühne<br />

gestanden. Wer hat Sie da inspiriert? Wenn fanden sie toll?<br />

Wolfgang Niedecken: Also zunächst mal war meine Mutter großer Rückhalt. Meine Mutter<br />

war die Tochter eines arbeitslosen Kirchenmalers und wäre gerne Modezeichnerin geworden.<br />

Das war aber zwischen den Kriegen nicht drin und hat von Anfang an alles, was ich<br />

künstlerisch machte, ja gedeckt, stand immer dahinter, und wenn einer sagte: „Der muss<br />

doch!“, dann kam von meiner Mutter der Satz: „ Der muss gar nichts! Der muss glücklich<br />

werden!“ und das war schon mal unglaublich. Also das war, dieser Rückhalt, weiß nicht, ohne<br />

diesen Rückhalt, weiß der Teufel, was dann passiert wäre. Dann hätte ich wahrscheinlich<br />

irgendwann gesagt: „Ich spinne, ich interessiere mich nur für Zeugs, was nichts einbringt“, so<br />

war mein Vater ja drauf. Und ja, wenn ich Namen nennen soll, meine größten Heiligen, meine<br />

größten Vorbilder, ohne die wahrscheinlich nichts großartig passiert wäre, das war in der Tat<br />

Heinrich Böll und Gockel.

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