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Leadership-Interview-Transkript - Sozialpsychologie - Goethe ...

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Wolfgang Niedecken: Also, Moment! Demokratie in der Kunst geht überhaupt nicht! Dass<br />

wir uns da nicht missverstehen. Demokratie in der Kunst, das war ein absoluter Fehlschritt<br />

das über lange Zeit so hoch zu halten, weil der Mensch ist, nun mal so, dass er da auch seinen<br />

Vorteil sucht und wenn nicht alle in der Band, na wie sage ich´s dezent, wenn da nicht alle<br />

diesem Ideal nachstreben, das Optimum zusammenzumachen, wenn sich da Einzelne nach<br />

vorne drücken wollen, dann nützt das alles nichts mehr, der beschafft sich Mehrheiten und<br />

dann wird das gemacht was er, was das Mittelmaß durchsetzten will. Da muss man ganz<br />

höllisch aufpassen. Irgendwann war der Groschen gefallen, irgendwann habe ich gemerkt,<br />

man kann nicht über Kunst abstimmen, das geht nicht.<br />

Rolf van Dick: Das war dann die Zeit, als BAP nach den ersten zehn Jahren auseinander<br />

gegangen ist.<br />

Wolfgang Niedecken: Das war die Zeit des Tauziehens...<br />

Rolf van Dick: Ja.<br />

Wolfgang Niedecken: ...wo da noch die Interessenlagen anders waren, wo eine Fraktion<br />

kommerzieller gedacht hat als die andere. Ist alles in Ordnung, man darf kommerziell denken,<br />

nur wenn ich dabei mitmachen soll, muss man sich überlegen, ob das geht.<br />

Rolf van Dick: Noch mal zu Ihrer Führungsrolle als Geschäftsführer der Firma oder jetzt in<br />

Bezug auf die Jungs, die das Equipment aufbauen: Wie führen Sie da?<br />

Wolfgang Niedecken: Das ist relativ einfach. Wir haben einen, wie nennen wir das, Tour<br />

Manager, der mein Vertrauen besitz. Das ist auch so etwas, was man nicht befehlen kann!<br />

Man kann der Band nicht befehlen: „Vertraut mir!“, man kann das seiner Crew nicht<br />

befehlen. Das muss man sich erarbeiten! Vertrauen muss man sich erarbeiten, Respekt muss<br />

man sich erarbeiten und ich glaube Vertrauen kommt dann auch über Respekt. Wenn das alles<br />

klar ist und ich merke, ich komme mit allen so aus, wie ich mir denke: So stelle ich mir das<br />

vor. Dann kann man auch wirklich miteinander arbeiten, in so einem Laden. Wir sind ja, wie<br />

soll ich sagen, wir sind ein relativ kleiner mittelständischer Betrieb.<br />

Rolf van Dick: Ja, nach Anzahl der Leute.<br />

Wolfgang Niedecken: Das hört sich für eine Rock-Band sehr spießig an, aber das sind wir<br />

nun mal. Und über all die Veränderungen in den Jahren, seit wir dass professionell machen,<br />

professionell machen wir es ja seit 79./80., ist es an den Punkt gekommen, ich „drösel“ jetzt<br />

nicht auf, wer wirtschaftlich wie viel Anteil in der Band hat. Das ist ein Ding, das würde jetzt<br />

zu weit führen, aber es ist dabei rausgekommen, dass ich der Verantwortliche bin, der<br />

versucht alle so einzubinden, dass sie damit glücklich sein können. Ich möchte zum Beispiel<br />

nicht jemanden auf der Bühne haben, von dem ich weiß; eigentlich findet er das alles völlig<br />

daneben, was wir hier treiben. Der macht es aber, weil er ganz gut verdient, bei uns. Dann<br />

komme ich nämlich relativ schnell dazu, dass das ganze Ding nur noch Showbusiness ist und<br />

- klar das gehört zum Showbusiness, was wir da tun. Wir gehören zur Unterhaltungsindustrie,<br />

das ist steuerlich gesehen, ganz schlecht. Wann da ein E vorne wäre, wenn das als „Ernst“<br />

angesehen würde, würden wir weniger Steuern bezahlen, würde das auch wieder ein anderes<br />

Terrain. Aber wenn mir das zu sehr ins Showbusiness und mit all den Lügen, wenn dass mir<br />

zu sehr da rein gerät, dann wäre für mich relativ schnell klar, dass ich wieder zurück in mein<br />

Atelier gehe und weiter Bilder male, wozu ich natürlich jetzt nicht mehr komme oder viel zu<br />

selten komme. Wir haben Glück gehabt, wir haben das durch viel Beharrlichkeit und das

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