Leadership-Interview-Transkript - Sozialpsychologie - Goethe ...
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Birgit Prinz<br />
Kurzbiografie<br />
Birgit Prinz wurde am 25. Oktober 1977 in Frankfurt am Main geboren. Von 1992 bis 1998<br />
spielte sie beim FSV Frankfurt, anschließend beim 1. FFC Frankfurt im Angriff. Ihr erstes<br />
Länderspiel bestritt sie mit 16 Jahren im Jahr 1994 gegen Kanada. 1995 stand sie als bisher<br />
jüngste Spielerin in einem WM-Finale. Seit November 2003 war sie Spielführerin der<br />
Nationalmannschaft. Im Februar 2010 hatte sie im Spiel gegen Nordkorea als erste<br />
Europäerin ihr 200. Länderspiel. Birgit Prinz ist Weltfußballerin der Jahre 2003, 2004 und<br />
2005, Torschützenkönigin der Fußball-WM 2003 und achtfache deutsche Fußballerin des<br />
Jahres, zuletzt 2008. Am 12. August 2011 erklärte Prinz das Ende ihrer Karriere.<br />
<strong>Interview</strong> geführt in Frankfurt am Main am 25. März 2011<br />
Rolf van Dick: Frau Prinz, vielen Dank, dass Sie uns unterstützen wollen und ich freue mich<br />
auf unser Gespräch bei dem es um das Thema Führung gehen soll, Führung ganz allgemein<br />
aber natürlich in Bezug auf Ihre konkreten Erfahrungen, vor allem als Sportlerin. Die erste<br />
Frage wäre, wie wichtig ist überhaupt Führung? Brauchen wir Führung?<br />
Birgit Prinz: Ja sicherlich, ich denke, jede Gruppe muss koordiniert werden und es muss<br />
jemanden geben der es macht und dafür benötigt es Führung.<br />
Rolf van Dick: Aber ist gerade der Sport nicht ein gutes Beispiel dafür, dass Hochleistungen,<br />
zum Beispiel ihrer Mannschaftskolleginnen, erbracht werden ohne dass jemand dahinter steht<br />
und ihnen sagt was sie tun sollen oder wie sie es tun sollen?<br />
Birgit Prinz: Ja, sicherlich, Motivation ist für viele Sportler ziemlich wichtig, aber es muss<br />
halt irgendwie koordiniert werden und es müssen alle in die selbe Richtung motiviert sein. Es<br />
müssen alle in dieselbe Richtung laufen und nicht einer nach links einer nach rechts und einer<br />
nach hinten. Sonst kommt keine gute Leistung raus und dazu benötigt es einfach auch gute<br />
Führung.<br />
Rolf van Dick: Manchmal wird zumindest in der Wissenschaft gesagt, Führung wird<br />
gnadenlos überschätzt. Also wenn ich mir aktuell die Situation bei der Eintracht anschaue,<br />
wenn Frankfurt gegen Wolfsburg gewinnen sollte, dann wird es mit Sicherheit auf Daum und<br />
seinen neuen Stil und sein Charisma usw. attribuiert. Wenn Frankfurt verliert oder<br />
unentschieden spielt, bin ich mir sicher, wird niemand Daum einen Vorwurf machen, weil<br />
dann wird gesagt, die Mannschaft ist in einem schlechten Zustand oder nicht motiviert genug<br />
oder so schnell kann man das Blatt nicht umdrehen oder so. Glauben Sie, dass ein einzelner<br />
Fußballtrainer 70 oder 80 Prozent des Erfolges seiner Mannschaft ausmacht?<br />
Birgit Prinz: Nein, definitiv nicht. Aber darum geht es auch glaube ich gar nicht. Ich glaube<br />
im Leistungssport geht es nicht darum, dass ein Einzelner 70 oder 80 Prozent ausmachen<br />
kann. Meistens entscheiden die letzten 2 – 3 Prozent und da denke ich, hat der Trainer auch<br />
einen Anteil dran. Ob natürlich Sofortmaßnahmen dann sofort greifen ist die Frage, aber<br />
immer mal können sie durchaus greifen. Ob das dann unbedingt „Führung“ ist, ist die zweite<br />
Frage.