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Leadership-Interview-Transkript - Sozialpsychologie - Goethe ...

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immer noch mehr werden, wie Erziehungsgeld oder was auch immer. Das hat dann auf der<br />

anderen Seite damit zu tun, da ich das behalten möchte, gehe ich auch kein Risiko mehr ein.<br />

Nach wie vor haben Sie Länder, zum Beispiel in Nordeuropa, wo Sie ein Management haben,<br />

das viel leichter ins Risiko geht, weil sie auch nicht den Kopf abgerissen bekommen, wenn<br />

mal etwas schief geht, wie bei der Kindererziehung. Ich glaube eben, dass es heute in so<br />

großen Mechanismen ganz schwer ist das zu verändern, Leuten beizubringen zu sagen jetzt<br />

geh ich noch mal ins Risiko, weil die sofort sagen dazu wurde ich nicht erzogen, dass ich das<br />

Risiko übernehme. Da haben sie auch die Situation haben, dass nach oben delegiert wird, und<br />

die oben merken eigentlich gar nicht, dass es zurück kommt.<br />

Rolf van Dick: Wo kommt das her? Sie haben ja bei der IBM begonnen, eine große Firma<br />

mit vielen Bürokratischen Strukturen, lag das an der Zeit? Wir hatten damals in den 70er<br />

Jahren ein ganz anderes Wachstum, ganz andere Ideen als die, die wir jetzt seit zehn, fünfzehn<br />

Jahren in Deutschland haben, wo es auch weniger zu verteilen gibt, wo deswegen auch jeder<br />

kämpft um das was er schon hat?<br />

Gabriele Eick: Also IBM war zu diesem Zeitpunkt eben noch nicht so bürokratisch. Ich habe<br />

damals meinen Chef gefragt ob ich das und das machen dürfte, da war ich eine ganz junge<br />

Führungskraft und da hat er gesagt Frau Eick nehmen Sie sich so viel Macht wie Sie wollen,<br />

Hauptsache es funktioniert. Das würde es heute so schwierig geben. Wobei das Wort Macht<br />

war jetzt nicht im negativen Sinne zu verstehen, sondern man sagt ja auch machtvoll. Wenn<br />

man sich durchsetzt und sagt dafür setzte ich mich jetzt ein. Dieses risikoscheuende ist etwas,<br />

was in den letzten Jahren immer stärker geworden ist. Das hat auch damit zu tun, es gibt<br />

Verteilungskämpfe, ich möchte das festhalten Sie sehen ja auch die Einschränkung an<br />

Mobilität. Ich habe noch einen Arbeitsvertrag unterschrieben, wo drauf steht, dass ich noch<br />

mobil bin. Wenn Sie sich heute Anstellungen ansehen gibt es sehr viele junge Leute, die nicht<br />

mehr mobil sind. Ich habe zum Beispiel eine Freundin, die lebt auch hier und ist Lehrerin, das<br />

ist dann schwierig, wenn sie umziehen will und sie hat Kinder und die Möglichkeit die in den<br />

Kindergarten oder in die Vorschule zu geben und sie hat die Großeltern. Es gibt also einen<br />

Rattenschwanz an Begründungen warum man das dann nicht mehr machen will. Ich gehöre<br />

einer Generation an, ich habe jahrelang eine Wochenendehe geführt, ich bin haufenweise<br />

Kilometer gefahren und da hat sich mir gar nicht die Frage gestellt. Also in meiner IBM Zeit<br />

kriegten sie einen Anruf und dann wurde gesagt im Übrigen übernehmen Sie die Aufgabe so<br />

und so übermorgen in so und so. Da durften Sie einmal nein sagen, da waren Sie schon mal<br />

sehr beliebt, aber eigentlich nicht. Mein Mann und ich wurden manchmal am gleichen Tag in<br />

unterschiedlichste Ecken versetzt. Das hatte natürlich aber auch den Vorteil gehabt, das hat<br />

auch damit zu tun gehabt, also das ist meine persönliche These ich weiß nicht ob sie standhält,<br />

wenn Sie immer in neue Aufgaben kommen, dann wissen sie da ja vieles nicht. Sie werden<br />

ein wenig reduziert in ihrem Wissen, man muss sich ein- und nacharbeiten. Dann sagen sie<br />

nicht so schnell, ich bin der Spezialist. Wenn sie irgendwo im Unternehmen dann die Leute<br />

haben, die das seit 30 Jahren machen, abgesehen dass ich mir dann denke jetzt müssen sie es<br />

auch können, sind das dann aber häufig die Blockaden, die sagen ich mache das hier schon<br />

seit 30 Jahren, und kommen Sie mir jetzt nicht dass wir das jetzt anders machen. Diese<br />

Unbeweglichkeit, die zum Teil entstanden ist, ist natürlich ganz enorm. Diese Besitzstände<br />

sind angewachsen, ich selber habe in der Wirtschaftsförderung, die damals als GmbH<br />

gegründet wurde, das jährt sich dieses Jahr zum 25sten mal. Ich habe also beurlaubte Beamte<br />

übernommen in eine GmbH, also die kamen mit allen Rechten rüber, und ich weiß noch ich<br />

habe die Chupze gehabt zu sagen, ich führe alle Menschen gleich nämlich nach dem, was wir<br />

zu erledigen haben und habe in einer gewissen gesunden Ignoranz einfach manche Dinge<br />

nicht gesehen und das hat funktioniert. Schauen Sie sich heutzutage mal an wie in den großen<br />

Firmen alleine an Gewerkschaftsdiskussionen gibt, genau wie bei Lufthansa im Moment.

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