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Wolfgang Prabel Neue Menschen braucht das ... - Klassik & Romantik

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Fazit<br />

Die Entwicklung der politischen Milieus im Rückblick<br />

Die Entwicklung der politischen Milieus läßt sich am besten verfolgen, wenn die Ergebnisse der Wahl<br />

zum 1. Reichstag (nach den Gebietsverlusten in Posen, Westpreußen, Oberschlesien, Schleswig,<br />

Saarland, Memelland und Malmedy) mit der zum 8. Reichstag 1933 verglichen werden.<br />

Antiklerikales gemäßigtes Reformmilieu (DDP, DVP, DStP):<br />

1920 22,2 % 1933 2,0 % Unterschied - 20,2 %<br />

Sozialdemokratisches Industriemilieu (MSPD, SPD):<br />

1920 21,9 % 1933 18,3 % Unterschied - 3,6 %<br />

Elitaristische und heterodoxe Linke (USPD, KPD):<br />

1920 19,7 % 1933 12,3 % Unterschied - 7,4 %<br />

Katholisches und christliches Milieu (Zentrum, BVP, CSVd):<br />

1920 18,0 % 1933 15,0 % Unterschied - 3,0 %<br />

Konservativ-protestantisches Milieu (DNVP)<br />

1920 15,1 % 1933 8,0 % Unterschied - 7,1 %<br />

Sozialdemokraten und Katholiken standen am ehesten in einer <strong>das</strong> eigene Klientel stabilisierenden<br />

Tradition, die konservativen Protestanten und die Linkselitaristen bröckelten auf Grund ihrer<br />

ideologischen Nähe zu den Nationalsozialisten stärker ab, die antiklerikalen gemäßigten<br />

Reformparteien hatten auf Grund noch größerer ideologischer Nähe zur NSDAP den<br />

nationalsozialistischen Lockrufen überhaupt nichts entgegenzusetzen.<br />

Ein Maß für die Erosion der verschiedenen Milieus ist <strong>das</strong> Verhältnis des Endbestands an Wählern<br />

zum Anfangsbestand 1920:<br />

Antiklerikales gemäßigtes Reformmilieu (DDP, DVP, DStP):<br />

1920 22,2 % 1933 2,0 % Übrig geblieben 2,0/22,2 = 9 %<br />

Sozialdemokratisches Industriemilieu (MSPD, SPD):<br />

1920 21,9 % 1933 18,3 % Übrig geblieben 18,3/21,9 = 84 %<br />

Linkselitaristisches Milieu (USPD, KPD):<br />

1920 19,7 % 1933 12,3 % Übrig geblieben 12,3/19,7 = 62 %<br />

Katholisches und christliches Milieu (Zentrum, BVP, CSVd):<br />

1920 18,0 % 1933 15,0 % Übrig geblieben 15,0/18,0 = 83 %<br />

Konservativ-protestantisches Milieu (DNVP)<br />

1920 15,1 % 1933 8,0 % Übrig geblieben 8,0/15,1 = 53 %<br />

Etwa 45 % der NSDAP-Wähler von 1933 stammen aus dem antiklerikalen nichtsozialistischen<br />

Reformmilieu, jeweils ein Sechstel aus dem linkselitaristischen und konservativ-protestantischen<br />

Milieu und nur jeweils ein Zwölftel aus dem sozialdemokratischen und katholischen Umfeld.<br />

Bemerkenswert ist, daß die Sozialdemokraten in industriellen Gebieten wie Bremen, Berlin, Sachsen<br />

und in der Provinz Sachsen stabil blieben, während in ländlichen Gebieten wie Schlesien, Schleswig-<br />

Holstein oder Mecklenburg ein merklicher Abrieb zu verzeichnen war. Ähnlich verhält es sich mit den<br />

Verlusten der Konservativen, auch sie steuerten auf dem Lande, insbesondere in Ostelbien deutlich<br />

mehr zum Erfolg der Nationalsozialisten bei, als in Berlin, Hamburg oder Bremen. Die Zufuhr von den<br />

Linkselitaristen zu den Nationalsozialisten war in deren Hochburgen in den Industriegebieten am<br />

höchsten. Bremen, Sachsen, Berlin und Brandenburg sowie die Provinz Sachsen fallen hier auf.<br />

Mit diesen Tafeln sind die politischen Großgruppen beleuchtet worden. Was passierte aber mit<br />

berufsständischen und Verbandsinteressen?<br />

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