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Die militärischen Handlungsschemata der ... - Dr. Alois Mock

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eträchtliche Einheiten von an<strong>der</strong>en Fronten abgezogen und ihre gesamte Planung<br />

und Aufmerksamkeit auf Sarajevo gerichtet. Aber <strong>der</strong> Vormarsch bleibt bald stecken<br />

und die Moral <strong>der</strong> moslemischen Militärs ist angeschlagen. Das VII. Korps ABiH kann<br />

zwar gleichzeitig auf dem hinter Travnik aufragenden Vlasic-Gebirge geringe<br />

Fortschritte machen beim Versuch, die Serben aus strategischen Positionen zu<br />

verdrängen. Doch immer noch reicht die serbische Artillerie bis Travnik. Jedenfalls<br />

sind auf Seiten <strong>der</strong> Moslems in ganz Zentralbosnien jetzt fast alle Männer in Uniform<br />

unterwegs. Kein Zufall, daß die Serben zum jetzigen Zeitpunkt in Ostbosnien<br />

angreifen, meinen viele.” 891<br />

Auch in weiterer Hinsicht ist die Wahl des Zeitpunkts kein Zufall: <strong>Die</strong> Serben hatten<br />

seit Monaten konsequent versucht, die moslemische Zivilbevölkerung in <strong>der</strong> Enklave<br />

auszuhungern. Hilfsgütertransporten <strong>der</strong> UN verweigern sie in den letzten vier<br />

Monaten die Durchfahrt, mit einer Ausnahme in <strong>der</strong> Woche vor <strong>der</strong> Eroberung. Nun<br />

steht aber die Kartoffelernte bevor, “und die Bosnjaken sind immer noch da. Ein Ziel<br />

des gegenwärtigen serbischen Vorstoßes könnte es sein, das Einbringen <strong>der</strong> Ernte<br />

zu verhin<strong>der</strong>n.” 892<br />

Der Angriff selbst beginnt dann am Donnerstag, 6. Juli, um 03.15 Uhr. In schneller<br />

Abfolge feuern die Serben sechs Raketen aus einem Mehrfachwerfer in das<br />

Nordgebiet <strong>der</strong> Enklave. 45 Minuten später berichten die überall im Gebiet<br />

exponierten nie<strong>der</strong>ländischen OPs im Südosten von schweren Gefechten. Am ersten<br />

Tag konzentriert sich das Feuer auf das Gebiet rund um OP Foxtrot, <strong>der</strong> sich auf<br />

dem 836 Meter hohen Berg Javor, knapp außerhalb <strong>der</strong> Südostzipfels <strong>der</strong> Enklave<br />

befindet. Der Berg dominiert gemeinsam mit zwei an<strong>der</strong>en die Haupteingangsstraße<br />

nach sowie eine Straße knapp südlich von Srebrenica. Man nimmt zu dem Zeitpunkt<br />

an, die VRS wolle mit dem Vorstoß diese Straße unter ihre Kontrolle bringen. 893<br />

<strong>Die</strong> VRS braucht zwar mit schwerem Beschuß nicht zu geizen, muß aber mit ihren<br />

infanteristischen Kräften haushalten, denn hier hat man das größte Manko. Im Juni<br />

verfügt man über drei o<strong>der</strong> vier Bataillone, die den drei Brigaden des <strong>Dr</strong>ina-Korps<br />

unterstehen, die um die Enklave positioniert sind. <strong>Die</strong> durchschnittliche Mannstärke<br />

<strong>der</strong> Bataillone beträgt nur rund 250 Soldaten. Das ist ein <strong>Dr</strong>ittel <strong>der</strong> Normalstärke<br />

eines regulären Bataillons. <strong>Die</strong> Einheiten <strong>der</strong> VRS auf Brigadeebene sind ebenfalls<br />

sehr unterschiedlich stark <strong>Die</strong> Mannstärke kann zwischen 800 und rund 5.000<br />

variieren. Für gewöhnlich hat man aber nur rund 2 bis 3.000 Soldaten im Feld. <strong>Die</strong><br />

891 Stephan Israel, Von <strong>der</strong> ganzen Welt verlassen - “Es gibt gar keine Moral”. Salzburger Nachrichten.<br />

14. Juli 1995. S. 5<br />

892 Neue Zürcher Zeitung, <strong>Die</strong>nstag, 11. Juli 1995. S. 1<br />

893 Honig, Both, Srebrenica. S. 7<br />

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