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Die militärischen Handlungsschemata der ... - Dr. Alois Mock

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die ostbosnischen Enklaven an die Serben vorgesehen haben soll,<br />

zuvorzukommen. 729<br />

Tatsächlich aber ist <strong>der</strong> Traum vom schnellen Durchbruch mehr o<strong>der</strong> weniger schon<br />

am zweiten Tag <strong>der</strong> Offensive geplatzt. <strong>Die</strong> Handvoll an den Brennpunkten<br />

eingesetzten guten serbischen Artilleristen schießen die moslemische Infanterie<br />

zusammen. „Mehmed spricht mit Bedauern und Anerkennung von <strong>der</strong> Präzision <strong>der</strong><br />

serbischen Artilleristen. ‚Sie legten nur 10 m vor die eigenen Infanteriestellungen ein<br />

Sperrfeuer aus Granaten. <strong>Die</strong> schossen aus 2 km Entfernung auf 5 m genau.‘ <strong>Die</strong><br />

bosnische Artillerie sei dagegen ein Haufen von Lehrlingen. ‚Wir haben wenige<br />

Waffen und schlechtere Artilleristen.‘ Immerhin ist es gelungen, an einigen Stellen<br />

vorzurücken. Dort, wo die bosnische Infanterie den Wald zur Deckung nehmen<br />

konnte, sind die Vorstöße erfolgreich. ‚Wenn wir die serbischen Stellungen erreichen<br />

können, haben wir Vorteile. In <strong>der</strong> Regel sind wir im Kampf Mann gegen Mann<br />

stärker.“ 730 Das stimmt soweit. Doch unter den Umständen laufen die Moslems den<br />

Serben völlig ins Messer. <strong>Die</strong> Verluste sind höher als erwartet ohne dass sich die<br />

Opfer durch erzielte Erfolge rechnen. <strong>Die</strong> Moslems müssen ihre Hubschrauber<br />

ständig zum Verwundetentransport einsetzen. In Kakanj, 40 Kilometer von Sarajevo<br />

im Tal <strong>der</strong> Bosna, „sind die Hubschrauber <strong>der</strong> bosnischen Armee pausenlos im<br />

Einsatz. Verwundete werden von hier aus auf die umliegenden Krankenhäuser<br />

verteilt.“ 731 Und auch den einfachen Soldaten ist bald klar, dass die Offensive ein<br />

Misserfolg ist.<br />

Am Wochenenden wird dennoch in <strong>der</strong> Region Sarajevo weiter gekämpft, wenn auch<br />

nicht mehr mit <strong>der</strong> gleichen Intensität wie Donnerstag und Freitag. <strong>Die</strong> Frontlage<br />

zeigt sich in diesen Tagen als ausgesprochen unübersichtlich. <strong>Die</strong><br />

Regierungstruppen hätten laut Radio Sarajevo am Sonntag die serbischen Linien an<br />

mehreren Stellen durchbrochen, und zwar im Nordwesten in <strong>der</strong> Gegend von Ilijas,<br />

bei Hadzici im Südosten sowie im Süden bei Trnovo. Einzelheiten erfaehrt man<br />

vorläufig nicht. Im Nordwesten von Sarajevo, bei Kiseljak und Visoko, greifen jetzt<br />

angeblich auch die Einheiten des HVO mit artilleristischer Unterstützung in die<br />

Kämpfe ein. “Falls das zutrifft, wäre es das erstemal, daß <strong>der</strong> HVO die von den<br />

Muslimen dominierte bosnische Armee bei <strong>der</strong> Rückeroberung von Ortschaften<br />

unterstützt, welche die Kroaten nicht für sich beanspruchen, die aber für die<br />

Bosnjaken von erstrangiger Bedeutung sind.” 732 Zagreb selbst hatte zuvor zwar auch<br />

729 ÖMZ 5/1995. S. 548<br />

730 Rathfel<strong>der</strong>, Sarajevo und danach. S. 238<br />

731 Ebenda. S. 239<br />

732 Neue Zürcher Zeitung, Montag, 19. Juni 1995. S. 1<br />

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