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Leadership-Interview-Transkript - Sozialpsychologie - Goethe ...

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ja auch über den BDI und in vielfältigen anderen Aktivitäten Menschen kennengelernt, die<br />

wichtige Rollen hatten.<br />

Jürgen Heraeus: Ja, ich hatte sehr früh das Glück, dass mein Vater, der mich sehr geschätzt<br />

und sehr gefördert hat und sehr viel Vertrauen in mich hatte, der hat mich früh mitgenommen.<br />

Gerade in Frankfurt war damals ja die, hatten die Banken ja noch einen anderen Status als<br />

heute und ich habe Herrn Ponto, Herrn Heusken, später Herrn Herrnhausen kennengelernt und<br />

so. Leute, die ich außergewöhnlich geschätzt habe und die sage ich jetzt mal auch eine Kontur<br />

hatten, einen Background hatten und auch die Bank betrieben haben, wie man es damals<br />

gemacht hat. Das hat mir viel gegeben und ich habe auch später, mein Vater hat mich immer<br />

ermutigt, der hat mir Aufgaben gegeben und hat dann gesagt ich kenne sie alle, ich kenne sie<br />

alle und ich sage dir jetzt schon, da ist keiner besser als du bist oder mal wirst. Nimm das in<br />

die Hand und so.<br />

Rolf van Dick: Dass man dann diesen Menschen dann mehr oder weniger auf Augenhöhe<br />

begegnen kann und dann…<br />

Jürgen Heraeus: …Und dann auch kritisch war. Ich sehe das so bei einer meiner Töchter,<br />

die hat kürzlich einen… Wir laden auch viele ein, auch viele junge Leute und da war auch<br />

einer aus einem bekannten Unternehmen so und dann… der so sehr hofiert wurde und so<br />

weiter und dann hat sie sich noch mal erkundigt, was er denn so macht und dann sagte ich und<br />

wie fandest du den? - Ja, sagt sie, ehrlich gesagt, wenn der es nicht weiter gebracht hat als da,<br />

wo er ist, dann kann der eigentlich nicht so toll sein. Die ist 22. Also, ich sage jetzt mal, man<br />

lernt einen Blick für die Menschen, man lässt sich auch nicht ich sage jetzt mal einpudern,<br />

weil der ein tolles Auto hat oder… Gibt ja auch viele charmante, nette Leute, die aber nicht<br />

gerade geeignet sind, ein Unternehmen zu führen oder eine große Abteilung zu führen.<br />

Rolf van Dick: Trotzdem passiert es immer wieder. Eine meiner Fragen ist, warum<br />

funktioniert Führung offensichtlich oft nicht? Also es ist schon auf den unteren Ebenen, dass<br />

da Mitarbeiter krank werden, weil die Führungskräfte sie nicht wertschätzen. Aber warum<br />

werden auf oberen Ebenen manchmal Menschen zu Vorstandsvorsitzenden gemacht oder zu<br />

Spitzenpolitikern gewählt, die offensichtlich Fehlbesetzungen sind? Zumindest in den Augen<br />

der Öffentlichkeit.<br />

Jürgen Heraeus: Also manche entwickeln sich erst so, dass man hinterher sagt, das war eine<br />

Fehlbesetzung. Also, es gibt natürlich viele, die sage ich jetzt mal sehr eitel sind, viele, die die<br />

Menschen, die Mitarbeiter nicht erreichen und das dann durch Kraft und durch autoritäres<br />

Gehabe ausgleichen. Nach dem Motto da muss man doch voll… die die Menschen nicht<br />

gewinnen und das sind dann Fehlbesetzungen.<br />

Rolf van Dick: Und diese Fähigkeit, Menschen zu gewinnen, glauben Sie auch das kann man<br />

lernen oder gehört das…?<br />

Jürgen Heraeus: Also, manche können es nicht lernen, habe ich das Gefühl. Ich glaube<br />

manche können es gar nicht lernen und denen muss man auch sagen sie müssen was anderes<br />

machen. Ich bin ja sehr kritisch gegenüber sagen wir jetzt mal der ganzen Beraterkaste. Wenn<br />

junge Menschen, Studenten, sagen wir also die Besten, die gehen dann zu McKinsey, Boston<br />

Consulting, Roland Berger, da ist ja auch so eine Staffelung heute so in deren Augen. Ich sage<br />

das ist gut, das ist eine Verlängerung des Studiums auf hohem Niveau, da seht ihr lauter gute<br />

Leute, aber die Welt ist nicht so. Die Gauß’sche Verteilung der Menschen, die ist oben ganz<br />

schmal und wenn Sie bei der Beratung bleiben ist das okay, das ist ein Beruf, den kann man

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