Wolfgang Prabel Neue Menschen braucht das ... - Klassik & Romantik
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nationalrevolutionären Gebrüder v. Salomon waren. Ernst von Salomon gehörte zu den Rathenau-<br />
Mördern. Massenaufmärsche erfolgten unter der schwarzen Fahne des Bauernkriegs,<br />
Zwangsversteigerungen wurden verhindert und die Finanzbehörden boykottiert. Zehntausende<br />
Bauern verpflichteten sich feierlich, bei Zwangsversteigerungen nicht zu bieten und keinen<br />
Offenbarungseid abzulegen. Es folgten 11 Bombenattentate. Die Agitation erfolgte gegen <strong>das</strong><br />
"jüdische Auslaugungssystem" mit seinen "Parteien, Bonzen und Cliquen" und die SPD als "Partei des<br />
organisierten Landesverrats". Parolen vom "Dritten Reich", vom "größten Volksbetrug" und vom<br />
"Schweinestall der deutschen Demokratie" machten die Runde.<br />
Das Liedgut der Landvolk-Bewegung ordnete sich in diese hitzige Agitation ein:<br />
Herr Landrat, keine Bange, Sie leben nicht mehr lange...<br />
Heute nacht um Zwei, da besuchen wir Sie<br />
Mit dem Wecker, dem Sprengstoff und der Taschenbatterie!<br />
Im September 1930 fuhren die Landbündler ihr bestes Wahlergebnis mit über 3 % der Stimmen ein,<br />
gleichzeitig setze ihr Niedergang ein. Der Staat begann zu reagieren. Der sozialdemokratische<br />
Oberpräsident drohte Hochverratsprozesse gegen die Organisatoren der "Nothilfe" an und im Oktober<br />
1930 wurde der Bauernführer Heim zu 7 Jahren Zuchthaus verurteilt. Konservative und<br />
Nationalsozialisten distanzierten sich von der militanten Bürgerkriegspraxis der Landbündler. Als die<br />
Landbündler überall an die Grenzen der Staatsmacht stießen, erschlafften sie, im August 1930 war<br />
bereits die Landvolk-Zeitung in Konkurs gegangen. Hitler verbot die Doppelmitgliedschaft von<br />
Landbund und NSDAP, einige Zeit später standen die Landbündler in Scharen vor den Toren der<br />
nationalsozialistischen Parteilokale, um Aufnahmeanträge zu ergattern.<br />
Die Reparationen als internationales Zahlungsproblem<br />
Das Volksbegehren gegen die Versklavung des deutschen Volks wurde kurz vor dem<br />
Bedeutungsverlust der Reparationen ins Leben gerufen.<br />
Das deutsche Volk war Anfang der zwanziger Jahre mit Forderungen in astronomischer Höhe<br />
konfrontiert und geschockt worden. Im Verlauf der zwanziger Jahre zeigte sich, daß die Eintreibung<br />
auch nur eines Teils dieser Forderungen die Weltwirtschaft ruinierte. Die Forderungen wurden deshalb<br />
ständig reduziert.<br />
Die Schuld an den Reparationsforderungen wird in der Geschichtsliteratur Frankreich gegeben.<br />
Frankreich stand als Heizer auf der Reparationslokomotive, England und die USA waren eher die<br />
Bremser auf dem Führerstand. Das hing einmal damit zusammen, daß Frankreich nach 1871 selbst<br />
Reparationen an Deutschland bezahlt hatte und nun auf einer Geld-zurück-Garantie bestand.<br />
Andererseits war Frankreich aber Gefangener der eigenen Verpflichtungen. Auch in Frankreich war<br />
der Krieg nicht zum Nulltarif geführt worden. Die Kriegsführung war teilweise mit amerikanischen<br />
Krediten finanziert worden, die nun zurückgezahlt werden mußten. Dabei waren die deutschen<br />
Reparationen eine willkommene Hilfe. Der Krieg hatte sich auf dem Gebiet Frankreichs abgespielt, so<br />
daß die Zerstörungen in Frankreich nicht unbeträchtlich waren. Auch <strong>das</strong> ist ein Argument für<br />
Reparationen an Frankreich.<br />
Amerika bremste die Franzosen immer wieder, ohne jedoch sofort auf die Rückzahlung der<br />
französischen Kriegsschulden zu verzichten. In der Hoffnung, zumindest einen Teil der französischen<br />
Schulden zurückzubekommen, gaben die Amerikaner Deutschland Kredite zur Bedienung der<br />
französischen Reparationen. Damit kam ein Geldkreislauf USA - Deutschland - Frankreich - USA<br />
zustande. Immer in der Hoffnung, daß Deutschland wieder zu Kräften kommen würde, und dann von<br />
sich aus die Verpflichtungen bedienen könnte, wurde Berlin mit Krediten bedient. Nach einigen Jahren<br />
wurde in Amerika erkannt, daß Deutschland nicht auf die Beine kam und daß die internationalen<br />
Zahlungsverpflichtungen den Welthandel ruinierten. Das war der Zeitpunkt des Schuldenerlasses.<br />
Alles, was in Richtung des Schuldenerlasses getan wurde, war richtig, aber alles, was getan wurde,<br />
erfolgte zu spät, um eine positive politische Wirkung entfalten zu können.<br />
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