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Wolfgang Prabel Neue Menschen braucht das ... - Klassik & Romantik

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Süddt. Länder SPD KPD DStP DVP NS Landv WP DNVP CSVd Z/BVP Sonst.<br />

Baden - 4,3 + 1,6 - 6,3 + 17,7 - 2,4 + 0,2 - 3,3 - 0,8 - 2,5<br />

Bayern - 3,8 + 2,3 - 1,3 - 1,0 + 14,9 - 4,2 - 2,4 + 1,1 + 1,3 - 7,0<br />

Hessen - 2,7 - 1,1 - 4,6 - 5,2 + 24,6 - 7,7 - 2,0 + 0,3 - 2,7 + 0,8 - 0,7<br />

Württemberg - 2,5 + 1,7 - 6,5 + 21,1 - 2,6 - 0,1 - 3,0 + 0,2 - 8,3<br />

Ostprovinzen SPD KPD DStP DVP NS Landv WP DNVP CSVd Z/BVP Sonst.<br />

Berlin + 0,1 - 3,8 - 2,9 + 14,1 - 2,2 - 4,7 + 1,3 - 1,9<br />

Brandenburg - 2,9 + 0,9 - 2,3 - 2,8 + 23,0 - 6,0 - 4,4 - 3,5 + 0,5 - 2,5<br />

Niederschlesien - 5,3 + 1,2 - 2,4 - 2,4 + 22,4 - 3,3 - 3,3 - 2,7 - 2,2 - 1,1 - 1,1<br />

Oberschlesien - 0,6 + 0,4 - 0,8 - 1,1 + 19,8 - 2,1 - 1,8 - 8,3 - 0,6 - 5,6<br />

Ostpreußen - 1,4 + 1,1 - 2,0 - 4,6 + 24,6 - 1,6 - 10,1 - 3,3 - 0,2 - 2,6<br />

Pommern - 3,7 + 1,9 - 1,7 - 2,4 + 23,7 - 3,1 - 3,0 - 9,0 + 0,4 - 2,9<br />

Posen-Westpr. - 2,5 - 0,9 - 1,6 - 2,0 + 29,2 - 3,6 - 2,0 - 9,6 - 5,3 + 0,5 - 2,0<br />

Prov. Sachsen - 2,9 + 0,7 - 2,5 - 5,0 + 23,1 - 5,4 - 4,9 - 0,1 + 0,4 - 3,3<br />

Schleswig-Holst. - 3,5 + 0,1 - 3,4 - 5,8 + 24,1 - 3,7 - 3,9 + 0,3 + 0,2 - 4,3<br />

Westprovinzen SPD KPD DStP DVP NS Landv WP DNVP CSVd Z/BVP Sonst.<br />

Hannover - 5,5 + 2,0 - 2,2 - 4,7 + 23,1 - 1,9 - 2,4 - 0,1 - 1,8 - 6,7<br />

Hessen-Nassau - 3,5 + 0,4 - 3,3 - 3,9 + 22,5 - 5,6 - 3,6 + 0,8 - 3,1 + 0,9 - 1,5<br />

Hohenzollern - 3,0 + 1,4 - 2,7 + 13,6 - 0,1 - 1,6 - 7,7<br />

Rheinprovinz - 0,8 + 1,8 - 2,0 - 3,5 + 10,9 - 4,3 + 0,3 + 2,7 - 5,0<br />

Westfalen - 2,1 + 2,7 - 1,9 - 4,3 + 13,1 - 1,4 - 3,5 + 0,3 - 2,6 + 1,6 - 1,9<br />

Im gemäßigt reformistischen Lager hatte mit der Juliwahl die DStP und die DVP ihr politisches Leben<br />

endgültig ausgehaucht. Auch die Sonstigen, darunter vor allem Bauern- und Regionalparteien waren<br />

fast zur Bedeutungslosigkeit geschrumpft. In den Ostgebieten gingen auch die Konservativen zurück.<br />

Vor allem der einfach gestrickte Mann vom protestantischen Lande lief in Scharen zu den<br />

Nationalsozialisten über.<br />

Strategischer Gewinner der Juliwahl waren nur die Nationalsozialisten, da die Kommunisten und<br />

Katholiken mit ihren Gewinnen wegen fehlenden Bündnispartnern nichts konstruktives anfangen<br />

konnten. Die nationalsozialistischen Stimmengewinne resultierten im wesentlichen aus der<br />

Umgruppierung der völkisch-reformistischen Wähler. Die Wählerwanderung vom völkischen Landvolk<br />

zu den völkischen Nationalsozialisten machte in Waldeck mehr als die Hälfte des<br />

nationalsozialistischen Zugewinns aus. Auch in beiden Hessen, in beiden Mecklenburg und vielen<br />

anderen Landgebieten war ein merklicher Zulauf vom Landvolk eingetreten. In anderen Wahlbezirken<br />

speisten die reformistischen bzw. konservativen Mittelparteien DStP, DVP und WP die NSDAP-<br />

Gewinne alleine oder fast alleine. Beispiele sind die Hansestädte Bremen, Hamburg und Lübeck<br />

sowie die Rheinprovinz und Westfalen. Eine dritte Gruppe von Wahlbezirken, zeigte auch<br />

konservative Zuflüsse. Ostpreußen, Oberschlesien, Pommern und Posen-Westpreußen gehören in<br />

diese Gruppe. In vielen Bezirken leisteten schließlich die Sozialdemokraten noch einen Beitrag,<br />

Thüringen, Braunschweig und die preußischen Ostprovinzen waren davon am stärksten betroffen. Die<br />

Nationalsozialisten hatten die ihnen ideologisch nahestehenden Gruppierungen an die Wand<br />

gedrückt, alle diese Gruppierungen hatten nur noch Zustimmung im 1-%-Bereich oder weniger. Wenn<br />

die NSDAP nach dieser Wahl noch über 37 % vorankommen wollte, so mußten sie in ideologisch<br />

fremdes Gebiet vorstoßen, die reformistischen Grenzen überschreiten und Wähler überzeugen, die<br />

anderen kulturellen Säulen angehörten. Oder sie musste warten, <strong>das</strong>s mehr Wähler aus<br />

reformistischen Altersgruppen wahlberechtigt werden würden und Wähler, die in den demokratischen<br />

Vorstellungen des 19. Jahrhunderts verwurzelt waren wegstürben.<br />

1932 editierte die SPD ein Wahlplakat mit dem rad der Geschichte. In der Parteiführung herrschte<br />

Bunkermentalität. Es wurde nicht zwischen dem SA-Mann, dem Militär, dem Kaplan und dem<br />

Konzernlenker unterschieden. Feinde zerrten am Rad der Geschichte, die SPD hielt dagegen. Daß die<br />

bunte Truppe am linken Bildrand <strong>das</strong> Rad der Geschichte bei unterschiedlichen Gelegenheiten in eine<br />

andere Richtung drehen wollte, als es der SPD-Führung lieb war, blieb dem SPD-Wähler verborgen.<br />

Daß mit dem Militär und dem Kaplan gelegentlich nützliche politische Bündnisse bestanden, wurde<br />

dem Wähler ebenfalls nicht vermittelt.<br />

Noch eine Beobachtung schließt sich an. Je ländlicher ein Gebiet, desto schneller erfolgte der<br />

Niedergang der SPD und der beiden linken Parteien in der Summe, während in den Industrieregionen<br />

eine gewisse Stabilität zu erkennen ist. Die Verluste in den Hansestädten und Berlin oder der<br />

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