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Wolfgang Prabel Neue Menschen braucht das ... - Klassik & Romantik

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Entfaltet <strong>das</strong> rote Banner des Weltoktobers!<br />

Nach der Konstituierung des Reichstages am 13.10.1930 brachten KPD und NSDAP<br />

Mißtrauensanträge gegen die Regierung ein und versuchten über Geschäftsordnungstricks die<br />

parlamentarische Arbeit zu behindern. Bereits am 18.10. beschloß der Reichstag mit den Stimmen der<br />

Regierungsparteien und der SPD gegen alle Mißtrauensanträge der KPD und der NSDAP zur<br />

Tagesordnung überzugehen.<br />

Zu NSDAP und KPD, die zusammen über ein Drittel der Reichstagssitze verfügten, gesellten sich bei<br />

der Behinderung der parlamentarischen Arbeit von Fall zu Fall auch die DNVP- und Landvolk-<br />

Abgeordneten, so auch am 18.10.1930. Diese Zusammenarbeit von Kommunisten, Nationalsozialisten<br />

und Neokonservativen sollte von nun an eine größere Bedeutung gewinnen.<br />

Es kam darauf an, wieweit <strong>das</strong> Regierungslager und die SPD gegen die Feinde der Republik<br />

zusammenhielten. Hätten die demokratischen Parteien zusammengehalten, wäre die nächste<br />

Reichstagswahl Ende 1934 fällig gewesen, lange nach dem Höhepunkt der Weltwirtschaftskrise.<br />

Soviel Stabilität lag jedoch nicht in Hitlers und nicht in Stalins Interesse.<br />

Wie aus einer anderen Welt kamen die Forderungen der Kommunisten. Sie wohnten auf einem<br />

anderen Stern, es war ein roter Stern, dessen Licht in Moskau gezündet und gebrannt wurde. Am<br />

07.11.1930 mischte sich Moskau wie bereits gewohnt in die deutsche Politik ein. Es war eigentlich<br />

schon lange klar, daß die Sowjetunion und ihre Wasserträger von der KPD einen russischen<br />

Satellitenstaat aus Deutschland machen wollten. Im November wurde diese Option nur klarer<br />

ausgesprochen, als vorher. "Entfaltet <strong>das</strong> rote Banner des Weltoktobers!" hieß der Thälmann-Artikel in<br />

der "Roten Fahne", dem Zentralorgan der KPD. 377<br />

"Während in allen kapitalistischen Ländern, vor allem in Deutschland, unter den Schlägen der<br />

Weltwirtschaftskrise <strong>das</strong> morsche System der niedergehenden kapitalistischen Welt erzittert,<br />

während die Fabriken stillgelegt werden, in jeder Woche neue Zehntausende und Hunderttausende<br />

von Arbeitern aufs Straßenpflaster fliegen, wachsen in der Sowjetunion gigantische Werke der<br />

sozialistischen Wirtschaft empor, drehen sich die Räder, rauchen die Schlote, dehnen sich die<br />

riesigen Getreidefabriken, die sozialistischen Sowjetgüter, auf dem urbar gemachten Land."<br />

Kein Klischee war zu platt, keine Metapher zu abgedroschen, um <strong>das</strong> Heimatland der Werktätigen zu<br />

preisen. Heinrich Vogeler, der seine künstlerische Bahn vor dem Krieg in der Künstlerkolonie<br />

Worpswede mit neoromantischen und Jugendstilgemälden begonnen hatte (rechts exlibris für Bertha<br />

Bienert), wurde 1923 Kommunist und besuchte die Sowjetunion. Danach schuf er drei<br />

„Komplexbilder“, in denen er alle vermeintlichen Errungenschaften gemäß der sowjetischen<br />

Propaganda pries. Die Agitationstafel „Baku“ zeigt die ideologisch gefärbten Wunschbilder vom<br />

aserbaidschanischen <strong>Neue</strong>n <strong>Menschen</strong>. Im Bildzentrum dominieren Schul- und Initiationsszenen<br />

sowie ein Heiligenbild von Lenin.<br />

Thälmann pries den Stalinismus in allen Tonarten, nicht ohne auf den Versailler Friedensvertrag mit<br />

seinen Reparationen hinzuweisen. Darin stand er Hitler und Hugenberg in nichts nach:<br />

"Das Proletariat der Sowjetunion kennt keine Young-Sklaverei, keinen Dawes-Plan, keinen<br />

Versailler Friedensvertrag. Die siegreiche proletarische Revolution hat die imperialistischen<br />

Raubverträge zerrissen und die zaristischen Schulden für null und nichtig erklärt. Die proletarische<br />

Diktatur hat den Massen Arbeit, Brot und Freiheit gegeben. Die Rote Armee, <strong>das</strong> Schwert der<br />

Arbeiter-und-Bauern-Macht, hat in der Vergangenheit alle Anschläge der imperialistischen<br />

Banditen auf <strong>das</strong> Land des Sozialismus abgewehrt und wird auch in Zukunft die räuberischen<br />

Gelüste der Imperialisten zurückzuschlagen wissen. Mit dem Takt der Maschinen in den Fabriken<br />

der sozialistischen Industrie, mit dem Knattern der Traktoren auf den Feldern der Sowjetgüter und<br />

Kollektivwirtschaften, mit dem Sturmschritt der Bataillone der Roten Armee entfacht <strong>das</strong> Land des<br />

Roten Oktobers in den Herzen der Arbeiter aller Länder die Flamme des proletarischen<br />

Kampfwillens für den Sozialismus. Das Beispiel der russischen Revolution, <strong>das</strong> Beispiel des<br />

siegreichen sozialistischen Aufbaus, der erfolgreichen Durchführung des Fünfjahrplans wird zum<br />

Hebel für den revolutionären Klassenkampf in allen kapitalistischen Staaten. Der rote Oktober<br />

entfaltet zugleich <strong>das</strong> Sturmbanner des kommenden Weltoktobers! Die deutsche Arbeiterklasse,<br />

377 www.thaelmann-gedenkstaette.de/werke/19301107.htm<br />

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