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Die militärischen Handlungsschemata der ... - Dr. Alois Mock

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man es unter <strong>der</strong> Hand. Schon seit dem Washingtoner Abkommen zur mehro<strong>der</strong>-weniger-Befriedung<br />

des moslemisch-kroatischen Konflikts in Bosnien im<br />

Frühjahr 1994 fließen die Waffen zu den serbischen Gegnern. Dass sich die<br />

Amerikaner dabei mit den moslemischen Fundamentalisten aus dem Iran<br />

zusammentun, die vor allem ihren Glaubensbrü<strong>der</strong>n in Bosnien gern Waffen<br />

zukommen lassen, ist Realpolitik vom Feinsten und ruft Erinnerungen an die Iran-<br />

Contra-Affäre wach. Aber es sind nicht nur die Mullahs, die von Raketen bis zum<br />

Panzer alles liefern, was das Herz begehrt. Auch in Bonn ist man durchaus froh,<br />

durch die Vereinigung mit <strong>der</strong> Bundeswehr überschüssiges NVA-Material von<br />

Uniformen bis zur MiG für den Stellvertreterkrieg gegen die serbischen<br />

„Aggressoren“ zur Verfügung stellen zu können und dabei sogar noch ein<br />

bißchen etwas zu verdienen. Offiziell hat man auf <strong>der</strong> Hardthöhe aber mit dem<br />

Krieg am Balkan nichts zu tun, das muß klar sein. Dass auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite -<br />

wenn auch in viel geringerem Ausmaß als <strong>der</strong> Westen bei Moslems und Kroaten<br />

- russische Militärs mehr o<strong>der</strong> weniger stark versuchen, die Serben zu supporten,<br />

gibt dem ganzen jedenfalls einen Hauch von Kalter Krieg-Romantik.<br />

• Klare und einfache Grenzen, verbunden mit einer großangelegten<br />

Bevölkerungsverschiebung, die man offiziell natürlich nie gutheißen würde, hatte<br />

man so etwas doch in Washington noch kurz zuvor als „ethnische Säuberung“<br />

gegeißelt. So werden Srebrenica und Zepa im Sommer den Serben nur allzugern<br />

überlassen, dafür ziehen diese sich im Herbst als Ausgleich mehr o<strong>der</strong> weniger<br />

kampflos in Westbosnien zurück. Und die Zivilbevölkerung geht in beiden Fällen<br />

mit. Kurz - man erweckt den Anschein, als wuerden die Kriegsparteien kämpfen,<br />

in Wahrheit rücken sie auf Linien vor o<strong>der</strong> ziehen sich auf Linien zurück, die<br />

schon vorher ausgemacht sind. Gekämpft wird hier praktisch nur noch für die<br />

Kameras. Ein groteskes und zynisches Spiel - aber es funktioniert in Kroatien und<br />

in Bosnien. 1870 Aber den sicherlich medienwirksamen Aufschrei <strong>der</strong> Opposition im<br />

Nachbarlän<strong>der</strong> einzudämmen. <strong>Die</strong> Bereitschaft <strong>der</strong> von einem Handelembargo am meisten in<br />

Mitleidenschaft gezogenen Nachbarn, die Einhaltung <strong>der</strong> Wirtschaftssanktionen zu befolgen, wird<br />

durch internationale Kompensationszahlungen geför<strong>der</strong>t. Darüber hinaus tragen solche<br />

Unterstützungsmaßnahmen durch die wirtschaftlich stärkeren Teilnehmer am Sanktionsregime dazu<br />

bei, das regionale Umfeld zu stabilisieren und die Isolation des Ziellandes zu unterstreichen. <strong>Die</strong> gegen<br />

Serbien beschlossenen Zwangsmaßnahmen haben diese Kriterien nur unzureichend erfüllt.“ Giersch,<br />

Konfliktregulierung in Jugoslawien 1991 - 1995. S. 82<br />

1870<br />

„Nach vier Jahren eines grausamen Krieges und zermürben<strong>der</strong> Verhandlungen ließen sich<br />

zwischen Serbien und Kroatien plötzlich problemlos die Grenzen von 1991 wie<strong>der</strong>herstellen. Das viele<br />

im Namen des Vaterlands vergossene Blut schien plötzlich seinen Sinn verloren zu haben, von<br />

Vaterland und tiefverwurzeltem Haß war plötzlich nicht mehr die Rede. Nachdem die Beute verteilt und<br />

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