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Die militärischen Handlungsschemata der ... - Dr. Alois Mock

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<strong>Die</strong> US-Administration in Washington hatte dieses Dilemma, das sich in ähnlicher<br />

Form auch auf die an<strong>der</strong>en verbliebenen Enklaven Zepa und Gorazde übertragen<br />

lässt, schon im Frühjahr 1995 erkannt und ist, nachdem man als einziger Player über<br />

die dafür notwendigen Mittel verfügt, entschlossen, die Frage auf ihre Art zu lösen.<br />

Im „Endgame“-Plan, <strong>der</strong> in diesen Mai- und Juniwochen in Washington entsteht, ist<br />

die Antwort auf all die offenen Fragen vorgegeben. Einfache Grenzen muß man in<br />

Bosnien und in Kroatien herstellen, keine verwinkelten Frontlinien und vor allem<br />

keine Enklaven. Am Endpunkt dieser Planung steht die Lösung: <strong>Die</strong> ostbosnischen<br />

Enklaven müssen an die Serben fallen. <strong>Die</strong> Moslems werden woan<strong>der</strong>s entschädigt.<br />

Und offensichtlich sind sie damit gar nicht unzufrieden, denn es löst auch viele ihrer<br />

Probleme - nicht nur jenes mit dem eigenwilligen Oric. <strong>Die</strong> Idee zu diesem<br />

Landtausch, den die Amerikaner jetzt realpolitisch kühl aufbringen, war ihnen<br />

nämlich offensichtlich bereits selbst gekommen. Schon Anfang 1993 habe Haris<br />

Silajdzic den Vorschlag gebracht, Srebrenica und Zepa gegen die Sarajevo-Vororte<br />

Vogosca und Ilidza zu tauschen, wie moslemische Spitzenmilitärs bestätigen. 872<br />

Karadzic war für Tauschgeschäfte dieser Art ohnehin immer zu haben und hatte<br />

solche selbst mehrmals angeboten. Zuletzt angeblich im Jänner 1995 gegenüber<br />

Izetbegovic. Dabei schlägt er, sollten die Informationen korrekt sein, dasselbe vor<br />

wie Silajdzic - Srebrenica, Zepa und Gorazde gegen das Sarajevo-Umland zu<br />

tauschen. Zwar habe Izetbegovic damals dieses Angebot abgelehnt, aber eine<br />

Diskussion in Erwägung gezogen. 873<br />

Aber da man sich offenbar „innerjugoslawisch“ auch über diese Frage nicht ohne<br />

<strong>Dr</strong>uck von aussen einigen kann, schreiten die Amerikaner in diesem Frühjahr zur Tat<br />

und zeichnen die Landkarte neu. Clinton-Sicherheitsberater Sandy Vershbow wird<br />

die Intention <strong>der</strong> US-Administration betreffend Srebrenica später bemerkenswert<br />

offen aussprechen: „Bereits im Juni schien uns die Lage Srebrenicas ziemlich<br />

hoffnungslos. Eine Art Tausch für mehr Land für die Moslems in Mittelbosnien<br />

erschien uns sinnvoll.“ 874 An dieser Aussage gemessen, erscheint die Einstellung <strong>der</strong><br />

Amerikaner gegenüber einem serbischen Vormarsch gegen Srebrenica in einem<br />

neuen Licht. Denn, glaubt man den Quellen, sind die Indizien für einen<br />

bevorstehenden serbischen Angriff auf die Enklave schon einige Wochen zuvor<br />

eindeutig. Und es ist ganz und gar nicht glaubwürdig, dass die Amerikaner, die nur<br />

wenige Wochen später die kroatische „Oluja“-Offensive in <strong>der</strong> Krajina supervisen,<br />

nicht wissen, was in Ostbosnien vor sich geht. So ist davon auszugehen, dass <strong>der</strong><br />

CIA und die US-Air Force von dem bevorstehenden Angriff wissen, haben sie doch<br />

872 Gespräch mit Sefer Halilovic<br />

873 Rathfel<strong>der</strong>, Sarajevo und danach. S. 224<br />

874 Bru<strong>der</strong>krieg, 6. Folge<br />

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