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Leadership-Interview-Transkript - Sozialpsychologie - Goethe ...

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haben dann auch etabliert ein System von uns, nach jeder Rede, die wir jeweils halten, nach<br />

Kriterien sortiertes Feedback zu geben, um da irgendwie weiterzukommen. Das haben wir<br />

allerdings innerhalb von zwei Grünen eben gemacht. Zwischen den Parteien findet das nicht<br />

systematisiert statt. Also, es gibt Situationen, wenn es richtig gut läuft, dass mal jemand aus<br />

einer anderen Fraktion auch sehr unverhofft zu Ihnen sagt „Mensch, hat mir ja richtig gut<br />

gefallen.“ oder „Hat genau den Punkt getroffen“. Negativ glaube ich das jetzt eher nicht. Der<br />

hessische Landtag ist allerdings auch sehr polarisiert. Aber zwischen den jüngeren<br />

Abgeordneten und das gilt dann tatsächlich auch „lagerübergreifend“, gibt es schon einen<br />

einfachen Austausch insgesamt, allerdings nicht über Fragen von Qualifikation oder Führung.<br />

Rolf van Dick: Sie haben vorhin gesagt man kann sich auch an existierenden<br />

Führungskräften orientieren und seinen eigenen Führungsstil daran reflektieren. Gibt es<br />

Menschen, die Sie in dieser Hinsicht geprägt haben oder beeindruckt haben, wo Sie sagen, da<br />

hab ich mir ein Beispiel dran genommen?<br />

Kai Klose: Also, für mich ist das, sind das bestimmt mehrere Leute. Klar, in verschiedenen<br />

Lebensphasen. Zunächst habe ich ja in der freien Wählergemeinschaft gearbeitet, hatte dort<br />

einen Fraktionsvorsitzenden, der hat so, für mein politisches Hineinkommen war der schon so<br />

in bestimmtem Maße, hatte der eine Vorbildfunktion. Das änderte sich dann mit zunehmender<br />

Zeit auch so, dass ich zunehmend gemerkt habe, da und da würde ich mich auch abgrenzen<br />

und es genau anders machen wollen. Dann war für mich der damalige Landesvorsitzende<br />

Matthias Berninger eine wichtige Figur, unter dem ich politischer Geschäftsführer wurde. Er<br />

war zu dem Zeitpunkt Staatssekretär bei Frau Künast im<br />

Bundesverbraucherschutzministerium und hatte da natürlich, gerade als Staatssekretär,<br />

erhebliche Führungsverantwortung. Bei ihm habe ich sehr viel gelernt, was einen<br />

kommunikativen Führungsstil betrifft, würde ich sagen. Ansonsten gibt es auch Leute, von<br />

denen ich mich eher negativ abgegrenzt habe. Also, ich glaube, einen Führungsstil, wie ihn<br />

Joschka Fischer in den Achtzigern oder in den Neunzigern noch in der Grünen<br />

Landtagsfraktion praktiziert hat, der sehr stark top-down geprägt war, das wäre etwas, was<br />

heute sicherlich nicht mehr geht, zum Glück nicht mehr geht. Von daher gibt es dann immer<br />

auch negative Abgrenzungen. Ich erlebe im Übrigen man kann sich auch von einer Gruppe<br />

abgrenzen. Also, um ein Beispiel zu nennen, ich erlebe die CDU-Fraktion extrem hierarchisch<br />

gegliedert, ganz anders, als das jetzt bei uns der Fall ist. Da ist völlig klar, wenn der<br />

Fraktionsvorsitzende oder der Generalsekretär eine Linie vorgeben, dann folgt der Rest. So<br />

einfach ist es bei uns mit Sicherheit nicht, da würde wesentlich stärker hinterfragt und auch<br />

Meinungen noch mal angepasst, verändert.<br />

Rolf van Dick: Warum funktioniert Führung so oft nicht? Also, ich denke mal in der Politik<br />

erleben wir es ja, eigentlich haben wir es immer schon erlebt, dass Führung nicht immer gut<br />

funktioniert bis hin zur Politikverdrossenheit der Bürger aber auch Knatsch in den Parteien, in<br />

den Fraktionen. Die SPD ist ja auch ein gutes Beispiel mit Oskar Lafontaine und dem<br />

Verschleiß der Vorsitzenden. Das ist ja zum Teil wahrscheinlich ja auch ein großes<br />

Führungsproblem. Warum ist das so?<br />

Kai Klose: Ich kann das ganz schwer sagen. Also, wir erleben das jetzt in Hessen bei meiner<br />

Partei jetzt seit einigen Jahren nicht mehr so stark. Allerdings erleben wir es gerade im<br />

Moment ja auf Bundesebene auch bei uns wieder, dass die Frage, also, Führung ist, glaube<br />

ich, nichts, was mit der Wahl in ein Amt gegeben ist, sondern es gehört dann auch, um eine<br />

Partei führen zu wollen, gerade eine, die doch einen antiautoritären Reflex hat, wie die<br />

Grünen es seit ihrer Gründung haben. Da muss man sich Führung auch immer wieder neu<br />

verdienen und mein Eindruck ist, das hat jetzt nichts damit zu tun den Rest hinter sich

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