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Wolfgang Prabel Neue Menschen braucht das ... - Klassik & Romantik

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Einkommenssituation verbessern konnte. In den beiden Mecklenburg, in Pommern, Ostpreußen und<br />

Schleswig-Holstein liefen die ländlichen Wähler in Scharen zur DNVP über. In weniger<br />

landwirtschaftlichen Gebieten entschieden sich die DDP-Wähler von 1919 zum großen Teil für die<br />

DVP. Die flüchtigen Anhänger der DDP reichten zahlenmäßig nicht aus, um die Gewinne der DNVP<br />

und DVP zu erklären. Besonders in Ostpreußen oder Waldeck, wo die Konservativen Erdrutschsiege<br />

verbuchten, ging dieser Erfolg auch stark zu Lasten der SPD.<br />

Die Enttäuschung der Wähler über die Friedensbedingungen war oberflächlich betrachtet ein Baustein<br />

des beginnenden Niedergangs der DDP, ein offensichtlich stärkeres Moment des Wandels ergab sich<br />

daraus, daß <strong>das</strong> Übergewicht der freien Berufe in der DDP andere Mittelständler abstieß. Im<br />

reformistischen Lager erfolgte bei der ersten Reichstagswahl eine Umverteilung der Stimmen von der<br />

von Freiberuflern und Bürokraten beherrschten DDP zur mehr handwerklich-industriell dominierten<br />

DVP. 1920 stellte sich <strong>das</strong> reale Kräfteverhältnis zwischen den Parteien der nichtproduzierenden zu<br />

den produzierenden Reformisten her, <strong>das</strong> sich bei der Wahl zur Nationalversammlung wegen der<br />

späten Gründung der DVP nicht gleich 1919 hatte ausbilden können.<br />

Freie Berufe und Gewerbetreibende haben bis heute unterschiedliche Interessen. Handwerker und<br />

Industrielle wurden und werden im deutschen Steuerrecht gegenüber den Freiberuflern benachteiligt.<br />

Freiberufler profitieren von der vorbürgerlichen Vorstellung, daß geistige Arbeit eine privilegierte Arbeit<br />

ist, die besonderen Naturgesetzen unterliegt, und damit von der Gewerbesteuer nicht erfaßt werden<br />

darf. Der Handwerker muß seinen Preis aushandeln oder er muß bei Ausschreibungen den<br />

Mitbewerber unterbieten. Der große Teil der Freiberufler hat es bis heute verstanden, sein<br />

Auskommen mit staatlich festgesetzten Festpreisen zu sichern. Ob es sich um die Gebühren der<br />

Hebammen, der Bezirksschornsteinfeger, der Rechtsanwälte oder der Ärzte handelt, immer hatte der<br />

Staat ein Einsehen und schützte die Freiberufler durch Diplome, Staatsexamen, Gebührenordnungen<br />

und andere Wettbewerbsbeschränkungen. Von Bäckermeistern, Krämern, Landwirten und vom<br />

restlichen produzierenden Mittelstand wurden sie beneidet und manchmal angefeindet.<br />

Die folgende Tabelle zeigt diese Umgruppierung bei den gemäßigten Reformisten.<br />

Norddt. Länder DDP DVP Summe<br />

Anhalt 14,2 -17,3 14,2 + 13,6 28,4 - 3,7<br />

Braunschweig 7,0 -11,3 24,2 k.V. 31,2 k.V.<br />

Bremen 13,4 -20,1 24,5 + 24,2 37,9 + 4,1<br />

Hamburg 17,4 - 8,9 15,1 + 3,4 32,5 - 5,5<br />

Lippe 11,6 -11,9 20,4 + 18,2 32,0 + 6,3<br />

Lübeck 10,5 -20,0 23,4 + 22,9 33,9 + 2,9<br />

Meckl.-Schwerin 8,3 -21,2 15,1 + 9,3 23,4 - 11,9<br />

Meckl.-Strelitz 15,8 -19,8 10,8 + 10,0 26,6 - 9,8<br />

Oldenburg 15,5 -15,4 24,9 + 15,4 40,4 0,0<br />

Sachsen 9,1 -13,0 18,6 + 14,6 27,8 + 1,6<br />

Schaumburg-Lippe 10,5 - 9,9 24,3 + 15,8 34,9 + 5,9<br />

Thüringen 8,3 -14,7 15,2 k.V. 23,5 k.V.<br />

Waldeck 13,0 -10,5 17,6 + 6,9 30,6 - 3,6<br />

Süddt. Länder DDP DVP Summe<br />

Baden 12,3 -9,2 6,8 + 6,8 19,1 - 2,4<br />

Bayern 8,1 -5,4 7,3 + 4,6 15,4 - 0,8<br />

Hessen 10,8 -8,2 16,0 + 4,8 26,8 - 3,4<br />

Württemberg 14,5 -10,9 3,9 + 3,9 18,4 - 7,0<br />

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