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Die militärischen Handlungsschemata der ... - Dr. Alois Mock

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über die mit den USA verbündeten Län<strong>der</strong> Türkei 384 , Saudiarabien und Pakistan mit<br />

Waffen aus amerikanischer Fertigung versorgt werden, wird man in einigen<br />

europäischen Hauptstaedten etwas nervös. Europäische Geheimdienstberichte<br />

registrieren, daß diese Lieferung von Militärgütern für die ABiH zu ernsten<br />

Spannungen zwischen <strong>der</strong> US-Regierung und ihren europäischen Partnern führen. 385<br />

Als <strong>der</strong> bosnische Krieg im Sommer 1995 mit <strong>der</strong> Einnahme <strong>der</strong> moslemischen<br />

Schutzzonen durch serbische Kräfte nochmals zu kippen scheint, entschließt sich<br />

die Türkei schließlich offiziell zur Bewilligung von Militärhilfe für die Glaubensbrü<strong>der</strong><br />

und zur Ausbildung <strong>der</strong> ABiH-Truppen, Malaysia zur Verpflichtung, den Moslems<br />

trotz UN-Embargo Waffen zu verkaufen, und die Vereinigten Arabischen Emirate zur<br />

Bewilligung von Finanzmitteln für militärische und humanitäre Zwecke. Im August<br />

1995 erklären die Außenminister von neun OIC-Län<strong>der</strong>n das UN-Waffenembargo für<br />

nichtig, und im September billigen die 52 Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> OIC Waffen- und<br />

Wirtschaftshilfe für die Moslems. 386<br />

Das Fazit: Alle Seiten decken sich vor und während des Krieges nach Kräften mit<br />

Waffen ein und kümmern sich nicht um das Embargo. Begünstigt wird dies durch die<br />

Tatsache, dass <strong>der</strong> Staatengemeinschaft beziehungsweise den UN nicht<br />

ausreichende Mittel und kein entsprechen<strong>der</strong> politischer Wille zur Hand ist, das<br />

Embargo jemals wirklich durchzusetzen. Vielmehr übernimmt vor allem in den letzten<br />

beiden Jahren des Krieges längst die kriegsimmanente Eigendynamik vor Ort und<br />

coole Realpolitik in Washington das Ru<strong>der</strong>. Der Krieg sollte gemäß Ziel <strong>der</strong> US-<br />

Administration durch Schaffung eines Gleichgewichts <strong>der</strong> Kräfte endlich zu einem<br />

genehmen und vor allem schnellen Ende kommen. Dazu brauchen bosnische<br />

Moslems und die Kroaten noch mehr Waffen als sie ohnehin schon besitzen und<br />

gute Berater (am besten solche, die man selbst kennt, weil sie in <strong>der</strong> eigenen Armee<br />

gedient hatten) zur Ausbildung. Dass sie beides über die Amerikaner bekommen,<br />

bestätigt auch <strong>der</strong> ehemalige östereichische Botschafter in Sarajevo, Valentin Inzko:<br />

„<strong>Die</strong> bosnische Regierung hatte sich in <strong>der</strong> Endphase des Krieges diese kritische<br />

Mengen an Waffen via Wien und Zagreb besorgen können. Sogar <strong>der</strong> US-<br />

Botschafter in Zagreb, Peter Galbraith, hat zugegeben, daß er Waffenlieferungen<br />

toleriert hat.“ 387 Vor dem House International Relations Commitee nach dem Krieg,<br />

384<br />

Gemäß Berichten wird die moslemische Armee via Flughafen Tuzla durch C-130-Transporter aus<br />

<strong>der</strong> Türkei mit leichten Waffen, Munition und Panzerabwehrwaffen beliefert. Turks accused of seret<br />

flights to arm Bosnia, The Sunday Times, March 20, 1995. S. 6<br />

385<br />

APA 051, 28. Juli 1995<br />

386<br />

Huntington, Kampf <strong>der</strong> Kulturen, S. 470<br />

387<br />

Gespräch mit Österreichs Botschafter in Bosnien-Herzegowina <strong>Dr</strong>. Valentin Inzko. Sarajevo, August<br />

1997<br />

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