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Die militärischen Handlungsschemata der ... - Dr. Alois Mock

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Für die Kroaten selbst sind die Situation und die Erfor<strong>der</strong>nisse klar: Außenminister<br />

Granic und sein damaliger Stellvertreter Sana<strong>der</strong> hatten schon zuvor<br />

unmißverständlich bekräftigt, daß Kroatien den Fall Bihacs “unter keinen Umständen<br />

zulassen” würde. “Ein solcher hätte Kroatien eine strategisch katastrophale Lage<br />

gebracht. <strong>Die</strong> miteinan<strong>der</strong> durchgehend verbundenen Gebiete <strong>der</strong> Serben in Bosnien<br />

und Kroatien wären besser zu verteidigen gewesen, im Besitz des<br />

Bahnknotenpunkts Bihac hätten die Serben schnell und unproblematisch<br />

Nachschub, Material und Truppen verschieben können.” Es liegt auf <strong>der</strong> Hand, daß<br />

Zagreb dies verhin<strong>der</strong>n muß. 1140<br />

Und die Kroaten sind - mit den USA im Rücken - entschlossen, es gar nicht so weit<br />

kommen zu lassen. Ende Juli ist die Entscheidung für die Offensive gegen die<br />

Krajina bereits gefallen. “Wenn es nötig ist, werden wir vor Waffengewalt nicht<br />

zurückschrecken“, hatte Tudjman bereits zu Jahresbeginn verkündet. “<strong>Die</strong> Krajina-<br />

Serben und die Führung in Belgrad wissen, daß wir in <strong>der</strong> Lage sind, unser Land mit<br />

Waffengewalt zu befreien. In dieser Frage steht die ganze Welt hinter uns.” 1141 Und<br />

schon damals hatte <strong>der</strong> kroatische Praesident geglaubt, das zu wissen, was ebenso<br />

wichtig für eine reibungslose Abwicklung des Unternehmens ist: “Ich bin ganz sicher,<br />

daß Milosevic nicht eingreift.” 1142 Trotzdem will man sich natürlich absichern, dass<br />

alles läuft wie geplant. Angeblich fährt daher ein “hoher Berater Tudjmans” kurz vor<br />

dem kroatischen Einmarsch in die Krajina nach Belgrad zu Milosevic. 1143 Bestätigt<br />

werden kann dies freilich nicht.<br />

Für Zagreb ist klar, dass die Krajina militärisch genommen werden muß. <strong>Die</strong> Motive<br />

und die Zielsetzung sind offensichtlich - es muß eine großangelegte aber saubere<br />

Show für die Welt sein. Und dann ist man das serbische Problem ein für alle Mal los.<br />

„Tudjman wollte und konnte die Krajina nicht auf dem Verhandlungswege<br />

zurückbekommen. Nur ein Gefecht konnte den Verdacht auf ein Gemauschel mit<br />

den Serben zerstreuen. Aber vor allem würde nur ein völlig regulärer Angriff die<br />

Zivilbevölkerung zur Flucht und dazu bewegen, ihre Wohnungen den vielen<br />

kroatischen Flüchtlingen zu überlassen, die in den Auffanglagern warteten. Auch<br />

mußte die Wie<strong>der</strong>eroberung schnell stattfinden, denn sonst wäre das benachbarte<br />

Dalmatien - dessen Zugangsstraßen die Knin-Serben kontrollierten - eine weitere<br />

Saison lang ohne Touristen geblieben, was den einzigen Devisenzufluß für das Land<br />

1140<br />

“Entscheidende Vorbedingungen wurden dafür bereits Ende 1994 geschaffen. Bereits im<br />

November 1994 hatten die Kroaten entscheidende Erfolge bei Glamoc und Bosansko Grahovo erzielt.”<br />

Benedikter, <strong>Die</strong> bitteren Früchte von Dayton. S. 167<br />

1141 Der Spiegel 4/1995. S.131<br />

1142 Ebenda. S.131<br />

1143 Burg, Shoup, The war in Bosnia-Herzegovina. S. 332<br />

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