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Leadership-Interview-Transkript - Sozialpsychologie - Goethe ...

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Lufthansa ist an allen Ecken und Enden paralysiert durch Tarifverträge. Die Spielräume, die<br />

sie als Führungskraft haben, werden immer geringer. Was ich eben auch glaube ist, wir haben<br />

60 Jahre vergehen lassen, ohne in Deutschland den Menschen die Grundbegriffe des<br />

Wirtschaften beizubringen. Also wir haben das sozusagen auf den Spezialgebieten gelassen,<br />

für meine Begriffe gehört wie wirtschaftet man eigentlich noch in die Schulzeit in die<br />

unterschiedlichen Module. Man muss nicht gleich Wirtschaftswissenschaften studieren, aber<br />

jeder Bürger, der irgendwann erwachsen ist auf dieser Welt, sollte wissen, was soll und haben<br />

ist, ich mache es mal ganz schlicht. Wenn Sie sich mal anschauen, wie viele junge Menschen<br />

verschuldet sind, dann hat das etwas damit zu tun, dass sie von klein auf gedacht haben der<br />

Strom kommt aus der Dose und beim Einkaufen nehme ich die Kreditkarte. Auch das gehört<br />

zur Führung. Deshalb tun wir uns heute auch so schwer den Leuten zu sagen warum muss ein<br />

Unternehmen Mitarbeiter abbauen. Wir können bei der Lufthansa bleiben. Das ist ein ganz<br />

gefährlicher Weg, dass ich sage ich brauche neustes Flugequipment, Flugzeuge die leider<br />

fliegen, wir haben ja genug Fluglärm Diskussion, die kosten aber richtig viel Geld. Auf der<br />

anderen Seite muss ich sehen, das muss ja auch erwirtschaftet sein. Wenn ich dann feststelle<br />

ich habe über Jahre zu viel angesetzt, dann muss ich hingehen in einen schmerzhaften<br />

Prozess. Da hilft es mir wenig, dass die Mitarbeiter sagen ich habe 20 Jahre lang alles<br />

gegeben, sondern du musst Sie mitnehmen. Das ist der genau der Punkt. Du musst sie<br />

mitnehmen auf den Weg warum das jetzt wichtig ist, darum plädiere ich dafür, dass unsere<br />

Schulen das als ein Pflichtfach aufnehmen.<br />

Rolf van Dick: Die letzte Frage, und ich glaube die passt hier ganz gut rein, ist die nach<br />

Werten. Wie wichtig sind Werte und nachdem sie das eben so geschildert haben, können<br />

Werte auch schädlich sein, weil sie etwas zementieren, weil man sich wenig bewegt, wenn<br />

man erstmal so einen Wert akzeptiert hat?<br />

Gabriele Eick: Für mich hat immer gegolten, ich führe mit Werten, die ich von meinen<br />

Eltern mitgenommen habe. Die haben sich addiert durch Führungskräfte oder Menschen die<br />

ich in meinem Leben kennen lernen durfte von denen ich dann auch noch Werte mit<br />

übernommen habe. Ich glaube, dass es heute für Eltern unglaublich schwierig ist, Kindern<br />

beizubringen, dass Ehrlichkeit ein Wert ist. Wenn du die Zeitung aufmachst und all die<br />

Tölpeleien und Dummheiten siehst, die sich Menschen in Führungspositionen leisten. Ich<br />

habe ja leider keine Kinder, aber ich stelle mir vor wenn meine Kinder mich gefragt hätten<br />

der bedient sich da großartig, warum soll ich nicht klauen wie zum Beispiel bei der Teppich<br />

Affäre. An der Ecke bleiben wir ja auch immer Kinder, man nimmt ja die Werte mit, die man<br />

gelernt hat, wenn diese Werte in den Unternehmen verstärkt werden, dann kann das ein sehr<br />

gelungener Akt sein. Ich fand es zum Beispiel unmöglich, dass der spanische König Juan<br />

Carlos auf einer Elefantenjagd war und ist selber in einer Führungsposition einer Wildlife<br />

Schützungsorganisation. Dafür hat das Volk im positiven Sinne sofort einen Bauch, und das<br />

gilt es auch als Führungskraft zu vermeiden. Sie können nicht hingehen und sagen wir sparen<br />

und dann einen Tag bevor das Spardekret über die Organisation geht, bekommt irgendeiner<br />

mit, dass sich der Vorstand gerade noch mal eine neue S-Klasse bestellt hat. Das funktioniert<br />

nicht und das ist auch die Verunsicherung die reinkommt. Für mich ist ein ganz wichtiger<br />

Punkt, dass ich berechenbar sein muss, ich kann auch in meinem Wutausbruch mal<br />

berechenbar sein, weil dann wissen alle um mich herum jetzt ist mir einfach mal der Kragen<br />

geplatzt. Das ist gar nicht so schlimm. Ich führe auch voll mit Emotionen. Sowie ich mich<br />

freue, gebe ich auch mal Ärger Platz. Dann bekomme ich hoffentlich keinen Herzinfarkt.<br />

Kinder verstehen das auch wann mal etwas zu viel geworden ist. Es hat ja auch viel damit zu<br />

tun, dass man, daran glaube ich immer noch ganz fest, Teamerhalt hinbekommt, indem man<br />

Achtung vor dem Einzelnen hat. Das heißt nicht, dass ich sofort jeden mögen muss, aber ich<br />

muss Achtung vor der Person haben, und dass mein Wert kompatibel mit dem des

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