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Die militärischen Handlungsschemata der ... - Dr. Alois Mock

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entstandene Aggression wurde auch ein multiethnischer Raum ausgelöscht. Aus<br />

diesem Blickwinkel einer polis, die Angreifern aus einer rückständig-bäuerlichen Welt<br />

ausgesetzt ist, erhalten auch an<strong>der</strong>e, strategisch völlig unsinnige Aktionen dieses<br />

Krieges, wie die Zerstörung <strong>der</strong> Brücke von Mostar o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Beschuß <strong>der</strong> Altstadt<br />

von Dubrovnik, plötzlich einen neuen Sinn.“ 16<br />

Nach <strong>der</strong> Einnahme Vukovars wollen maßgebliche JNA-Generäle die Schwäche <strong>der</strong><br />

Kroaten nutzen und gegen Zagreb marschieren, was in <strong>der</strong> Stadt eine gewisse<br />

Panikstimmung aufkommen läßt. Aber Milosevic hält die Armee zurück - es gehe nur<br />

um die serbisch besiedelten Gebiete, nicht um die Stadt. Danach kann die JNA<br />

jedenfalls trotz Einsatzes <strong>der</strong> Luftwaffe und von Raketen gegen die kroatische<br />

Hauptstadt bis zum Jahresende 1991 keine nennenswerten territorialen Gewinne<br />

mehr verbuchen und gerät im Gegenteil örtlich unter immer stärkeren kroatischen<br />

<strong>Dr</strong>uck. Das weitgehend hergestellte militärische Patt hat zur Folge, daß <strong>der</strong> Krieg<br />

bereits einen beträchtlichen Zeitraum vor Inkrafttreten des vom ehemaligen US-<br />

Außenminister Cyrus Vance ausgehandelten Waffenstillstandes am 3. Jänner 1992<br />

in den meisten Kampfabschnitten in Kroatien zu einem regelrechten Stellungskrieg<br />

Marke Weltkrieg I erstarrt.<br />

Nach dem Abflauen <strong>der</strong> Kampfhandlungen in Kroatien (von <strong>der</strong>en Ende kann<br />

keineswegs die Rede sein, obwohl Milosevic den Krieg im Jänner für „beendet“<br />

erklärt 17 ), und obwohl <strong>der</strong> Waffenstillstand aus Sicht von Beobachtern nach wenigen<br />

Tagen wie<strong>der</strong> fast vollständig zusammenbricht, sollte die Situation durch die<br />

Stationierung von über 13.000 UN-Soldaten entspannt und die Zeit des<br />

Waffenstillstandes zu Verhandlungen genutzt werden, um zwischen Serben und<br />

Kroaten zu einem Abkommen zu gelangen. Allein die unterschiedliche Auslegung<br />

<strong>der</strong> relevanten Punkte im Waffenstillstandsabkommen zwischen Krajina-Serben und<br />

Kroaten läßt aber bald die später bestätigte Befürchtung aufkommen, die Lage in<br />

Kroatien habe sich nur kurzzeitig beruhigt o<strong>der</strong> sei nur „zugedeckt“ worden.<br />

<strong>Die</strong> Skeptiker die Lage in Kroatien betreffend sollten - betrachtet man die versuchten<br />

kroatischen Vorstöße schon des Jahres 1993 und die serbischen Gegenschläge<br />

darauf - Recht behalten. Bricht doch fast zeitgleich mit <strong>der</strong> nur vermeintlichen<br />

Stabilisierung <strong>der</strong> Lage in Kroatien <strong>der</strong> bewaffnete Konflikt in Bosnien aus, wo sich<br />

die Lage aufgrund <strong>der</strong> spezifischen Mischstruktur <strong>der</strong> Bevölkerung noch<br />

dramatischer darstellt als in Kroatien. „As the data shown (...) make clear, of the<br />

approximately 100 opstine 18 that made up Bosnia-Herzegovina on the eve of the war,<br />

in about one-third of them no ethnic community had a strong majority or could claim<br />

16<br />

Ebenda. S. 112<br />

17<br />

TV-Dokumentation „Brennpunkt“ - „Serbien über alles“<br />

18 Opstinas entsprechen im Vergleich mit Österreich etwa Verwaltungsbezirken.<br />

11

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