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Die militärischen Handlungsschemata der ... - Dr. Alois Mock

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man ihn seitens <strong>der</strong> moslemischen politischen Führung loswerden, sprich töten,<br />

wollen wäre das Zurückschicken ins serbische Feür sicher eine zielführende<br />

Möglichkeit. Will man, dass er als offensichtlich bester Militär und charismatischer<br />

Wi<strong>der</strong>standskämpfer <strong>der</strong> Enklave, diese im Entscheidungskampf gegen die<br />

überlegenen Serben führt, muss man ihn zurückschicken. Will man ihn aber<br />

jedenfalls weiter verwenden und wenn möglich unter eigener Kontrolle haben, ist das<br />

nicht sinnvoll.<br />

Nach dem Abzug Orics ist die Mehrheit <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Srebrenica-<br />

Kriegspräsidiums (die sich aus seinen zivilen und <strong>militärischen</strong> Führern<br />

zusammensetzt) im Juni offenbar für eine Aufrechterhaltung einer relativ passiven<br />

Haltung eingestellt. Der spätere Stabschef <strong>der</strong> 28. Division ABiH in Srebrenica,<br />

Bekcirovic, sagt aber angeblich bei einer Son<strong>der</strong>sitzung des Kriegspräsidiums, er<br />

habe über das II. Korps in Tuzla eine Anweisung des Oberkommandos, einen<br />

Ablenkungsangriff außerhalb <strong>der</strong> Enklave durchzuführen, um die serbischen<br />

Streitkräfte von <strong>der</strong> Front in Sarajevo abzulenken. Becirovic zeigt den Anwesenden<br />

eine Kopie dieser Or<strong>der</strong>, die den Inhalt bestätigten. Mehrere Mitglie<strong>der</strong> des<br />

Kriegspräsidiums sind skeptisch. Militärische Aktionen könnten den Serben als<br />

Vorwand für weitere eigene Angriffe dienen.<br />

Als <strong>der</strong> Sommer über Bosnien hereinzieht, sind somit alle am Fall Srebrenica<br />

Beteiligten in einer schwierigen Situation, die für keine Seite ohne Einwirkung von<br />

aussen lösbar scheint. <strong>Die</strong> UN-Führung, weil ihre Resolutionen - was an sich nichts<br />

Neues ist - betreffend die „Schutzzone“ von beiden Seiten nicht wirklich beachtet<br />

werden, wobei relativ eindeutig die Moslems aus Srebrenica heraus als „Agents<br />

provocateurs“ wirken und die Serben mit Vergeltungsschlägen antworten. Das<br />

Dutchbat, weil ohnehin eine „Mission impossible“ hat, es die Serben systemtisch<br />

abschnüren und die Moslems ihnen das Leben in <strong>der</strong> Enklave so schwierig wie<br />

möglich machen. <strong>Die</strong>se selbst, weil sie in <strong>der</strong> Enklave über kaum schwere Waffen<br />

verfügen, weitgehend isoliert, durch den Abzug ihrer besten Kommandanten<br />

geschwächt, intern zerstritten und von <strong>der</strong> Führung in Sarajevo unter <strong>Dr</strong>uck gesetzt<br />

sind. Und die bosnischen Serben, weil sie allein vor allem personell nicht über die<br />

Mittel verfügen, Srebrenica einzunehmen, von <strong>der</strong> Staatengemeinschaft ohnehin<br />

schon unter <strong>Dr</strong>uck stehen und selbst nach einer potenziellen Eroberung <strong>der</strong> Stadt<br />

nicht über die Ressourcen verfügen, die zehntausenden Moslems in <strong>der</strong> Enklave zu<br />

versorgen - das sie dies vermutlich aber auch nicht vorhätten, steht auf einem<br />

an<strong>der</strong>en Blatt Papier.<br />

und seine führenden Offiziere zuvor nach Sarajevo ausgeflogen hatte und nicht mehr zurückkehren<br />

ließ.” Gespräch mit V. Inzko.<br />

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