Wolfgang Prabel Neue Menschen braucht das ... - Klassik & Romantik
Wolfgang Prabel Neue Menschen braucht das ... - Klassik & Romantik
Wolfgang Prabel Neue Menschen braucht das ... - Klassik & Romantik
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Italien und die Türkei und bereiteten damit den Boden für die epidemische Ausbreitung des totalitären<br />
Bazillus in Europa.<br />
Warte, warte nur ein Weilchen....<br />
Eine ähnliche Sozialisation wie Adolf Hitler hatte auch der 10 Jahre ältere <strong>Menschen</strong>schlächter Fritz<br />
Haarmann, der schon vor 1900 strafrechtlich auffällig wurde. Wie viele andere Kriminelle hatte auch<br />
Haarmann eine schwere Kindheit. Er wurde am 25.10.1879 als sechstes und jüngstes Kind des<br />
Lokomotivheizers Karl Harmann geboren. Seine Jugend war von Konflikten mit seinem Vater geprägt,<br />
der seinem Sohn des öfteren mit der Einweisung in ein Irrenhaus drohte. Mit 16 Jahren wurde Fritz auf<br />
die Unteroffiziers-Vorschule in Neu-Breisach geschickt. Bereits nach wenigen Wochen wurde er aber<br />
wegen psychischer Probleme entlassen. 1896 wurde er dann wegen Unzucht mit Knaben angeklagt.<br />
Statt einer lebenslänglichen Haftstrafe mit anschließender Sicherungsverwahrung wurde er nur in <strong>das</strong><br />
Irrenhaus Hildesheim eingewiesen. Ein halbes Jahr später gelang ihm die Flucht in die Schweiz. Diese<br />
war bereits seit 1848 ein Rückzugs- und Ruheraum für Elitaristen, wie Wagner, Lenin, Trotzki und<br />
Nietzsche. Dort blieb auch Haarmann rund ein Jahr und schlug sich als Hilfsarbeiter durch. Schließlich<br />
kehrte er aber nach Hannover zurück. Im Oktober 1900 wurde er wieder Soldat. Auch diesmal war <strong>das</strong><br />
Soldatenleben nur eine kurze Episode. 1902 wurde er zunächst in eine Abteilung für Nervenkranke<br />
eingeliefert und dann aus dem Militärdienst entlassen.<br />
Haarmann begann nun eine Karriere als Kleinkrimineller. Immer wieder wurde er wegen Diebstahl,<br />
Knabenliebe, Betrug, Betteln, Körperverletzung usw. verhaftet und verurteilt. So verbrachte er den<br />
größten Teil des ersten Weltkriegs im Gefängnis. 318 Am Ende des Kriegs wurde er entlassen.<br />
Während Thälmann und Hitler ihre Aufstände probten, biß der <strong>Menschen</strong>schlächter Fritz Haarmann<br />
zu. Zwischen 1923 und Juli 1924 beförderte er mindestens 24 Kinder und zur Homosexualität<br />
verführte Jugendliche im Alter von 13 bis 23 Jahren vom Leben zum Tode. 1924 wurden einige<br />
Leichenteile in dem Flüsschen Leine in Hannover gefunden. Danach wurde die Leine systematisch<br />
durchsucht. Es wurden allein 22 rechte Oberschenkelknochen gefunden. Der hannoveranischen<br />
Polizei lagen bereits seit geraumer Zeit viele Vermisstenanzeigen für Kinder und Jugendliche vor. Man<br />
ging aber davon aus, daß diese nach Berlin ausgereist waren. Jetzt wurde jedoch klar, daß in<br />
Hannover ein Massenmörder sein Unwesen trieb, dem sie zum Opfer fielen. Dieser Massenmörder<br />
war Fritz Haarmann, auch als <strong>Menschen</strong>schlächter Haarmann bekannt. Haarmann hat mindestens 24<br />
Kinder und Männer ermordet, er selbst sagte aber, er könne sich an über 40 erinnern. Wie bereits<br />
erwähnt verbrachte er den größten Teil des ersten Weltkriegs wegen Verstößen gegen den § 175,<br />
Eigentumsdelikten und Körperverletzung im Zuchthaus. Als er kurz nach dem Ende des Kriegs<br />
entlassen wurde, warb ihn die hannoveranische Polizei als Lockspitzel an. Gleichzeitig wurde<br />
Haarmann Hehler und Schieber. Er verkaufte unter anderem Altkleider und Fleisch. Erwiesenermaßen<br />
waren unter diesen Altkleidern auch die Kleider seiner Opfer. Es wurde gemunkelt, daß er auch <strong>das</strong><br />
Fleisch seiner Opfer verkauft habe. Beweise gibt es dafür nicht, genauso wie für die Behauptung, er<br />
habe <strong>das</strong> Fleisch seiner Opfer selbst gegessen. In dieser Zeit gewann Haarmann einen gewissen<br />
Wohlstand. Dazu trug auch seine Anstellung bei der Polizei bei. Die brachte ihm nicht nur Geld und<br />
Beziehungen, sondern gab ihm natürlich die Gelegenheit, unliebsame Konkurrenten zu denunzieren<br />
und auszuschalten. Haarmann nahm die Kinder und Jugendlichen zu sich nach Hause. Beim<br />
homosexuellen Geschlechtsverkehr erwachte seine pervertierte Mordlust. Er soll den<br />
Geschlechtsverkehrsobjekten nach eigenen Angaben die Kehle durchbissen haben. Danach wurden<br />
die Leichen in kleine Stücke zerschnippelt und in die Leine geworfen. Oder aber, falls die Gerüchte<br />
stimmen, eben als Freibankfleisch verkauft.<br />
Nicht alle Bekannten Haarmanns ereilte der Tod. Zu Hans Grans hatte er eine anhaltende<br />
Unzuchtsbeziehung. Der 1901 geborene Grans zog im Oktober 1919 in Haarmanns Wohnung ein. Er<br />
köderte für Haarmann die Kinder und verkaufte nach der Tötung deren Kleider. Haarmann übernahm<br />
<strong>das</strong> Töten und die Beseitigung der Leichen. Am 22. Juni 1924 wurde Haarmann verhaftet, wenig<br />
später auch Hans Grans. Die Mutter des 18 jährigen Robert Witzel erkannte die verkaufte Jacke ihres<br />
vermissten Sohns wieder. Es stellte sich heraus, daß die Jacke von Haarmann verkauft worden war.<br />
Daraufhin mußte die Polizei die Wohnung ihres Spitzels Haarmann durchsuchen. Nachdem einige<br />
dabei gefundene Kleidungsstücke von den Eltern vermisster Kinder erkannt wurden, gestand<br />
Haarmann. Nach einem aufsehenerregendem Prozess wurden Haarmann und Grans zum Tode<br />
318 www. rosarauschen.de/archiv/personen/fritz_haarmann.html<br />
222