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Die militärischen Handlungsschemata der ... - Dr. Alois Mock

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Dänemark und Norwegen. <strong>Die</strong> ursprünglich vorgesehene Entsendung kanadischer<br />

Truppen nach Banja Luka war am Wi<strong>der</strong>stand <strong>der</strong> Serben gescheitert, so daß die<br />

Blauhelme letztlich nur auf nicht serbisch kontrolliertem Territorium stationiert sind. 402<br />

Und so wie Briten und Franzosen zahlenmäßig dominieren, sind seit 1993 bereits<br />

auch die Kommandostrukturen <strong>der</strong> UNPROFOR-Truppen in ihrer Hand, wie<br />

zumindest die Bevölkerung in Sarajevo das Erscheinungsbild <strong>der</strong> UNPROFOR<br />

interpretiert. Bis auf Satish Nambiar, den indischen Kommandeur <strong>der</strong> Truppen 1991,<br />

hätten lediglich französische, britische o<strong>der</strong> kanadische Kommandeure die Befehle<br />

gegeben. „Der Informationssektor <strong>der</strong> UNPROFOR ist fest in britischer Hand. <strong>Die</strong>s<br />

äußert sich nicht nur in <strong>der</strong> Bestellung von Pressesprechern, noch wichtiger ist, daß<br />

die britischen Geheimdienste in je<strong>der</strong> Einheit <strong>der</strong> UNPROFOR, gleich welcher<br />

Nationalität, den Informationssektor kontrollieren. ‚Wir haben davon profitiert, daß<br />

Informationen gebündelt an uns weitergegeben wurden‘, erklärte ein<br />

nie<strong>der</strong>ländischer Offizier. Aber er gab auch an, daß damit die politische Ausrichtung<br />

<strong>der</strong> Informationen gesteuert werden konnte.“ 403 Und es kommen verstärkte<br />

Beschwerden - von Medienvertretern über die UN, von den UN über Medienvertreter.<br />

Grosso modo ist das Verhältnis zu diesem Zeitpunkt bereits mehr als angeschlagen<br />

und gespannt. Nicht wenige Journalisten wollen durch beson<strong>der</strong>s kritische o<strong>der</strong><br />

serbenfeindliche Berichte die UN unter <strong>Dr</strong>uck setzen, „doch „etwas zu tun“ - die<br />

Vereinten Nationen fühlen sich im Gegenzug bisweilen erpresst, missverstanden<br />

o<strong>der</strong> zumindest nicht fair behandelt. Das wirkt sich naturgemäß alles an<strong>der</strong>e als<br />

positiv auf die Zusammenarbeit aus. Beispiele für diese Irritationen gibt es viele,<br />

eines sei kurz angemerkt. „Bei kritischen Anlässen ist die Regie unübersehbar. <strong>Die</strong><br />

Frage, wie es möglich sei, daß eine Schutzzone <strong>der</strong> UN (Bihac) von einer an<strong>der</strong>en<br />

(Krajina) mit von den UN konfiszierten Waffen angegriffen werden könne, trifft<br />

offenbar einen politisch empfindlichen Nerv und wird als ‚dumm‘ abqualifiziert. Einige<br />

Tage später forschen Mitglie<strong>der</strong> des UN-Informationssektors bei Freunden und<br />

Bekannten über den Fragesteller nach.“ 404<br />

Fast verständlich ist seitens <strong>der</strong> UN-Vertreter, dass diese die zumeist Moslemfreundliche<br />

(und damit klarerweise UN-kritische) Berichterstattung vor dem<br />

Hintergrund ihres schwierigen Auftrags und ihres Selbstverständnisses nicht<br />

goutieren. Aus ihrer Sicht haben sie als „Friedenstruppen“ nicht die Aufgabe,<br />

moralische Unterscheidungen zwischen Tätern und Opfern zu treffen. <strong>Die</strong>se<br />

Einstellung bringt ihnen den Zorn vieler Medienvertreter und vor allem <strong>der</strong> Moslems<br />

ein. Denn im Ergebnis bestätigen Friedenstruppen allein durch ihre Anwesenheit an<br />

402 Giersch, Konfliktregulierung in Jugoslawien 1991 - 1995. S. 238<br />

403 Rathfel<strong>der</strong>, Sarajevo und danach. S.187<br />

404 Ebenda. S. 188<br />

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