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Die militärischen Handlungsschemata der ... - Dr. Alois Mock

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Nach Meinung von Beobachtern werden die Waffen unter Umgehung des UN-<br />

Embargos mit Hilfe des deutschen Bundesnachrichtendienstes (BND) nach Kroatien<br />

eingeschleust, als die ersten deutschen Kriegsschiffe in <strong>der</strong> Adria angeblich das<br />

Embargo überwachen. Schon bis Mitte 1992, so das Institut für Verteidigungsstudien<br />

am King’s College <strong>der</strong> Universität London, spenden Exil-Kroaten 300 Millionen Dollar<br />

für Waffenkäufe. <strong>Die</strong> Koordinierung <strong>der</strong> Kontakte nationalistisch gesinnter Exil-<br />

Kroaten zur Tudjman-Regierung ist angeblich eine Quasi-„Domäne“ des BND. Das<br />

„Bulletin of the Atomic Scientists“ schätzt 1994, daß die meisten illegal nach Kroatien<br />

gelieferten Waffen aus NVA-Beständen kommen. Der „Spiegel“ vertritt zur gleichen<br />

Zeit die Meinung, daß etwa die Hälfte <strong>der</strong> kroatischen Waffen aus Deutschland<br />

kommt. Aber auch große Mengen türkischer Rüstungsexporte nach Kroatien sind<br />

angeblich deutschen Ursprungs - Waffen <strong>der</strong> nationalen Volksarmee, die man <strong>der</strong><br />

Türkei kostenlos o<strong>der</strong> zu Schleu<strong>der</strong>preisen überlassen hatte. 325 Das deutsche<br />

Verteidigungsministerium auf <strong>der</strong> Bonner Hardthöhe dementiert freilich die Kontakte<br />

und Lieferungen - dennoch ist in informierten Kreisen bald bekannt, dass die<br />

Deutschen den Kroaten Waffen liefern beziehungsweise dies begünstigen. 326<br />

Vielleicht sind die Gründe <strong>der</strong> an sich stets politisch korrekten Regierung Helmut<br />

Kohl (wobei nicht in Erfahrung zu bringen war, wieviel o<strong>der</strong> wiewenig dieser und das<br />

Kabinett tatsächlich über die Lieferungen wissen) wirklich im versuchten Austesten<br />

<strong>der</strong> neün Macht im Zentrum Europas zu suchen. Vielleicht ist dies <strong>der</strong> deutschen<br />

Führung (beziehungsweise den für die Waffenlieferungen Verantwortlichen) auch<br />

völlig gleichgültig und man will ohne größere machtpolitische Ambitionen einfach die<br />

alten und überschüssigen Waffen aus NVA-Beständen loswerden und hat dafür<br />

einen dankbaren Abnehmer gefunden. Der Autor geht davon aus, dass beide<br />

Faktoren bei <strong>der</strong> Bewertung <strong>der</strong> deutschen Motive eine beträchtliche Rolle spielen,<br />

was aber im Endeffekt - die HV bekommt, was sie braucht - zweitrangig ist.<br />

Jedenfalls gibt die Regierung in Zagreb - die bereits zu Jahresende 1991 auch<br />

gemäß serbischen Angaben ausrüstungsmäßig nicht schlecht dagestanden war 327 -<br />

laut dem unabhängigen kroatischen Wochenblatt „Globus“ von Kriegsausbruch bis<br />

Frühjahr 1995 fünfeinhalb Milliarden Dollar (55 Milliarden Schilling) für Waffenkäufe<br />

325 Wolfgang Schnei<strong>der</strong> (Hg.), Bei Andruck Mord. <strong>Die</strong> deutsche Propaganda und <strong>der</strong> Balkankrieg<br />

(Hamburg 1997) 199<br />

326 Hartmann, „<strong>Die</strong> ehrlichen Makler“. S. 174<br />

327<br />

Der serbische Kriegsteilnehmer in Bosnien, Militärfachmann und Universitätsprofessor Novak<br />

Milosevic bestätigte dem Autor im persönlichen Gespräch im Oktober 1997: „The Croatian Army<br />

already in the end of 1991 had enough - also heavy - weapons to be equal to the Serbian Forces in<br />

Croatia.“<br />

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