Leadership-Interview-Transkript - Sozialpsychologie - Goethe ...
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Wolfgang Schneiderhan<br />
Kurzbiografie<br />
Wolfgang Schneiderhan wurde 1946 geboren und trat als Offiziersanwärter in die<br />
Bundeswehr ein. Er wurde 1979 zum Major und 1999 zum Generalmajor befördert. Von 2002<br />
bis 2009 war er der 14. Generalinspekteur der Bundeswehr und damit der ranghöchste<br />
Offizier der Bundeswehr. Mit sieben Jahren in dieser Funktion war er der bislang am längsten<br />
dienende Generalinspekteur.<br />
Er arbeitete in unterschiedlichen Funktionen, diente unter anderem unter Berthold von<br />
Stauffenberg, dem Sohn des Hitler-Attentäters, war Operationsstabsoffizier im NATO-<br />
Hauptquartier und Leiter des Planungsstabes von Verteidigungsminister Rudolf Scharping.<br />
Er war Vorsitzender des Soldatenhilfswerks der Bundeswehr und wurde mit vielen Ehrungen<br />
ausgezeichnet, unter anderem dem Ehrenkreuz der Bundeswehr in Gold, dem Legion of Merit<br />
der US-Streitkräfte, dem Ordnen der französischen Ehrenlegion und dem Großen<br />
Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.<br />
<strong>Interview</strong> geführt am 10. September 2012 in Bad Soden<br />
Rolf van Dick: Lieber Herr Schneiderhan, haben Sie vielen Dank für die Unterstützung. Sie<br />
haben in den verschiedenen Funktionen von Anfang an Führungsaufgaben gehabt in der<br />
Bundeswehr, gleichzeitig aber auch lange unter anderen Offizieren, Generälen und<br />
Verteidigungsministern gedient. Sie haben mit Sicherheit sechs, sieben verschiedene<br />
Verteidigungsminister auch als General dann mitbekommen. Und uns interessiert heute ganz<br />
persönlich Ihre Erfahrung, die Sie da gemacht haben und die erste Frage, die ich immer stelle,<br />
ist, ob wir überhaupt Führung brauchen. Und bei Ihnen würde ich das gerne zweifach gleich<br />
definieren: Einmal, wenn man ganz oben ist als Generalinspekteur, wer führt einen dann<br />
noch? Und die andere Frage ist, wenn man sich die Bundeswehr anschaut, so wie ich sie auch<br />
selber erlebt habe, es wird ja unendlich viel geregelt, ganz vieles bis in Detail vorgeschrieben<br />
und es gibt den Befehl und Gehorsam und braucht man da noch individuelle, menschliche<br />
Führung?<br />
Wolfgang Schneiderhan: Okay, wenn wir mit dem mal anfangen, das ist ja das Spannendste.<br />
Die Regelungsdichte ist ungeheuerlich, da stimme zu. Diese Regelungsdichte entsteht glaube<br />
ich aus zwei unterschiedlichen Ausgangspunkten: Die eine ist, dass man von unten her keine<br />
Fehler machen will, alles eben geregelt hat und von oben her ist es die politische<br />
Verantwortung, die auch nicht in Fehlerfallen tappen will und deshalb auch zum<br />
Mikromanagement neigt. Wo die beiden sich treffen, dort wird’s grausam, nicht. Also<br />
zumindest für beide Seiten: Für die, die einen führen wollen und die, die geführt werden. Ich<br />
denke beide brauchen, beide Partner brauchen einen Bereich, den man eben Verantwortung<br />
nennt, den man eben tragen muss und dabei kann man Fehler machen und für die muss man<br />
dann geradestehen, nicht, und das wird leider immer mehr versucht sozusagen zu eliminieren<br />
oder zu minimieren, damit das persönliche Risiko geringer wird. Und dabei unterliegen viele<br />
Leute einem tragischen Missverständnis: Es ist gar nicht so gefährlich Fehler zu machen, wie<br />
manche sich einreden. Ich glaube, man kommt auch ganz gut hin, wenn man weiß der hat<br />
einen Fehler gemacht, der übernimmt die Verantwortung dafür. Das ist ja nicht immer das<br />
große Bild von Verantwortung, dass man sagt muss ich mein Amt abgeben, man kann auch<br />
hinstellen und sagen bestrafen Sie mich, ich hab da nicht aufgepasst oder ich hab einen Fehler