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Die militärischen Handlungsschemata der ... - Dr. Alois Mock

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lockiert hätte. In diesem Fall hätten die ökonomischen und sozialen Spannungen<br />

die Popularität <strong>der</strong> Regierungspartei zerstört.“ 1144 Gleichzeitig können die kroatische<br />

Führung und zahllose Kriegsgewinnler den Serben fast dankbar sein für die fast<br />

vierjaehrige Besetzung eines Viertels des Landes durch die Serben. Denn Tudjman<br />

hat “sein größtes Geschäft gerade den Serben zu verdanken. Der Krieg in Dalmatien<br />

hat die Immobilienpreise in einer <strong>der</strong> schönsten Urlaubsgegenden <strong>der</strong> Welt fallen<br />

lassen und dadurch die reichen kroatischen Emigranten - dieselben, die die<br />

Wahlkampagne für Tudjman bezahlt hatten - in die Lage versetzt, ein großes, unter<br />

an<strong>der</strong>en Bedingungen undenkbares Immobiliengeschäft abzuwickeln.“ 1145<br />

Trotz <strong>der</strong> kroatischen Entschlossenheit zum Militärschlag werden bis zuletzt noch<br />

Scheinverhandlungen mit den Krajina-Serben geführt - aber die Kroaten haben in<br />

Wahrheit bereits an<strong>der</strong>es vor. Und sie wissen, dass es funktionieren wird. So können<br />

sie es sich auch erlauben, als Janvier für den 31. Juli ein Treffen <strong>der</strong> HV- und ARSK-<br />

Kommandaten arrangiert, einfach nicht zu kommen. 1146 Am Tag darauf, dem 1.<br />

August, überreicht Galbraith Tudjman eine Note: “<strong>Die</strong> USA sind sehr beunruhigt, daß<br />

Kroatien eine Offensive in den Sektoren Süd und Nord plant” - “We did not favor<br />

military action” wird Galbraith später angeben. Eine Pflichtübung für das Protokoll<br />

und die Medien. Tudjman wird, darauf angesprochen, vor laufen<strong>der</strong> Kamera später<br />

darüber lachen. <strong>Die</strong>smal habe die US-Aufklärung „nicht versagt“, sagt er zynisch. 1147<br />

Und er hat leicht lachen. Denn Amerikaner und Kroaten sind in diesen Tagen damit<br />

beschäftigt, die ganze Welt zu düpieren, auch die US-Verbündeten in Europa. In<br />

einer persönlichen Notiz Holbrookes an Christopher, die er selbst in seinen<br />

Erinnerungen offenlegt, steht dies schwarz auf weiß: „Mit einer etwaigen<br />

Verärgerung <strong>der</strong> Europäer über spärlich fließende Information können wir leben. Das<br />

dringende Bedürfnis nach Schnelligkeit und Sicherheit muß hier Vorrang<br />

haben...“ 1148<br />

Das heißt, die Amerikaner wollen ihr “Endgame” wie schon im Grundkonzept<br />

festgelegt am liebsten allein durchziehen - ohne die zau<strong>der</strong>nden Europäer, aber mit<br />

den Kroaten. Das ist für sie jedenfalls auch einfacher. Denn beide, Amerikaner und<br />

Kroaten, wollen im Gegensatz zu den uneinigen Europäern genau dasselbe - die<br />

Serben hinaus aus <strong>der</strong> Krajina. Aber nicht alle machen sich den gleichen Aufwand,<br />

um dies zu verschleiern. Viel wird erst Jahre später aufkommen. Fest steht aber aus<br />

1144 Rumiz, Masken für ein Massaker. S. 153<br />

1145 Ebenda. S. 166<br />

1146 Report of the Secretary-General submitted pursuant to Security Council Resolution 1009 (1995),<br />

S/1995/730, 23 August 1995. Internet: http://www.helsinki.fi/%7Etervio/prica/uncro.html<br />

1147 Bru<strong>der</strong>krieg, 6. Folge<br />

1148 Holbrooke, Meine Mission. S. 139<br />

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