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Die militärischen Handlungsschemata der ... - Dr. Alois Mock

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Ereignisse vom Juli 1995 seien auch die Folge von „Irrtümern und Fehlurteilen“ <strong>der</strong><br />

UN gewesen, stellt Generalsekretär Kofi Annan im November 1999 in einem Bericht<br />

an die UN-Vollversammlung fest. 1072<br />

„Mit großem Bedauern und Trauer haben wir unsere eigenen Aktionen und<br />

Entscheidungen angesichts des Angriffs auf Srebrenica überprüft“, heißt es im<br />

Bericht Annans. „Irrtümer, Fehlurteile und die Unfähigkeit, das Ausmaß des Unheils<br />

zu beurteilen“ hätten dafür gesorgt, dass die UN nicht ihre Pflicht erfüllt hätten, die<br />

Menschen in Srebrenica „vor <strong>der</strong> serbischen Kampagne des Massenmordes zu<br />

schützen“. Annan, während des Bosnien-Kriegs selbst als Untergeneralsekretär <strong>der</strong><br />

Vereinten Nationen für Krisen-Einsätze zuständig, gibt „<strong>der</strong> gesamten internationalen<br />

Gemeinschaft“ die Schuld für den Fall Srebrenicas. Er nennt auch den<br />

Weltsicherheitsrat, die aus sechs Nationen einschließlich Deutschlands bestehende<br />

damalige Kontaktgruppe, „an<strong>der</strong>e Regierungen“, das UN-Hauptquartier in New York<br />

und die damalige UN-Mission im ehemaligen Jugoslawien als Mitverantwortliche. 1073<br />

Aber auch Annan wird für sein Verhalten im Fall Srebrenica kurze Zeit nach seinem<br />

Eingeständnis selbst verantwortlich gemacht werden. Denn Überlebende des<br />

Massakers zeigen im Februar 2000 Vertreter <strong>der</strong> Vereinten Nationen, darunter<br />

Annan, beim UN-Kriegsverbrechertribunal an. Ein Anwalt <strong>der</strong> Opfervereinigung<br />

„Mütter von Srebrenica“ sagt in Den Haag, ohne das Fehlverhalten des jetzigen UN-<br />

Generalsekretärs und an<strong>der</strong>er Mitarbeiter <strong>der</strong> Vereinten Nationen wäre es 1995 nicht<br />

zum Massaker gekommen. 1074 Dass dieses scheinbare „Fehlverhalten“ und die<br />

Massaker offensichtlicher Teil eines „Endgames“ sind, das nicht in Bosnien geplant<br />

son<strong>der</strong>n nur dort ausgetragen wird, wissen die Betroffenen natürlich zumeist nicht.<br />

Und jenseits <strong>der</strong> <strong>Dr</strong>ina weiß man anscheinend auch nach dem Sturz Milosevics und<br />

sechs Jahre nach den Vorfällen ebenso wenig, was in Ostbosnien in den Julitagen<br />

des Jahres 1995 vorgefallen war. Wenig überraschend, da sich die Milosevic-<br />

Regierung damit nicht beschäftigt hatte. Man war ja schließlich gar nicht involviert<br />

gewesen. Das wirkt sich naturgemäß auf die öffentliche Wahrnehmung aus. Mitte<br />

Juli 2001 ist die serbische Öffentlichkeit daher „in ihrer Seele tief erschüttert“, als <strong>der</strong><br />

staatliche TV-Sen<strong>der</strong> zum sechsten Jahrestag des Falles Srebrenica eine BBC-<br />

Dokumentation über die dort verübten Gräueltaten bringt. <strong>Die</strong> Opposition - also die<br />

früheren Regierungsparteien - for<strong>der</strong>n umgehend Personalän<strong>der</strong>ungen. Einfache<br />

Menschen bekunden Unmut. Auch das ist nicht wirklich verwun<strong>der</strong>lich. Denn die<br />

einzigen Bil<strong>der</strong>, die im staatlichen Fernsehen bisher von Srebrenica zu sehen<br />

gewesen waren, hatten stets Mladic beim Verteilen von Zuckerln an moslemische<br />

1072 APA 617, 15. November 1999<br />

1073 Ebenda.<br />

1074 APA 786, 4. Februar 2000<br />

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