Leadership-Interview-Transkript - Sozialpsychologie - Goethe ...
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Wirtschaftslebens, stellen wir doch fest, dass die Menschen zunehmend krank werden. Also<br />
Fehlzeiten ist ein Problem, Begriffe wie Burnout oder Mobbing mögen ein Stück weit auch<br />
Modebegriffe sein, die durch die Zeit geprägt werden, aber nicht ohne Grund sagen auch die<br />
Krankenkassen, Depression und Burnout sind Themen, die uns beschäftigen, sind mit die<br />
häufigsten Krankheiten, und das hat ja dann auch wieder Kosten. Denken sie, dass das im<br />
Wesentlichen ein Führungsthema ist?<br />
Rolf-Ernst Breuer: Ganz bestimmt, und ganz primär. Und da hilft eigentlich der Begriff<br />
„Mitarbeitergespräch“ weiter. Es muss jedermann, der mit Führungsaufgaben betraut ist, klar<br />
sein, dass das Mitarbeitergespräch DAS Instrument, das A & O ist, um die Mitarbeiter vor<br />
Burnout, vor Frustsituationen, vor Krankheiten zu bewahren. Und zwar das<br />
Mitarbeitergespräch mindestens einmal im Jahr, das ist Pflicht, wenn es geht auch öfter, und<br />
zwar ganz individuell auf den Fall bezogen. Mit dem betroffenen Mitarbeiter oder<br />
Mitarbeiterin erörtern, was haben wir erreicht, was können wir uns vorstellen, sozusagen eine<br />
Art Zielvereinbarung für die nächste Periode, was hat geklappt, was hat nicht geklappt, was<br />
kann man verbessern, was war besonders gut, auch loben muss man, und von daher Ziele<br />
formulieren, und damit dem Mitarbeiter oder der Mitarbeiterin das Gefühl geben, dass der<br />
Vorgesetzte weiß, was man tut, beobachtet das, würdigt das und setzt Perspektiven. Das<br />
gehört auch dazu, dass man sagt, wenn das besonders gut gelingt, können wir beim nächsten<br />
Mal über Beförderung oder mal einen Seitwärts-Move in eine andere Position nachdenken,<br />
um noch mehr Aufwind zu kriegen und so etwas, den Erfahrungsschatz zu verbreitern, das ist<br />
ganz wesentlich. Und das ist eigentlich nach meinem Dafürhalten das Mittel, das die<br />
Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen davor bewahrt, Frustration zu verfallen und keine Zukunft<br />
mehr zu sehen.<br />
Rolf van Dick: Wir haben das bei uns an der <strong>Goethe</strong> Universität vor kurzem eingeführt. Wir<br />
waren einer der Pilot-Fachbereiche, in England, wo ich vorher gelehrt habe, war das schon<br />
lange Standard und Tradition. Wie war das bei ihnen, als sie mit 30 nach der Promotion<br />
wieder in die Deutsche Bank gekommen sind: Gab es da sowas?<br />
Rolf-Ernst Breuer: Zwar noch nicht in dem ausgeprägten Ausmaß, wie wir das heute haben,<br />
aber natürlich, im Ansatz, durchaus. Und hat bei mir ja auch geklappt.<br />
Rolf van Dick: Offensichtlich! Die letzte Frage ist wieder eine etwas allgemeinere, eine<br />
Ebene höher, die Frage nach Werten. Manche Menschen beklagen einen Werteverlust,<br />
zumindest nehmen wir einen Wertewandel wahr. Wie wichtig sind Werte für das tägliche<br />
Miteinander zwischen Führungskräften und Mitarbeitern? Spielen die eine Rolle?<br />
Rolf-Ernst Breuer: Absolut. Also ich glaube, die Wichtigkeit kann gar nicht überschätzt<br />
werden. Ich würde unterscheiden zwischen inneren und äußeren Werten. Die äußeren Werte<br />
sind bei der Bank dem Mitarbeiter mitzugeben, ist die Bank eigentlich wichtig, erfüllt sie eine<br />
Funktion, die man für nützlich erachten kann, werden da Werte geschaffen, dient der Banker,<br />
der Mitarbeiter dem Großen und Ganzen, erfüllt er eine wichtige Funktion für die Gesamtheit<br />
und Ähnliches. Das trägt mit dazu bei, worüber wir eben gesprochen haben, die innere<br />
Wertigkeit des einzelnen Individuums, um nicht dem Frust zu verfallen und zu sagen: „Ist<br />
doch eh egal, was ich mache!“ Innere Werte, da kommt es sehr auf die Vorbildfunktion der<br />
Führungsperson an. Sie muss so führen, dass die Geführten das Gefühl haben, er verfolgt<br />
ganz klare Vorstellungen, was wir alle zusammen bewirken wollen und er versucht das<br />
vorzuleben, und nach ihm kann man sich richten, auf ihn ist Verlass, er ist loyal nach oben<br />
und nach unten, und von daher macht es Spaß, mit ihm im Team zu arbeiten. Das Teamgefühl<br />
zu vermitteln und dennoch gleichzeitig zu führen, das ist eine große Kunst und erleichtert das