19.02.2013 Aufrufe

Die militärischen Handlungsschemata der ... - Dr. Alois Mock

Die militärischen Handlungsschemata der ... - Dr. Alois Mock

Die militärischen Handlungsschemata der ... - Dr. Alois Mock

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Und auch die EU-Vermittler beginnen, nach den offensichtlichen Erkenntnissen des<br />

Mai in an<strong>der</strong>en Kategorien zu denken, die zunehmend realpolitische Züge<br />

annehmen. „EU-Vermittler David Owen glaubt, daß mit Westslawonien ein<br />

verhängnisvolles Junktim begonnen hatte: Da die Kontaktgruppe die kroatische<br />

Eroberung West-Slawoniens hinnahm, gab sie den Serben grünes Licht für den<br />

Angriff auf Srebrenica und Zepa. Auch <strong>der</strong> Chefideologe <strong>der</strong> Postkommunisten,<br />

Mihajlo Markovic, sprach von einem Handel: ‘Natürlich waren Srebrenica und Zepa<br />

ein Deal [...]. (<strong>Die</strong> US-Vermittler) Frasure und Holbrooke haben diesen Deal<br />

zustande gebracht. Laßt uns einfache Lösungen haben, sagten sie: Keine Korridore,<br />

keine Enklaven [...].“ 313 Und Owen gibt später seinerseits weitere Einsichten<br />

betreffend den „Blitz“ in Westslawonien zum Besten: “Ich bin überzeugt, daß<br />

Tudjman die bosnischen Serben mit Öllieferungen ‘gekauft’ hatte, so daß diese<br />

einen Ausgleich für die von Milosevic verhin<strong>der</strong>ten Lieferungen erhielten. (...) Ich<br />

erinnere mich auch, wie erfreut mir Tudjman einige Monate zuvor mitgeteilt hatte,<br />

daß Karadzic <strong>der</strong> kroatischen Regierung eine private Landkarte vorgelegt hätte,<br />

nach <strong>der</strong> beträchtliche Teile <strong>der</strong> Krajina den Kroaten zugeschlagen werden<br />

sollten.” 314 Und auch die amerikanische Unterstützung <strong>der</strong> Kroaten fällt in Europa<br />

endlich auf - ebenso wie das Faktum, dass die Kroaten nicht die reinen „Good guys“<br />

und die Serben die klassischen „bad guys“ sind - und diesmal die Kroaten „ethnische<br />

Säuberung“ betrieben hatten: “European military circles feel that US military advisers<br />

were responsible for planning and coordinating the Croatian operation against the<br />

Krajina Serbs. More than 500 Serbs were killed, at least a thousand are ‘missing’<br />

and more than 13.000 were driven from their homes in a systematic ethnic cleansing’<br />

operation.” 315<br />

Das Resummee - die Kroaten erringen im Mai 1995 einen leichten aber<br />

bedeutenden Etappensieg und bereiten sich schon auf die nächste Offensive vor.<br />

Für sie und ihre Unterstützer geht alles nach Plan. <strong>Die</strong> kroatischen Serben sind wie<br />

auch ihre bosnischen „Volksgenossen“ schwer angeschlagen. Nunmehr ist auch<br />

ihnen klar, dass Waffen und Truppen die Entscheidung in <strong>der</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />

bringen würden. Und hier hatten sich die Stärkeverhältnisse bis zum Frühjahr 1995<br />

auf allen Frontlinien eindeutig zu Ungunsten <strong>der</strong> Serben verschoben. Das folgende<br />

Kapitel wird sich den Ursachen und Hintergründen - dem laufenden und<br />

planmäßigen Bruch des Waffenembargos - widmen.<br />

313 Owen, Balkan Odyssee. S. 356 sowie Mihailo Markovic in “Newsweek” vom 5. Februar 1996<br />

314 Owen, Balkan Odysee. S. 424<br />

315 Defense & Foreign Affairs Strategic Policy - London, Volume XXIII, No. 4, April 30, 1995<br />

96

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!