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Wolfgang Prabel Neue Menschen braucht das ... - Klassik & Romantik

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„modernen“ Denker aus der Sattelzeit wie beispielsweise Karl Marx oder Arthur Schopenhauer<br />

machen nur 15 % aus. Das sogenannte „moderne“ Denken der Neuzeit wurde wesentlich durch<br />

Personen geprägt, die dem Reformismus des Kaiserreichs verfallen waren.<br />

Der Sieg der NSDAP basiert vorrangig auf dem Aufsaugen des politischen Reformlagers und war<br />

damit <strong>das</strong> Moment einer endlich auch politisch umgesetzten Lebens- und Gesellschaftsreform, die<br />

nach dreißig Jahren populär ab- und zurechtgeschliffen und auf die Bedürfnisse der neuen<br />

Kriegsvorbereitung zurechtgebogen die Massen ergriff. Nicht alle begriffen Hitlers Sieg so: der<br />

Sozialdemokrat Julius Leber meinte etwas hochnäsig, er warte wie alle Welt darauf, endlich die<br />

geistigen Grundlagen dieser Bewegung zu erfahren. Diese Grundlagen lagen seit 40 Jahren auf der<br />

Hand, man hätte nur in eine Buchhandlung gehen müssen, oder in eine andere Zeitung hereinsehen<br />

müssen, als in den "Vorwärts". So wie einige Genossen nur die Aktuelle Kamera und den Schwarzen<br />

Kanal gesehen hatten, und vom Ende der DDR überrascht wurden, so hatte Leber nichts von der<br />

Jugendbewegung und nichts von der Lebensreform, nichts vom Biologismus und nichts vom<br />

Rassismus, nichts von der <strong>Romantik</strong>, nichts von Dostojewski, nichts von Thomas Mann, nichts von<br />

Hermann Hesse, nichts von Friedrich Nietzsche und nichts von der deutschen Planwirtschaft<br />

mitbekommen.<br />

Die geistigen Grundlagen der nationalsozialistischen Bewegung kann man grafisch deutlich machen,<br />

wenn man sich den nationalsozialistischen Korridor anhand der Wahlergebnisse von 1919 bis 1933<br />

vor Augen führt:<br />

Wenn man 1920 als Basis nimmt und analysiert, aus welchen Milieus die 44 % nationalsozialistischen<br />

Wähler deutschlandweit herkamen ergibt sich folgendes Bild:<br />

Zugewinn von gemäßigten Reformisten ca. 20 %<br />

Zugewinn von Linkselitaristen ca. 8 %<br />

Zugewinn von Konservativen ca. 7 %<br />

Zugewinn von Sozialdemokraten ca. 4 %<br />

Zugewinn von Christlichen ca. 3 %<br />

Zugewinn von Bauern und Regionalen ca. 1 %<br />

Wenn man sich erinnert, daß auch bei Linkselitaristen und Sozialdemokraten ein Teil der<br />

Reformkundschaft wählen ging (linke Intellektuelle, Freigeister, Arbeitersportler, Kleingärtner usw.), so<br />

ist eine deutliche Mehrheit der NSDAP-Wähler von der Lebensreform beeinflußt gewesen. Und wer<br />

sehr wenig von der Reform beeinflußt war, der wählte nicht NSDAP.<br />

40<br />

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20<br />

10<br />

0<br />

1919 1920 1924 1924 1928 1930 1932 1932 1933<br />

Trad. Marxisten elitarist. Linke Gemäß. Reformisten<br />

Völk. Reformisten Konservative Christliche<br />

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