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Wolfgang Prabel Neue Menschen braucht das ... - Klassik & Romantik

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Ähnlich kurz und unpersönlich reflektierte Gerhard Rossbach <strong>das</strong> Vorhandensein einer Frau in seinem<br />

Leben: Er erwähnte die Abneigung seiner Frau gegen Tapetentüren, und ihr Nervenleiden, an dem sie<br />

starb. Auch seine zweite Frau fand nur zweimal Erwähnung: Einmal ein Satz gelegentlich der<br />

Hochzeitsreise und zum zweiten Mal eine Erwähnung, <strong>das</strong>s seine Frau ihn aus dem amerikanischen<br />

Internierungslager rausholen wollte.<br />

Für Kapitänleutnant Martin Niemöller war seine spätere Frau zunächst keine eigene Person, sondern<br />

die Schwester seines Kameraden und Schulfreundes Hermann Bremer.<br />

Rudolf Höß bemerkte, <strong>das</strong>s er sich mit seiner Frau im Gleichklang des Vertrauens und Verstehens<br />

befand, um dann anzuhängen<br />

„Doch eines war und blieb zu ihrem steten Kummer: All <strong>das</strong>, was mich zutiefst bewegte, musste ich<br />

mit mir selbst abmachen, konnte ich auch ihr nicht offenbaren.“<br />

Auf deutsch gesagt: Mit Frauen sprach man nicht über Politik. Auch bei Höß war die Frau zunächst<br />

Schwester eines Freundes, in diesem Falle eines völkischen Landkommunarden.<br />

Ernst von Salomon war es wichtiger, zusammen mit seinem Freund Kern den Außenminister<br />

Rathenau aus dem Leben zu befördern, als zu heiraten. Seine Angebetete musste 10 Jahre warten,<br />

bis er die Angelegenheit einschließlich 5 Jahren Zuchthaus erledigt hatte.<br />

Auch in den Memoiren des Generals von Lettow-Vorbeck kam die Frau, die er erst mit 49 heiratete,<br />

weniger um eine Frau zu haben, als vielmehr, „um dem Junggesellenleben Lebewohl zu sagen“, nur<br />

zwischen Tür und Angel vor. Die Hochzeit fand überstürzt statt, da ihn General von Hindenburg einen<br />

Tag später in Kolberg erwartete, um ihn im Baltikum zu „verwenden“. Die nächste längere Erwähnung<br />

fand die Frau nach ihrem Tod. Theweleit bemerkt, <strong>das</strong>s man unangenehm berührt sei, wenn Lettow-<br />

Vorbeck einen Verwandten länger als einen Satz lobend erwähnt. „gleich ist er tot denkt man. Und so<br />

ist es.... Hat Lettow-Vorbeck sich der vornehmen Pflicht des Nachrufs entledigt, geht er meistens zur<br />

Beschreibung einer Jagd über (aber auch nach allen anderen Geschehnissen gibt es Jagden).“<br />

Auch für den späteren Gauleiter von Sachsen, Manfred Killinger, waren Männersachen wichtiger, als<br />

eine Heirat. Gerade bei Kriegsausbruch verweilte er bei seiner Angebetenen. In der Angst den Krieg<br />

zu verpassen wurde die Heirat auf einen Fronturlaub verschoben, der sich anlässlich der<br />

werftmäßigen Überholung des Torpedoboots nicht vermeiden ließ. Nach dem Krieg kaum zu Hause<br />

angekommen, war er froh, sich für geraume Zeit zu den Freikorps verdrücken zu dürfen.<br />

So stellte sich Fidus <strong>das</strong> Geschlechterverhältnis vor: Männer gehören zu schwertschwingenden Bünden und<br />

Frauen flechten ihnen zu Füßen Ehrenkränze. Das Bild wurde zum freideutschen Jugendtag auf dem Hohen<br />

Meißner 1913 geschaffen: „Hohe Wacht“.<br />

Der normale Mann geht seiner Alten stundenweise aus dem Weg: Er geht nach der Arbeit eine Stunde<br />

in die Kellerwerkstatt, wo unter der Werkbank ein Bierkasten steht, er tut nützliche Arbeit in der<br />

örtlichen Feuerwehr oder er entflieht einmal wöchentlich am Abend in den Schützenverein und einmal<br />

im Jahr zum Männertag. Die obigen Freikorps-Männer waren wie Richard Kimbel permanent auf der<br />

Flucht. Sie hatten rund um die Uhr Männerdinge zu tun: zu kämpfen, zu siegen und zu jagen.<br />

Nietzsche hatte ein frauenfeindliches Leitbild entwickelt, welches es den unter intellektuellem<br />

Gruppenzwang stehenden gebildeten Männern schwierig machte, sich als normal gewickelt zu outen.<br />

Es hätte ja ein Freund denken könne, <strong>das</strong>s man es mit einer Gans trieb, oder <strong>das</strong>s man als<br />

eingebildeter Socrates demüthiger Sclave einer scheppernden Xanthippe wäre. Man beleidigte seine<br />

eigene Frau als solche, indem man sie als Schwester eines Kameraden quasi zum Ersatzmann<br />

ernannte.<br />

Friedrich Nietzsche hat folgende Stichworte hinterlassen:<br />

Ach, diese Armuth der Seele zu Zweien! Ach, dieser Schmutz der Seele zu Zweien! Ach, dieses<br />

erbärmliche Behagen zu Zweien!<br />

Katzen sind immer noch die Weiber, und Vögel. Oder besten Falles, Kühe.<br />

Ehe nennen sie diess Alles; und sie sagen, ihre Ehen seien im Himmel geschlossen.<br />

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