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Wolfgang Prabel Neue Menschen braucht das ... - Klassik & Romantik

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Jahr d. höchsten Arbeitslosigkeit zugehörige Arbeitslosenquote<br />

Deutschland 1932 30,1<br />

Österreich 1933 26,0<br />

Norwegen 1933 33,4<br />

Dänemark 1932 31,7<br />

Schweden 1933 23,7<br />

Niederlande 1936 32,7<br />

Belgien 1932 und 1934 23,5 und 23,4<br />

Frankreich 1933 16,1<br />

Großbritannien 1932 17,0<br />

USA 1933 24,9<br />

Italien 1933 ca. 6,0 (1,0 Mio. Arbeitslose)<br />

Zwischen Kommunisten und Nationalsozialisten gab es Berührungen, wenn es direkt darum ging, die<br />

Lebenszeit der Republik zu verkürzen. Das konnte auf der Tribüne einer Streikkundgebung und auf<br />

der Tribüne des Reichstages vorkommen.<br />

Am Jahreswechsel kam es zu Tarifstreitigkeiten im rheinischen Kohlebergbau. Die KPD begann<br />

Streiks zu organisieren. Am 9.1.1931 erließ der Reichskanzler eine Notverordnung über<br />

Schlichtungskommissionen. Diese Kommissionen konnten auch ohne eine Einigung der Tarifparteien<br />

einen Schiedsspruch fällen. Einen Tag später beschloß eine Schlichtungskommission für den<br />

Kohlebergbau eine sechsprozentige Lohnkürzung und die gleichzeitige Rücknahme von<br />

Massenkündigungen.<br />

Als Reaktion auf den Einfluß der KPD in den Betrieben beschloß auch die NSDAP die Gründung von<br />

Betriebszellen. Die Nationalsozialistische Betriebzellenorganisation (NSBO) stand nun der<br />

kommunistischen revolutionären Gewerkschaftsopposition (RGO) gegenüber. Ab und zu arbeiteten<br />

beide bei der Destabilisierung der Republik zusammen. Es gibt ein Foto, auf dem Ulbricht und<br />

Goebbels sich anläßlich eines Streiks auf derselben Berliner Rednertribüne befinden.<br />

1931 bildete sich in Berlin eine Arbeitsgemeinschaft zum Studium der Planwirtschaft der Sowjetunion<br />

„Arbplan“. Das politische Spektrum der Mitglieder umspannte wie üblich <strong>das</strong> gesamte reformistische<br />

Kontinuum. Angefangen vom späteren Kronjuristen des Dritten Reiches Carl Schmidt über die<br />

Professoren Otto Hoetzsch, Friedrich Lenz und Adolf Grabowsky, die Publizisten Ernst Jünger, Georg<br />

Lukács, Friedrich Hielscher (TAT-Kreis), Arvid Harnack (TAT-Kreis) und Ernst Niekisch, reichte die<br />

Teilnehmerliste bis zu den Kommunisten Paul Massing und Karl-August Wittfogel. Im Sommer 1932<br />

setzte die KPD noch eins drauf und gründete den „Bund geistiger Berufe“ als Transmissionsriemen in<br />

<strong>das</strong> intellektuelle Milieu, um die Planwirtschaft a la Stalin zu propagieren. Hier krochen der Ökonom<br />

Friedrich Lenz, der Schriftsteller Ernst Jünger, und der TAT-Kreisler Adam Kuckhoff auf den<br />

kommunistischen Leim. 387<br />

Bereits im Februar 1931 lehnte der Reichstag erneut einen Mißtrauensantrag der NSDAP und der<br />

KPD gegen die Regierung Brüning ab. Der Reichstag beschloß eine Änderung der Geschäftsordnung,<br />

mit der die Behinderung des Parlaments durch die wiederholte Einbringung von Mißtrauensanträgen<br />

erschwert wurde. Darauf verließen am 10.2.1931 151 Abgeordnete der NSDAP, der DNVP und des<br />

Landvolks bis zum 13.10.1931 <strong>das</strong> Parlament. Die 5. Kolonne Moskaus blieb derweilen im Reichstag<br />

zum Stören sitzen.<br />

Im März 1931 erreichte die Arbeitslosenzahl 5 Mio. Eine allgemeine Katastrophenstimmung griff<br />

Raum. Der Reichspräsident schränkte mit einer Notverordnung die Pressefreiheit und <strong>das</strong><br />

Versammlungsrecht ein. Im Juli mußte er diese Notverordnung durch eine neue Notverordnung<br />

nachbessern, mit der Verbote von Zeitungen besser durchgesetzt werden konnten.<br />

Im Mai 1931 wurde die NSDAP stärkste Fraktion bei den Landtagswahlen in Oldenburg. Ein Jahr<br />

später fanden in Oldenburg schon wieder Landtagswahlen statt, bei denen die NSDAP die absolute<br />

Mehrheit erreichte.<br />

Am 5.6.1931 verlangte die Reichsregierung ein Ende der Reparationen. Postwendend lehnte<br />

Frankreichs Außenminister einen Tag später jede diesbezügliche Forderung ab. Am 20.06.1931<br />

387 Gerd Koenen: Der Russland-Komplex, München 2005, S. 343 f.<br />

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